Der 1. FC Heidenheim brachte die Bayern an den Rande einer Niederlage. Warum es egal ist, dass der Zweitligist am Ende trotzdem ausschied.
Zu einem Zeitpunkt, als das Spiel längst im Chaos untergegangen war, weil die Bayern in Unterzahl gegen eine Blamage anliefen. Und Heidenheim sich nicht versteckte, sondern munter konterte. Mit Marc Schnatterer, dem Kapitän des Inbegriffs von Mittelstand, mit Niklas Dorsch, der von den Bayern aussortiert wurde, und eben mit Glatzel, der im Chaos kühlen Kopf behielt.
Und an der Seitenlinie freute sich Frank Schmidt, der Trainer, der in Heidenheim vor 16 Jahren als Übungsleiter in der Verbandsliga begann. Einer der weiß, wie man die Bayern im Pokal schlägt, weil er sie 1991 mit Vestenbergsgreuth besiegte. Als Fußballwunder irgendwie noch zur Tagesordnung gehörten. Hier in Heidenheim sagt er: „Die Menschen der Region malochen die ganze Woche. Dann müssen wir auch so Fußball spielen.“ Diese Stadt bedeutet ihm wirklich etwas.
Spiel für die Ewigkeit
Nach dem Abpfiff sagte Schmidt: „Wir sind stolz auf diese Leistung. Wenn es 5:4 für uns ausgeht, darf sich auch niemand beschweren.“ Aber es ging nicht 5:4 aus, sondern 4:5. Vielleicht weil der Pokal doch keine eigenen Gesetze hat. Vielleicht wegen zu viel Pech. Oder zu wenig Glück. Wer soll das nach einem solchen Pokalabend schon erklären können?
Und Glatzel, jener, der sich einst für Heidenheim – trotz anderer Angebote! – entschied, drei Tore gegen die Bayern schoss und trotzdem ausschied? „Ich kann es nicht begreifen“, sagte er nach dem Spiel. Diese drei Tore habe er sich nichtmal erträumt, aber irgendwann sei die Nervosität weggewesen und das Selbstvertrauen da. „Es war ein Spiel für die Ewigkeit.“
Nur für Heidenheim
Das stimmt nur bedingt. Sicherlich, die Menschen in Heidenheim werden sich auf ewig an den Tag erinnern, als sie die Bayern an den Rande einer Niederlage brachten. Aber alle anderen werden denken an Vestenbergsgreuth oder Aachen, die die Bayern wirklich schlugen. Was völlig in Ordnung ist, denn Heidenheim spielte nicht für alle Außenseiter, nicht für alle Anti-Bayern-Fans, sondern nur für sich und das eigene Herz. Dass ihnen dieses Spiel etwas bedeuten wird.
Alle anderen können hoffen, dass bald vielleicht mal wieder alles möglich ist.