Vincenzo Grifo spielt beim SC Freiburg – zum dritten Mal. Warum Treue für ihn so ein große Rolle spielt, was die Pforzheimer Kanaken damit zu tun haben und weshalb er früher jeden Tag Videos von Hakan Çalhanoğlu geschaut hat, hat er uns im April erzählt.
Sie haben Hoffenheim besiegt?
Nein, in der Verlängerung haben wir verloren, wir konnten nicht mehr laufen. Aber an dem Abend sind wir feiern gegangen, als hätten wir die Champions League geholt.
Ihre Freunde aus Pforzheim, die Bolzplatzgang, gibt es die immer noch?
Wir haben eine WhatsApp-Gruppe. „Unter Uns“ heißt die. Da schicken wir uns Scheiß hin und her.
Sie waren damals jung und auf dem Bolzplatz alle gleichberechtigt. Nur einer wurde zum Star, bekam Anerkennung und viel Geld. Sind die anderen neidisch auf Sie?
Nein. Die Jungs geben mir seit Jahren die vollste Unterstützung. Auf meinem Instagram-Acount habe ich ein Bild. Auf dem sind sie drauf, wie sie bei einem Spiel in Gladbach alle mein Trikot tragen. Echt verrückt, darüber musste ich mir nie Gedanken machen.
Ihr Junggesellenabschied in Basel soll wild gewesen sein …
Dazu sage ich besser nichts. Aber Basel stimmt nicht.
Zürich.
Kann sein, will ich lieber nicht bestätigen.
Die Pforzheimer Jungs haben auch eine Weile Ihre Facebook-Seite betreut. Einmal gab es da Ärger.
Ich hatte mich verletzt und ein Bild aus der Physio hochgeladen. Da hat ein Typ darunter kommentiert, dass er hofft, ich falle lange aus. Die Jungs haben in meinem Namen zurückgekeilt, das war nicht jugendfrei. Hat halt bisschen gescheppert, Pforzheimer Slang. Die Botschaft war: Egal, was mit dem Jungen ist, erst musst du an uns vorbei.
Treue scheint eine große Rolle zu spielen in Ihrem Leben. So haben Sie zum Beispiel Ihre Jugendfreundin geheiratet.
Vanessa habe ich vor acht Jahren in Pforzheim kennen gelernt, mit 16. Wir waren noch Kinder. Aber wir sind durch dick und dünn gegangen, sie hat immer alles ausgehalten. Manchmal haben wir uns nur ein Mal in der Woche gesehen, den Rest der Zeit war ich arbeiten, trainieren, joggen. Aber das hat uns zusammengeschweißt und uns gezeigt: Hey, wir wollen das gemeinsam schaffen.
Sie wurden Profi und verdienten viel Geld. Da wechseln manche Ihrer Berufskollegen die Freundin schneller als die Kickschuhe.
Ich habe mit Vanessa eine Frau, die alles mit mir durchgestanden hat. Wer wäre ich, sie zu verlassen, nur weil ich jetzt bekannt bin? Als es in Hoffenheim und Gladbach nicht lief, wer war da wohl für mich da? Wir streiten uns fast nie. Wir sind ein gutes Team, sehr eingespielt, um es mit einer Fußballfloskel zu sagen. Ich bin meiner Frau mega dankbar.