Gegen Darmstadt 98 schoss Nico Hillenbrand den FC-Astoria Walldorf ins Achtelfinale des DFB-Pokals. Und was ist heute gegen Arminia Bielefeld drin?
Nico Hillenbrand, es heißt Sie sind grippegeschwächt. Sind Sie bis zum Anpfiff gegen Bielefeld fit oder muss das Adrenalin eines DFB-Pokalachtelfinales helfen?
Nein, nein, alles gut. Vergangene Woche hatte es mich erwischt, aber rechtzeitig zum Abschlusstraining war ich wieder fit.
Ihr Trainer Matthias Born will das Team angeblich erst 75 Minuten vor Anpfiff zusammentrommeln. Klingt nach Kreisklasse.
Das war zu Saisonbeginn unser Wunsch. Wir haben sechs oder sieben Studenten, die hauptsächlich BWL oder Sportmanagement pauken. Die sollen erst in Ruhe lernen und dann Fußball spielen. Und der Rest von uns arbeitet. Die Zeit müssen wir schließlich nicht in der Kabine vertrödeln.
Und bei Auswärtsspielen?
Da nehmen wir uns notfalls einen halben Tag frei.
Der FC Astoria Walldorf hat in der laufenden Runde schon Bochum und Darmstadt rausgekegelt. Gegen Darmstadt schossen Sie das entscheidende 1:0. Wie schlägt man denn einen übermächtigen Gegner?
Wir haben uns in beiden Runden in einen Rausch gespielt, das ist doch klar. Und unsere Gegner hatten vielleicht auch nicht den besten Tag erwischt. Und irgendwann – wenn du zum Beispiel das 1:0 machst – merkst du, dass da heute was geht. Das muss heute Abend gegen Bielefeld definitiv auch wieder passieren.
Eine theoretische Frage: ein Tor für FC-Astoria Walldorf im DFB-Pokal schießen oder vor 80.000 im Westfalenstadion spielen?
(lacht) Das ist eine gemeine Frage. Aber da ich ja zurzeit das Astoria-Trikot trage, entscheide ich mich für das Tor im DFB-Pokal.
Tatsächlich spielten Sie am 15. Dezember 2007 ganze 24 Minuten für Borussia Dortmund in der Bundesliga. Wie kam es dazu?
Ich habe die A- und B‑Jugend beim BVB durchlaufen und wurde dann von Bert van Marwijk hochgezogen. Hauptsächlich habe ich natürlich in der zweiten Mannschaft gespielt, aber diese Gänsehaut bei meiner Einwechselung (für Nelson Valdez beim 0:4 gegen Wolfsburg, d. Red.) bleibt für immer.
Von Dortmund ging es nach Sandhausen. Dort haben Sie bis 2011 auch oft gespielt – und plötzlich waren Sie nur noch in der Oberliga. Warum?
Mein Vertrag wurde 2011 nicht verlängert und ich habe auf ein neues Angebot gewartet. Schlussendlich haben sich meine Frau und ich für die Region und unsere Familie entschieden. Ich habe meine Ausbildung zum Bürokaufmann abgeschlossen und genieße gerade die Elternzeit mit meinen zwei Kindern. So ist das eben und so ist das schön.
Beim Erreichen des Viertelfinales stünden weitere 1,2 Millionen Euro für den Verein in Aussicht. Spüren Sie schon den Druck?
Nein, überhaupt nicht. Auch wenn das für unseren Verein eine Menge Geld wäre, sind wir mit dieser Pokalsaison schon jetzt sehr zufrieden.
Sie tragen SAP auf der Brust, spielen im Dietmar-Hopp-Stadion. Sind sie das Farmteam der TSG Hoffenheim?
Nein, das würde ich nicht sagen. Herr Hopp unterstützt hier in der Region einfach viele Organisationen und Menschen. Er hilft vor allem unserer Jugendabteilung und kommt zu jedem Heimspiel, wenn es sich einrichten lässt.
Nico Hillenbrand, Ihr Ex-Klub aus Dortmund spielt am Mittwoch gegen Hertha, Walldorf gegen Bielefeld. Was ist wahrscheinlicher: Das Dortmund rausfliegt oder dass sie gewinnen?
Hm, Hertha spielt auf dem Niveau von Dortmund. Also ist das etwas wahrscheinlicher.
Dann würde Ihr Wiedersehen im Viertelfinale ausfallen.
Glauben sie mir, wir freuen uns hier über jedes Los (lacht).