Karl-Heinz Rummenigge kritisiert das Festhalten an 50+1 und verabschiedet sich geistig von der DFL. Das offenbart nicht nur ein seltsames Demokratieverständnis – sondern auch die bayrischen Probleme.
„Mehr Qualität bedeutet mehr sportliche Spannung und besseren Fußball“, argumentiert Rummenigge. Qualität, die seit Jahren von finanzpotenten Klubs Europas zusammengekauft wird. Qualität, die der FC Bayern sowohl auf dem Platz als auch auf dem Trainerstuhl dringend sucht.
Darin zeigt sich, dass es dem FC Bayern nicht um das Wohl des deutschen Fußballs geht, sondern um die eigene Wettbewerbsfähigkeit in der Champions League. Gerade in der wahrscheinlich gescheiterten Verpflichtung von Thomas Tuchel am Wochenende wird deutlich, dass der FC Bayern eine aus seiner Sicht abgehängte Bundesliga dominiert, dadurch aber vor neuen Problemen steht. Weil Fußball eben nicht nur durch Geld entschieden wird, sondern durch Wettbewerb. Und Sportler noch immer den Wettbewerb suchen. Der FC Bayern, der nun auch vor 100-Millionen-Transfers „weniger Bedenken hätte“ kann national aber nur noch eines bieten: sein Portemonnaie – und das ist im internationalen Vergleich auch nur schmal.
Mitmachen oder …?
Ob die dringend notwendige Konkurrenz nun aus Dortmund, Leipzig („Ich mag Leipzig“), Hannover („Wenn Herr Kind seinen eigenen Weg gehen will, soll er es so machen“), Bremen („chinesische Investoren […] sollen sie machen) oder von einem derzeit noch mittelmäßigen Zweitligisten kommt, scheint Karl-Heinz Rummenigge freilich egal zu sein. Und was mit denen passiert, die sich der Marktöffnung nicht preisgeben, sondern Identifikation und Mitbestimmung stärken wollen, auch.
Rummenigge und der FC Bayern beweisen, dass sie dem Sog des internationalen Geschäfts längst ausgeliefert sind. Es hätte auch keines Nachdrucks bedurft, um zu wissen, dass sie sich von der Solidargemeinschaft DFL nicht nur geistig gern verabschieden würden. Gut also, dass 18 Vertreter am vergangenen Donnerstag den Rettungsanker warfen. Gut auch, dass ihn ein mittelmäßiger Zweitligist werfen kann.