Am heutigen 19. Mai wird RB Leipzig zehn Jahre alt. Wir gratulieren und sprechen (vielleicht) mit Ryan S. Mark-Eting, einem Fan der ersten Stunde.
Ryan S. Mark-Eting, Sie sind RB-Leipzig-Supporter der ersten Stunde. Pünktlich zum zehnjährigen Geburtstag steht Ihr Klub im DFB-Pokalfinale. Zufrieden?
Ich muss mich schon manchmal zwicken. Was wir in so kurzer Zeit erreicht haben, und das lediglich mit einer Anschubfinanzierung von einer Milliarde Euro, ist das wahrscheinlich größte Fußballmärchen überhaupt. Vergleichbare Wunder gab es allerhöchstens noch in Salzburg 2005.
Also alles eitel Sonnenschein?
Na, einen kleinen Makel hat unser Märchen schon. Es wäre sehr schön gewesen, wenn wir zu Beginn einen Traditionsverein plattgemacht hätten, so wie in Salzburg damals. Da gibt es schon eine Art Phantomschmerz. Aber ich will nicht undankbar wirken. Ich bin ein glücklicher Rasenballsport-Kunde. Und Traditionsvereine kann man einfach verdrängen, geht ja auch.
Also dem SSV Markranstädt geht es nicht allzu rosig.
Wem? Na, egal. Jetzt wo sie es sagen: Alles ist nun doch nicht eitel Sonnenschein aktuell. Sie haben sicher die Kontroverse um unsere Pokalfinal-Shirts mitbekommen?
Darauf steht „Beflüüüüügelt ins Finale“, sehr nah am Claim des Sponsors.
Da kann man drüber reden. Die Leute könnten den Eindruck bekommen, dass dieser Verein einzig und allein existiert, um Sichtbarkeit für Red Bull zu erzeugen. Was für ein absurder Gedanke.
Nun, es gibt Fans, die genau das behaupten.
Also ich bitte Sie, Sponsoren gibt es doch überall. Ich kann absolut keinen Unterschied erkennen zwischen einem normalen Bundesligaverein, der Sponsorengelder benötigt, um den Spielbetrieb zu finanzieren, und einem am Reißbrett entworfenen Marketingvehikel, bei dem alles darauf ausgelegt ist, eine bestimme Marke zu zeigen. Sie etwa?
Äh.
Sehen Sie. Und diese ganze Traditionsdebatte. Ich sage Ihnen was. Hier gibt es eine Menge Tradition.
Ach ja?
Ja. Zum Beispiel versauen wir traditionell die Preise auf dem Markt für Jugendspieler. Im Gästeblock arbeiten traditionell fragwürdige Ordner. Eigene Anhänger haben traditionell keine Mitsprache und werden traditionell von den Fanbetreuern ausspioniert, um Hausverbote auszusprechen, wenn irgendwo auf einem Dorfsportplatz Pyrotechnik gezündet wurde.
Klingt nach relativ vielen Konflikten.
Quatsch. Wenn es ein Problem gibt, wissen unsere 17 Mitglieder ganz genau, wann sie dem Didi die Meinung geigen kö- hahahaha, haha, hahahaha, entschuldigung. Puh. Wo war ich? Achja: Konflikte im Verein. Also manches hat sich hier schon verändert.
Was denn?
Na, zuletzt haben sie Bully, unser Maskottchen neu designt. Sie haben ihm einfach das arrogante Grinsen genommen, jetzt wirkt er richtiggehend sympathisch. Da muss ich sagen: Das passt einfach nicht zu uns.
Und sonst?
Der sportliche Erfolg zieht natürlich viele Eventfans an. Zu DFB-Pokalspielen kamen mitunter über 10.000 Zuschauer. Da sind Leute dabei, die wissen nicht mal, wie man eine Klatschpappe richtig bedient oder bei einer vom Sponsor georderten Choreo mitmacht. Da frag ich mich schon: Ist das noch mein Rasenballsport, wie ich es von früher kenne? Ich habe Leute in meinem direkten Umfeld, die gehen gar nicht mehr ins Stadion. Die sagen ganz klar: Ich bin gegen den modernen Rasenballsport. Ich kann die schon verstehen. Aber das Positive überwiegt für mich. Wollen Sie wissen, was unseren Verein so besonders macht?