Kiels Dominic Peitz über das Duell mit seinen ehemaligen Kollegen von Union, die Özil-Debatte und den Umbruch bei Holstein Kiel.
Herr Peitz, wie hat der Kaffee mit Bruno Labbadia geschmeckt?
Wir haben leider noch keinen zusammen getrunken…
…obwohl Sie nach dem verpassten Aufstieg im Mai mit Kiel gegen seine Wolfsburger im 11Freunde-Interview sagten, Sie würden sich über einen Anruf freuen – „um mal einen Kaffee trinken zu gehen.“
Vielleicht hat er das Interview einfach nicht gelesen.
Labbadia hat ein Team vor dem Abstieg bewahrt, von dem Sie sagten, die Spieler seien die Saison über „mit Geld zählen beschäftigt gewesen.“ Wollten Sie wissen, wie er das geschafft hat?
Es war eine emotionale Aussage im Nachgang meiner eindeutigen Aussage, dass Wolfsburg über beide Spiele hinweg die bessere Mannschaft war. Prinzipiell ist es einfach so, dass Labbadia ein großartiger Spieler war und als Trainer immer bewiesen hat, dass er mit Drucksituationen besonders gut umgehen kann. Egal ob in Stuttgart, beim HSV oder in Wolfsburg. Seine Sicht auf die Dinge wäre für mich sicher interessant. Und man muss ja nicht immer über Fußball reden, das können auch andere Dinge sein.
Die Özil-Debatte etwa?
Ein heißes Thema. Da muss man aufpassen, was man sagt. Das wird ja schnell in die eine oder andere Richtung ausgelegt.
Und intern, in der Kabine?
Das Foto von Özil mit Erdogan war für mich zunächst kaum ein Thema. Ich war im Urlaub. Und mittlerweile haben sich viele zu Wort gemeldet, das Ganze ist immer umfangreicher geworden, mit vielen Facetten. Sich da eine richtige Meinung zu bilden ist nicht einfach.
Bietet Holstein Kiel Platz für gesellschaftliche Diskussionen?
Die sportliche Ebene nimmt sehr viel Raum ein. In erster Linie muss der Verein also schauen, dass das Team funktioniert, dass die Mitglieder, Fans und Sponsoren zufrieden sind und sich wiederfinden.
St. Paulis Geschäftsführer Andreas Rettig fordert, dass der Fußball Werte vermitteln müsse. Kommt das bisher also zu kurz?
Fußballspieler sind öffentliche Figuren, die Trends setzen und großen Einfluss haben können. Ich habe mal die Fairplay-Medaille erhalten, als ich noch bei Union spielte – da habe ich auch gesagt, dass der Fußball ohne Werte verliert. Und klar: Werte muss man übertragen und Statements liefern. Zum Beispiel finde ich es klasse, dass sich Neven Subotic mit seiner Stiftung in Äthiopien für den Brunnenbau einsetzt. Da würde ich gern mal mitfahren. Einen Kaffee zwischen Saint-Étienne und Kiel zu vereinbaren, könnte zwar schwierig werden, aber vielleicht meldet er sich ja, wenn er das hier liest (lacht).
Sollten Fußballer auch in politischen Fragen klarer Stellung beziehen?
Ich finde es nicht schlimm, wenn es manche nicht tun. Man steht als Fußballer eh schon im Rampenlicht und sollte sich nicht zu viel draus machen, dass man Fußballer ist. Leider zweckentfremden einige ihre Stellung und nehmen sich zu wichtig.