Der österreichische Amateur-Spieler Martin Hofbauer war der erste Fußballer, der mit Beinprothese offizielle Punktspiele bestreiten durfte. Am Wochenende ist er im Alter von 22 Jahren verstorben.
Natürlich wollte Martin Hofbauer auch gewinnen. Aber in erster Linie spielte er Fußball, um Fußball zu spielen. Es ist der Flow-Zustand, der minderbegabte Amateure und maschinenhafte Vollprofis eint: das Spielen um des Spieles Willen. Jeder Fußballer kennt das Trance-Gefühl, das einen Ball im Feld zwischen zwei Toren zum Mittelpunkt des eigenen Daseins erklärt. Alles ist unwichtig, denn ein überraschender Pass in die Tiefe oder das aufopfernde Laufduell hinterher werden zu gefühlt ewiger Gegenwart. Martin Hofbauer lief bedingungslos jedem Ball hinterher. Er hat mit unbändigem Willen für diese ewigen Momente gespielt. Und er hat lange darum gekämpft, für sie spielen zu dürfen. Dem ehemaligen Spieler des UFC Miesenbach, einem Klub in der untersten österreichischen Amateur-Liga, wurde im März 2012 wegen eines Tumors das rechte Bein teilamputiert.
Harmlos wie ein Schienbeinschoner
Als er im Oktober wieder im Verein zu trainieren begann, genehmigte ihm der Österreichische Fußballverband zunächst nicht, mit Prothese bei einem Ligaspiel aufzulaufen. Der Kassier des Klubs wandte sich mit der Geschichte an lokale Medien und der ÖFB stellte beim Weltverband einen Antrag. Nach zögerlichen Wochen teilte die FIFA dann im Mai 2013 mit, dass Hofbauer an „sämtlichen Punktspielen“ teilnehmen darf. Ein Präzedenzfall: Das Bein aus Carbon, Kunststoff und einer Feder sei nicht gefährlicher als ein herkömmlicher Schienbeinschoner. Martin Hofbauer war damit der erste Fußballer, der mit Prothese an Punktspielen teilnehmen durfte. Seine Reaktion: „Saugeil!“
Der damals 20-Jährige konnte seine Leidenschaft wieder leben. Ein kräftiger Antrieb im Kampf gegen den wiedererstarkten Krebs, dem sich Hofbauer stets radikal optimistisch stellte. „Ich habe noch immer alles geschafft. Und das wird mit dem Krebs nicht anders sein“, sagte er in einem Interview mit der Neuen Zürcher Zeitung. Er sagte das trotz zahlreicher Rückschläge. Einen setzte es in der Zeit, als er auf die Spielberechtigung wartete. Metastasen machten eine Lungen-Operation notwendig. Doch Hofbauer kämpfte sich so bedingungslos zurück wie er dem Ball am Platz hinterherlief. An einem Juni-Samstag 2013 wurde er in der 60. Minute in einem Ligaspiel eingewechselt. 300 Leute waren zu dem Spiel in der 742-Einwohner-Gemeinde gekommen und feuerten „Hofi“ mit der Nummer Sieben an.