Vincenzo Grifo spielt beim SC Freiburg – zum dritten Mal. Warum Treue für ihn so ein große Rolle spielt, was die Pforzheimer Kanaken damit zu tun haben und weshalb er früher jeden Tag Videos von Hakan Çalhanoğlu geschaut hat, hat er uns im April erzählt.
Sie ist auch Italienerin. Als Italiens Nationaltrainer Roberto Mancini im November bekannt gab, dass Sie im Kader der Squadra Azzurra stehen, sollen Sie beide geheult haben.
Da muss ich ein bisschen ausholen. Italien ist alles für mich. Zu Hause in Pforzheim wurde Italienisch geredet. Es gibt für mich nicht Größeres als Orecchiette von Mama. Immer lief der Fernseher, Serie A. Ich liebe Inter Mailand. Und wenn ein Länderspiel war, standen Francesco, Pino und ich in einer Reihe. Mit der Hand auf der Brust haben wir die Hymne gebrüllt wie Geisteskranke. Auf dem Bolzplatz war ich Pirlo und habe Freistöße reingeschweißt. Wenn im Sommer die Ferien losgingen, packten wir gleich am ersten Tag das Auto und fuhren nach Naro oder Lecce, da kommen meine Eltern her.
Sind das schöne Erinnerungen?
Weltklasse! Da war Full House im Sommer. Oma hat Frühstück gemacht, Croissant mit Nutella. Von 10 bis 12 Uhr waren wir am Meer, mittags haben wir dann alle Tische zusammengeschoben und Oma hat Cannelloni aufgetragen. Zwanzig Leute haben zusammen gegessen, dann wurde ein kleines Mittagsschläfchen gehalten. Danach ging es zurück an den Strand, natürlich mit Ball. Um sechs zurück nach Hause, denn da wurde gegrillt. Abends hieß es natürlich: raus auf die Piazza, schlendern. Oder aufs Trampolin oder ein Besuch bei Verwandten, da gab es dann nochmal Pizza. So kann man sechs Wochen verbringen. Das Schönste aber war, über den Markt zu gehen.
Wegen der frischen Tomaten?
Wegen der Trikots! Gefälscht, billigster Stoff, aber Totti oder Del Piero hinten drauf.
Bei Ihrem ersten Länderspiel, im November gegen die USA, durften Sie dann Ihr eigenes Trikot tragen. Sie bekamen die 10, weil Lorenzo Insigne krank wurde.
Mein Opa hat mir mal einen Pulli geschenkt. Vorne drauf war das Gesicht von Roberto Baggio, für mich die größte Nummer 10 aller Zeiten. Wie elegant der sich bewegt hat! Wie er das Stadion inspiriert hat mit seinen Toren und Dribblings! Den Pulli trug ich damals jeden Tag. Und jetzt sollte ich die 10 selbst tragen. Ich wäre kein Mensch, wenn ich da nicht geheult hätte.