In der aktuellen 11FREUNDE-Ausgabe #223 führen wir Euch an 150 geheime (und weniger geheime) Fußballorte in Deutschland, die jeder Fan gesehen haben sollte. Als kleiner Appetithappen hier 28 Orte in Berlin und Umgebung, die bei keinem fußballerischen Hauptstadtbesuch fehlen dürfen.
Ein Käfig voller (kleiner) Helden
Was man über Deutschlands mystischsten Bolzplatz wissen muss? Auftritt Patrick Ebert: „Einmal habe ich als kleiner Scheißer einem 18-Jährigen einen Beinschuss verpasst. Und wurde dann sofort auf der Steinplatte umgehauen. Da meinte Kevin: ‚Hör auf, Junge. Wenn wir die hier verarschen, kloppen die uns kaputt. Du spielst ab jetzt ganz normal. Ball annehmen. Ball weiter passen. George darf tricksen. Du nicht.‘“ Mit Kevin meint Ebert seinen Kindheitsfreund Kevin-Prince Boateng, mit George dessen älteren und angeblich noch talentierteren Bruder, der statt einer Fußballkarriere eine Laufbahn auf den Straßen der Hauptstadt hinlegte. Und mit Steinplatte meint er den legendären Käfigplatz an der Panke, ein mitten im Wedding verstecktes Stück deutscher Fußballgeschichte. Hier lernten die Boateng-Brüder (auch Weltmeister Jerome kam ab und an aus Charlottenburg zum Spielen vorbei), wie man sich gegen ältere und stärkere Gegner durchsetzt – und dass es durchaus wehtun kann, wenn man mal hinfällt. Hier rappelten sie sich trotzdem wieder auf. Hier trafen die Brüder mit ghanaischen Wurzeln auf Ur-Berliner und auf die Kinder anderer Gastarbeiter, hier war das aber irgendwie auch egal. Hier wuchs eine neue deutsche Fußballergeneration heran. Hier waren sie eingezäunt, hier waren sie frei. Wem der Beton zu hart ist: Nicht weit vom Käfig an der Panke entfernt liegt der Schillerpark, dort gibt es eine schöne Wiese. Auf der wurden Niko und Robert Kovac entdeckt.
Adresse : Travemünder Straße 7, 13357 Berlin
Wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen
Eine der idyllischsten Anlagen Berlins, liegt wunderbar versteckt im Volkspark Rehberge. Außerdem eine echte Hauptstadt-Ausnahme, weil: Rasenplatz!
Adresse: Afrikanische Str. 45, 13351 Berlin
Janz Berlin ist eene Pille
Wer seinen Drahtesel genauso liebt wie die Prinzen, der sollte unbedingt die drei verschiedenen Rad-Routen, die zum Champions-League-Finale 2015 konzipiert wurden und zu 40 fußballhistorischen Orten der Stadt führen, ausprobieren. Route 1 führt vom Brandenburger Tor Richtung Südosten, Route 2 Richtung Nordosten, Route drei tief in den Westen. Für alle Fußball-Experten und die, die es noch werden wollen.
Licht am Fahrrad
Seit ein paar Jahren ist der BFC Dynamo zurück im Jahn-Sportpark, dem drittgrößten Stadion Berlins. Was dafür sorgt, dass zumindest ab und an die Hütte voll ist, zum Beispiel, wenn der BFC mal wieder im Berliner Pokalfinale steht und die Althauer durch Prenzlauer Berg ziehen. Aber nicht nur der DDR-Rekordmeister ist im Sportpark, der derzeit grundsaniert wird und spätestens 2023 in neuem Glanz erscheinen soll, zu Hause. Auch Vereine wie der SV Empor Berlin oder der FC Bundestag tragen ihre Spiele hier aus – allerdings auf einem der Nebenplätze. In jeder Hinsicht ein historischer Ort: Hier verteidigten und dribbelten auch schon Marco Rehmer, Malcom Badu und Linton Maina, bevor es in die weite Fußballwelt ging.
Adresse: Cantianstraße 24, 10437 Berlin
Dach der Fußballwelt
Etwas versteckt, in einem unscheinbaren Industrie- gebiet zwischen Ostbahnhof, 11 FREUNDE-Redaktion und Warschauer Straße, befindet sich Berlins am höchsten gelegener Kreisligaplatz, der Fußballhimmel. Seit 2007 kann auf dem Dach der Metro auf einem wunderbar weichen Kunstrasen gepflegter Kombinationsfußball gespielt werden. Oder zumindest so etwas Ähnliches. Und seitdem spielen sich – oftmals unter den Augen verschallerter Feierbiester, die gerade aus dem direkt um die Ecke gelegenen Berghain gestolpert sind – kleine und weniger kleine Fußballdramen ab. So kündigte sich 2015 beispielsweise eine Horde Juve-Fans an, um die auf dem Fußballhimmel beheimatete Truppe von Blau-Weiß Friedrichshain am Mittag vor dem Champions-League-Finale zum Aufstieg in die Kreisliga A zu singen. Am Ende scheiterte der Besuch aber wegen Zweifeln an der Tragfähigkeit des Daches. Ein paar Jahre später schaffte es eine fast genauso berüchtigte Fanszene dann tatsächlich nach ganz oben. Die „Caravan of Love“ von TeBe beehrte zum Start ihrer Deutschlandtournee zuerst den kleinen Ost-Berliner Verein und sorgte mit fast 500 Zuschauern für einen neuen Stadionrekord. Im Sommer wird kaltes Bier direkt aus dem Kühlschrank verkauft, im Winter mit Hilfe von Wasserkochern Glühwein aufgewärmt. Kurz gesagt: Verdursten muss niemand. Wichtig für käsige Hopper: Unbedingt Sonnencreme einstecken. Schatten findet man auf der Fußballhimmel-Haupttribüne eher nicht.
Adresse: An der Ostbahn 5, 10245 Berlin
Heimstätte von Türkiyemspor
Der von Arbeitsmigranten gegründete Verein erfreut sich nicht nur hoher Popularität in der türkischen Gemeinde Kreuzbergs, sondern ist seit Anfang der 90er auch außerhalb Berlins bekannt und hat zahlreiche Ableger. Zu den besten Zeiten kamen tausende Zuschauer ins ehemalige Katzbach-Stadion um Türkiyemspor zu unterstützen. Der dreimalige Berlin-Pokalsieger hat immer noch eine große Anhängerschaft und feierte 2017/18 den Aufstieg in die Berlin-Liga.
Adresse: Dudenstraße 40, 10965 Berlin