Wir bauen unsere Seite für dich um. Klicke hier für mehr Informationen.

In Abi­djan, der Haupt­stadt der Elfen­bein­küste, betragen die Tem­pe­ra­turen aktuell rund 30 Grad, selbst nachts sinken sie nicht unter 25 Grad. Salomon Kalou kommt von der Elfen­bein­küste; er ist also anderes gewohnt als Schnee­regen und Tem­pe­ra­turen um den Gefrier­punkt wie am Mitt­woch beim Spiel von Hertha BSC gegen Han­nover 96. Ande­rer­seits hat Kalou, 32, inzwi­schen aus­rei­chend Erfah­rungen mit euro­päi­schen Win­tern gesam­melt, seitdem er im Jahr 2003 aus Abi­djan zu Feye­noord Rot­terdam gewech­selt ist. Das Wetter hat längst keine erkenn­baren Aus­wir­kungen mehr auf seine Leis­tungen. Ich treffe bei egal wel­chem Wetter“, sagte Her­thas Offen­siv­spieler, nachdem er seine Schnee­taug­lich­keit gegen Han­nover ein­drucks­voll nach­ge­wiesen hatte. Am 3:1‑Erfolg des Ber­liner Bun­des­li­gisten war er mit zwei Toren maß­geb­lich betei­ligt.

Immer da, wo es gefähr­lich war

Ach ja, der Fuß­ball, dieses sprung­hafte Luder. Heute so und morgen schon wieder das genaue Gegen­teil. Vor nicht mal zwei Wochen galt Kalou schon als Mann der Ver­gan­gen­heit, als zu alt und zu langsam für den modernen Fuß­ball mit seinem Hang zum Jugend­wahn. Dann kam das Aus­wärts­spiel in Augs­burg, in dem der Ivorer nach seiner Ein­wechs­lung in der Nach­spiel­zeit zum 1:1‑Endstand traf. Und drei Tage später die Partie gegen Han­nover, in der er das 1:0 und unmit­telbar vor der Pause auch noch das 2:0 erzielte. Sala hat ein starkes Spiel gemacht“, sagte sein Sturm­partner Davie Selke. Er hat heute wieder einmal bewiesen, dass er sehr wichtig für uns ist.“

Nur am 3:1, das Han­no­vers Drang­pe­riode und damit eine Phase der Unge­wiss­heit für Hertha been­dete, war Kalou nicht unmit­telbar betei­ligt. Aber er wäre es gewesen, wenn Jordan Tor­u­na­righa nicht am langen Pfosten gestanden hätte. Kalou hielt gewis­ser­maßen Kör­per­kon­takt mit dem Tor­schützen. Er war immer da, wo es gefähr­lich war“, sagte Selke. Er weiß ein­fach, wo die Bälle runter fallen.“ In den jüngsten beiden Spielen hat Kalou so oft getroffen wie bei seinen elf Ein­sätzen zuvor. Mit sechs Toren ist er jetzt wieder Her­thas bester Tor­schütze dieser Saison, vor Selke, Leckie und Ibi­sevic mit je vier.

Der Moment würde noch kommen

Dardai hat das schon ange­kün­digt, als der Ivorer zuletzt vier Mal gar nicht zum Ein­satz kam und in der Öffent­lich­keit bereits die abschlie­ßenden Urteile über ihn und seine Kar­riere gespro­chen wurden. Die Momente, in denen er wichtig fürs Team werde, die würden schon noch kommen, pro­phe­zeite der Ungar. Genauso ist es gekommen. Zuerst in Augs­burg, als Kalou nach seiner Mus­kel­ver­let­zung eigent­lich gar nicht spielen sollte, die Umstände Dardai aller­dings keine Wahl ließen. Du hast schon gesehen, wie er rein­geht, wie er auf seine Auf­gabe fixiert war“, erzählt Her­thas Trainer. Den ganzen Tag hast du gespürt: Das wird was.“

Das 2:0 gegen Han­nover war ähn­lich wie der Aus­gleich in Augs­burg. Nach einer Stan­dard­si­tua­tion nutzte Kalou einen Moment der Unüber­sicht­lich­keit im geg­ne­ri­schen Straf­raum – weil er selbst in seinem hohen Alter die Situa­tion immer noch am schnellsten erfasst hat.

Als Stürmer musst du im rich­tigen Moment im Straf­raum sein, das ist heute pas­siert“, sagte Kalou. Her­thas modi­fi­zierte Taktik kam ihm dabei ent­gegen. Die Ber­liner ver­tei­digten, zumin­dest in der ersten Halb­zeit, sehr hoch, und gingen früh ins Pres­sing. Für mich ist es besser, wenn ich im Straf­raum bin. Da kann ich treffen, da habe ich ein gutes Gefühl für den Ball“, erklärte Kalou. Wenn wir tief ver­tei­digen und ich auf der linken Seite spiele, ist es sehr kom­pli­ziert für mich.“ Dann ist das Tor für ihn oft uner­reichbar weit weg.

Ein Män­ner­ge­spräch

Salomon Kalou wird in seinem Leben ver­mut­lich kein Sprinter mehr; aber er hat immer noch eine über­durch­schnitt­lich hohe Auf­fas­sungs­gabe und ver­fügt über eine außer­ge­wöhn­liche Hand­lungs­schnel­lig­keit. Auf diese Qua­li­täten will Trainer Dardai nur ungern ver­zichten – und auch nicht auf Kalous Erfah­rung. Unsere Idee mit sehr vielen jungen Spie­lern funk­tio­niert nur, wenn die älteren Spieler sehr pro­fes­sio­nell sind und vor­bild­lich arbeiten“, sagte der Ungar.

Vor dem Spiel gegen Han­nover hat Dardai Kalou des­halb noch mal zur Seite genommen, für ein Män­ner­ge­spräch, nur wir beide“. Natür­lich hat Kalou die Ver­ban­nung auf die Bank nicht gefallen. Aber viel­leicht hat das ein biss­chen was aus­ge­löst.“ Ein wenig Frust kann manchmal gar nicht schaden. Es ist gut, wenn er zehn oder fünf­zehn Pro­zent mehr Kon­zen­tra­tion hat“, sagt Dardai. Oder Hass auf den Trainer.“