Radikale kroatischen Fans sorgen beinahe für einen Spielabbruch. Dahinter steckt jedoch mehr als plumpe Randale: Es geht um Politik.
Ante Cacic ist ein freundlicher Mensch. Mit seiner Brille und dem grauen Schnauzbart sieht er eher aus wie ein gutmütiger Sportlehrer, der es nicht so schlimm findet, wenn seine Jungs mal zu spät zum Unterricht kommen. Aber gutmütig war am Freitagabend nichts mehr an Cacic, dem Trainer der Kroatischen Nationalmannschaft. „Das ist eine Schande vor den Augen ganz Europas. Ich nenne das eine Art von Terror. Das sind für mich keine Fans, ich nenne sie Hooligans“, schnaubte er auf der Pressekonferenz.
Zuvor hatte sein Spieler Ivan Rakitic bereits in ein ähnliches Horn geblasen: „Ich möchte mich bei der Uefa und der tschechischen Mannschaft entschuldigen. Das richtige Wort für diese Leute ist im Fernsehen nicht erlaubt.“
Die richtigen Worte hatte sich der geneigte Zuschauer in der 86. Minute des Spiels Kroaten gegen Tschechien getrost selber denken können, als aus dem kroatischen Block Bengalos und Böller auf den Platz flogen. Was folgte, war eine Spielunterbrechung, Schlägereien zwischen kroatischen Fans auf der Tribüne und eine Fehleinschätzung Cacics, der als Randalierer lediglich „eine Gruppe von zehn Leuten“ ausmachte. Als Mitarbeiter des Verbandes sollte er es besser wissen, schließlich tobt bereits seit Jahren ein Krieg zwischen Teilen der kroatischen Fanszene und deren Verband.
Mehr als Selbstzweck mediengeiler Krawallbrüder
Seit 2008 sind kroatische Fans immer wieder auffällig geworden, meist durch Pyro oder rassistische Vergehen. Dabei sind die Ausschreitungen jedoch mehr als Selbstzweck mediengeiler Krawallbrüder. Die Fans wollen dem Verband schaden, so sehr, dass es ihnen egal ist, dass sie damit automatisch auch der Nationalelf schaden.
„Niemand wird uns stoppen“
Die Verursacher der unschönen Szenen am Freitag werden bei den Bad Blue Boys vermutet, einer Ultra-Gruppierung von Dinamo Zagreb. „Niemand wird uns stoppen“, war auf deren Facebookpräsenz zu lesen, unter einem Foto der Krawalle. Auch sollen Ultras aus Split und Rijeka beteiligt gewesen sein. Das Werfen von Pyro war ein „feuriger“ Protest, der sich gegen Verbandspräsident Davor Suker, vor allem aber gegen Ex-Dinamo-Präsident Zdravko Mamic richtete, der nach einem Korruptionsskandal zwar nicht mehr Dinamo-Präsident ist, nach wie vor aber beste Verbindungen in den kroatischen Fußball unterhält.