Wochenlang wurde über die Sinnhaftigkeit und die Gefahren des Bundesliga-Restarts debattiert. Nach dem ersten Geisterspiel-Wochenende ist klar: Das Konzept zur Umsetzung funktioniert einigermaßen, der Unterhaltungswert aber ist katastrophal.
Am Wochenende hat sich vor unser aller Augen die endgültige Ablösung des Profibereichs vom Volksport Fußball vollzogen. Die Bundesliga hat sich als Unterhaltungskonzern selbständig gemacht und präsentiert ihr Produkt bis auf weiteres in der klinischen Laborkulisse menschenleerer Arenen. Die Einkünfte der Klubs durch Fernsehgelder entsprechen rund zwei Dritteln der Gesamteinnahmen. Die Liga zeigt uns, dass sie nicht nur spielen muss, wenn sie ihr wirtschaftliches Niveau halten will, sondern auch ohne Stadionbesucher spielen kann, wenn es die Umstände erfordern. Nun liegt es an uns zu entscheiden, wie attraktiv wir diese neuartige Form der Bundesliga-Show finden und ob wir unter diesen Vorzeichen bereit sind, weiterhin unsere Freizeit, unser Geld und unsere Leidenschaft in dieses Entertainmentbetrieb zu investieren.
Trotz des katatrophalen Unterhaltungswerts darf nicht unerwähnt bleiben, dass sich zum jetzigen Stand zumindest das Hygienekonzept der DFL als tragfähig erwiesen hat. Abgesehen von ein paar heißblütigen Hertha-Akteuren, die sich – offenbar überrascht von der Leichtigkeit ihrer Torerfolge in Sinsheim – um den Hals fielen, waren sich die Profis ihrer Vorbildfunktion bewusst. Und nach den Pannen im Vorfeld mit dem Kalou-Video und Heiko Herrlichs Ausflug in den Supermarkt bedarf zumindest auf medizinischer Ebene die Wiederaufnahme des Spielbetriebs keiner tiefgreifenden Beanstandung. Was ein gutes Signal auch für andere Sport- und Kulturveranstaltungen ist. Zumal auch die von einigen Politikern befürchteten Fanansammlungen im Umfeld der Spielorte ausblieben – sieht man von zwei, drei Union-Anhängern in wogenden Baumwipfeln hinter der Alten Försterei einmal ab.
Mit anderen Worten: Hygienekonzept gelungen, Patient nicht tot, aber doch recht leblos. Das ist die schöne neue Fußball-Welt. Und es bleibt nur die Binse, mir der wir uns in diesen Zeiten über so vieles Unerfreuliches hinwegretten:
Da müssen wir jetzt durch.