Artem Dzyuba erlebt einen Albtraum: Ein geleaktes Video zeigt Russlands WM-Helden beim, ähem, Masturbieren. Doch statt vor Scham im Boden zu versinken, geht Dzyuba gekonnt in die Offensive.
Nach dem Schlusspfiff setzte Artem Dzyuba seine Charme-Offensive gekonnt fort: In einem selbst aufgenommenen Video, das ihn in blauer Trainingsjacke vor einem kleinen grünen Gummibaum zeigt, erklärt der (einstige) Nationalheld halb schelmisch, halb reumütig: „Es war nicht das einfachste Spiel für mich. Auf dem Weg nach Hause im Auto hatte ich große Schwierigkeiten, meine Emotionen zurückzuhalten.“ Und dann klang Dzyuba fast schon wie ein Staatsmann: „Ich möchte als nächstes sagen, dass ich nicht perfekt bin, genau wie jeder andere. Ich mache Fehler. Wir sind leider alle Sünder. Ich kann mir nur selbst die Schuld geben.“
Dzyuba, diese stattliche 1,97-Meter-Riese, wirkte plötzlich ziemlich kleinlaut und verletzlich: „In solchen Momenten, in denen dir praktisch jeder den Rücken zukehrt, bin ich den Menschen, die zu mir hielten und mir in einem schwierigen Moment Unterstützung entgegenbrachten (…) unglaublich dankbar. In solchen Momenten findest du heraus, wer deine Freunde sind. Vielen Dank an die Welt für diese Lektion, die für mich sehr schmerzhaft und hart war, aber ich bin selbst schuld daran. Ich werde mein Bestes geben, um nicht daran zu zerbrechen, obwohl es heute extrem schwierig ist. Alles Gute und auf Wiedersehen.“
Und ein Wiedersehen wird es wohl geben – auch in der russischen „Sbornaja“. Nationaltrainer Stanislaw Tschertschessow, einst Torwart bei Dynamo Dresden, beeilte sich zu erklären, dass der vorübergehende Ausschluss des dreimaligen Torschützen bei der Heim-WM 2018 vor allem zu dessen Schutz erfolgt sei: „Wir haben uns entschieden, Artem Dzyuba nicht einzuberufen, um sowohl das Team als auch ihn selbst vor exzessiver Negativität und Stress zu bewahren.“
Die vielleicht tröstlichsten Worte für Dzyuba fand dessen Vereinstrainer Sergej Semak, der gegenüber championat.com erklärte: „Für mich sind alle Fußballer wie Kinder. Ich denke, dass kein Elternteil sich von seinem Sohn abwendet. Ich tue von meiner Seite alles, um ihn zu unterstützen.“