Heute Nacht wurden die Golden Globe Awards verliehen. Einzige Überraschung: Diese Filme wurden nicht ausgezeichnet.
Bester Hauptdarsteller
Erst Pokalheld, dann Prügelknabe. Niko Kovac brillierte in »Kovac« dank eines antizyklischen Drehbuchs und reißt damit auch einen ansonsten schwachen Cast heraus.
Bester Film
In »Özil« verschwammen persönliche und politische Dimensionen meisterlich. Vermeintlich klare Aufteilungen zwischen Gut und Böse, die in Grautönen verschwimmen. Ein Film, der das Publikum teilt und gesamtgesellschaftliche Probleme am Puls der Zeit offenlegt. Reinhard Grindel in seiner Paraderolle als »Grüßonkel«.
Beste Regie
Dieter Nickles. Schauspieler sind zarte Pflanzen, nur mit Raum und Zeit blühen sie auf. Toll wie Nickles in »Bayern – die Pressekonferenz« seinen Protagonisten freien Lauf lässt. Das Ergebnis? Ein Kammerstück mit wirren Querverweisen (»Grundgesetz«), heroischen Dialogen (»Weil ich ein großer Demokrat bin«) und Beleidigungen (»Springer-Verlag«). Filmgeschichte.
Bester Nebendarsteller
Hasan Salihamidzic. Stahl den Protagonisten nie die Show und sorgte trotzdem verlässlich für Lacher.
Beste Nebendarstellerin
Lisa Müller. Interpretierte die Rolle der »Spielerfrau« völlig neu. Ihr Einsatz von sozialen Medien und Meinungen ließ Kolleginnen wie Cathy Hummels weit zurück.
Bestes Drehbuch
Über einen Zeitraum von zehn Jahren begleiteten die Hamburger Filmemacher ihre Protagonisten. Mit »Abstieg« ist ihnen das vielleicht das wirklichkeitstreuste Dokument unserer Zeitgeschichte gelungen. Ein Film, der auch vor den dunklen Seiten des Fußballgeschäfts keinen Halt macht: Frank Arnesen, Dino Hermann, die nächste Relegation. Als Bruno Labbadia schon wieder auftaucht, versteht auch der letzte Zuschauer: In diesem Film altern die Charaktere wirklich.
Beste Filmmusik
»Dickes B«, gesungen von der Berliner Ostkurve.
Bester Animationsfilm
Weil Vissel Kobe zwar Superstar Iniesta verpflichtet hatte, der aber zur ersten Präsentation nicht schnell genug nach Japan kam, zog eben Doppelgänger Ian Noda das Trikot an. Das Urteil der Jury: Mehr Animation ist Realität.
Beste Effekte
»Damit ist die Veranstaltung beendet«, sagte Karlsruhes Stadionsprecher. Danach ging die Leinwand in Flammen auf. Für Fans von: Bruce Willis, Armageddon und Stirb an einem anderen Tag.
Beste Co-Produktion
Kevin-Prince Boateng auf Ante Rebic in: »Brrrruuuuda«.
Beste Mini-Serie
Dass die Produktion »Deutschland – WM 2018« schon nach drei Folgen endete, ließ Millionen Zuschauer überrascht zurück. Schonungslos genial.
Beste Kamera
Zwei Menschen, ein Sofa, keine Meinung. In der minimalistischen Umgebung von »Der Experte« stellte die Kamera Fragen, die nie beantwortet werden.
Bestes Kostüm
Julian Nagelsmann in: »Jacke wie Hose«.
Bester Nachwuchsdarsteller
War bisher nur Liebhabern von britischen Arthousefilmen bekannt. Nach Jadon Sanchos Performance in »BVB« dürften ihm bald auch internationale Drehbücher vorgelegt werden.
Beste Dokumentation
Gab es einen unzulässigen Videobeweis im Kreisliga-B-Spiel zwischen SV Mölschbach und der SG Hochspeyer? Hans-Joachim Redzismki von der Rheinpfalz-Redaktion ließ sich auch von klarsten Indizien nicht beeindrucken, sondern hakte knallhart nach. Setting, Spannungsbogen und Erzählform – gab es. Die beste Rolle, die Günter Wallraff nie gespielt hat. »> Zum Video.
Lebenswerk
Cando.