Messi hat einen neuen Finishing Move, Suarez ist unangenehm, das Camp Nou fantastisch: Erkenntnisse von Barcas 2:1‑Sieg gegen Real Madrid.
3. Luis Suarez ist und bleibt der vermutlich unangenehmste Stürmer der Welt
Wenn Luis Suarez lächelt, dann traut man diesem Mann nicht in 100 Jahren zu, dass er zu Gemeinheiten jeglicher Art imstande ist. Dann sieht man in nette Knopfaugen und der sympathisch nach vorne gewachsene Oberkiefer samt Kauleiste signalisiert: Der tut keiner Fliege was zu leide. Kaum hat das Spiel begonnen, wird aus Luis Suarez einer der nervigsten Gegenspieler der Clasico-Geschichte. Schon nach einer halben Stunde hatten die Real-Verteidiger den Mann aus Uruguay dreimal über den Haufen getreten, erst in der Zeitlupe konnte man erkennen, dass es Suarez so hart nicht erwischt hatte. Doch jeden Rempler nahm der Angreifer als Steilvorlage für einen herzzerreißenden Schmerzensschrei samt Schwerverletzteneinlage, die vermutlich am Broadway verzückte Theaterfreunde hinterlassen würde. Weil er selbst den Körper eines Straßenkämpfers besitzt, teilt Suarez selbstredend auch selber ganz gut aus und wir möchten gar nicht wissen, was dieser Mann abseits der Kameras mit seinen Gegenspielern veranstaltet. Der gezielte Griff in die Klöten ist vermutlich noch als Nettigkeit im Suarezschen Spiel auszulegen. Und wenn dann alle Kontrahenten blau getreten und zu Tode gereizt sind, zeigt der Angreifer, dass er auch noch ein begnadeter Fußballer ist und schießt ein Tor, das bei jedem Stürmer der Welt Muttergefühle auslöst. Und den Clasico entscheidet.
4. Javier Mascherano ist ein lausiger Schauspieler
Bislang hielten wir den so drollig aussehenden Javier Mascherano für eine ehrliche Haut, der sich beherzt und mit Kampfesschrei auf den Lippen in die Zweikämpfe wirft, sich anschließend diebisch darüber freut, seine Wunden selbst nähen zu dürfen und zum Abschluss des Tages die Zeugwarte auf selbstgebrannten Schnaps einlädt. Einer dieser harten Hunde von der alten Schule. Doch seit gestern wissen wir: Entweder hat es diese harten Hunde von der alten Schule nie gegeben, oder sie sind längst ausgestorben. Denn der Argentinier nutzte ein zaghaftes Beinaustrecken von Ronaldo (das Hardliner natürlich als Tätlichkeit auslegen werden), um in sich zusammenzusacken wie ein frisch erwischter Frontsoldat. Mascherano wälzte sich, er schrie, er hielt sich abwechselnd den gemarterten Bauch, dann das Gesicht, schließlich noch das Ohrläppchen, nachdem ihm Ronaldo dort zur Verabschiedung gezwickt hatte. Immerhin ließ sich der Schiedsrichter nicht von diesem traurigen Schauspiel dazu verleiten, Ronaldo mit einer Zehn-Spiele-Sperre zu bestrafen.
5. Gareth Bale hat auch mal Scheißtage
Wir Normalsterblichen kennen das ja. Da kommt man am Montag ins Büro, auf dem Weg dahin wurde man bereits von vier Autofahrern angehupt und von drei Fußgängern mit dem Tode bedroht. Das Büro ist arschkalt, weil jemand am Freitag die Fenster aufgelassen hat, der Chef ist mies gelaunt und pampt einen an, der Kollege gegenüber wurde am Wochenende von seiner Freundin verlassen und sagt kein Wort, später stellt sich heraus, dass irgendein Arsch das Rad geklaut hat und zu Hause ist der Waschmaschinen-Zufluss geplatzt, die Bude unter Wasser. Scheißtage eben. Von Gareth Bale, dem Supersprinter aus Wales, würden wir solche Tage nicht erwarten. Dann aber sahen wir ihn gegen Barcelona etwa zehnmal ideenlos in gegnerische Beine sprinten, ehe er das Sprinten ganz einstellte und sich unsichtbar zu machen versuchte wie wir früher bei der Hausaufgaben-Abfrage im Matheunterricht. Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, warteten nach dem Spiel zwei Fans auf Bale und traten ihm wutentbrannt gegen das Autoblech. Ach ja: Und die spanische Zeitung „AS“ sah von einer Benotung Bales ganz ab. Wer nicht wirklich auf dem Platz gestanden habe, könne man auch nicht bewertet werden, so das Blatt. Scheißtage wie dieser.