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Seite 4: Gelingt Rayo die ganz große Überraschung?

Die Groß­fa­milie hat den Tisch gedeckt und schaut das Spiel im Rota­ti­ons­prinzip. Es gibt zwei Zimmer zum Platz hin, sie sind klein, die Fenster auch, mehr als einer kann kaum gucken. Streit gibt es trotzdem keinen. In spa­ni­schen Fami­lien hat man das Talent, bei­sammen zu sein und trotzdem nicht auf­ein­an­der­zu­ho­cken. Nur Manolo bleibt durch­ge­hend im Bilde und kann bald den Aus­gleich für Rayo mit­teilen.

Unten auf der Straße flirrt es weiter, auf der Mauer bei den Pferden sitzt ein Paar, Noelia und David, sie hören den Sound der Menge und gucken das Spiel auf seinem Telefon. Wir sind gute Leute hier in Vallecas“, sagt sie, und noch mal mit her­aus­for­derndem Blick und extra laut Rich­tung Poli­tessen: Gute Leute, eh!“ Dann fällt das 2:1 für Rayo, das Sta­dion jubelt. Noelia und David jubeln auch, ver­gessen für ein paar Sekunden das Telefon. Als sie wieder hin­gu­cken, steht am Bild­rand: 1:1. Mist, sie haben das Tor annul­liert!“, schreit sie. Video­be­weis?!“, schimpft er. Eine Minute ver­geht, noch eine. Dann end­lich fällt das Tor auch auf dem Handy.

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Joseph Fox

In den Bars gegen­über der Gegen­ge­rade dauert es nicht ganz so lange. Peter und die anderen sind am Tresen, aber die Leute stehen längst bis auf die Straße. 2:1 para el Rayito?“, fragt eine Blu­men­ver­käu­ferin ungläubig und ist fortan der lau­teste Fan: Tira, tiiii­irr­raaa“. Dabei ist natür­lich längst geschossen worden. 20 Sekunden Ver­zö­ge­rung sind es hier, hat Fer­nando errechnet, und auch wenn er es besser weiß, ver­liert er sich bald selbst, als Barça auf dem Bild­schirm einen Angriff startet: Scheiße, nein …“

Es pas­siert nichts in dieser Szene, aber es pas­siert später. Zweimal weht noch dieser Jubel her­über, der laut ist, aber nicht laut genug. Der Jubel von Aus­wärts­toren. 2:3. Letzte Ecke für Rayo in der vierten Minute der Nach­spiel­zeit. Aus den meisten Fens­tern sieht man das nicht. Der tote Winkel. Aber man hört, dass er nichts ein­ge­bracht hat. Für die kleinen Enkel ist der Abend eine Rayo-Geschichts­stunde: Es reicht gegen die Riesen dann eben doch nur ganz selten. Das Sta­dion feiert sein Team trotzdem, und wäh­rend die Leute es ver­lassen und sich zer­streuen, wäh­rend sie an den Stra­ßen­ecken noch Stunden später davon erzählen, wie Rayo so nah am großen Coup war, da hat auch Haus Nummer 2 end­lich wieder seine Ruhe.