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Seite 2: „Es geht vielfach wirklich nur noch um Unterhaltung und Kohle"

Manche Kate­go­rien erklären sich nicht auf den ersten Blick. Was steckt zum Bei­spiel hinter der Kate­gorie Twitter-Arro­ganz“?
Eckert: Dort haben wir geschaut, wie vielen anderen Bun­des­li­gisten der Verein folgt. Der FC Bayern Mün­chen folgt lus­ti­ger­weise keiner ein­zigen anderen Mann­schaft (wie RB Leipzig und der FC Schalke 04; Anm. d. Red.). Das zeigt das Selbst­ver­ständnis von Bayern Mün­chen. Kann man mögen, muss man aber nicht. Solche Dinge haben wir auch in die Gute Tabelle ein­fließen lassen.

Und wie misst man die Stim­mung im Sta­dion?
Peters: Hier haben wir auf eine 11Freunde-Umfrage aus der Saison 2019/2020 zurück­ge­griffen, bei der Fans über die Stim­mung in den Sta­dien abstimmen konnten. Wolfs­burg ist Schluss­licht, wäh­rend Ein­tracht Frank­furt die meisten Stimmen erhalten hat.

In der gesamten Tabelle ist der SC Frei­burg Erster, das passt“

Moritz Eckert

Welche Ergeb­nisse der Tabelle haben Sie am meisten über­rascht?
Eckert: Völlig über­rascht hat mich, dass die so schön spie­lende Mann­schaft von Werder Bremen in der Kate­gorie Spiel“ auf dem vor­letzten Platz gelandet ist. (Lacht). In der gesamten Tabelle ist der SC Frei­burg Erster, das passt. Als Rea­lity-Check zum Image sozu­sagen.
Peters:
Ich fand die Kate­gorie Trai­ner­ver­schleiß“ inter­es­sant – natür­lich eben­falls ein Klas­siker. Es ist ja bekannt, dass die Trainer in Frei­burg und eigent­lich auch in Bremen sehr lange im Amt sind. Das gleiche haben wir auch für Spieler ange­schaut. Man ist schon oben mit dabei, wenn Spieler im Schnitt drei Jahre im Verein bleiben. Genauso mit Blick auf die Jugend­ar­beit: Die Durch­läs­sig­keit ist in Köln sehr gut, bei den Werks­clubs hin­gegen gar nicht. Sich damit aus­ein­an­der­zu­setzen – und was ich mir eigent­lich wün­sche von einem Verein – waren gute Gedan­ken­an­stöße.
Eckert:
Ich fand noch inter­es­sant, dass Schalke in der Kate­gorie Veganes Essen im Sta­dion“ Erster ist. Wenn das Herr Tön­nies wüsste.
Peters: Wenn er das würste, meinst du. (Lacht).

Sie haben das Pro­jekt am Anfang der Corona-Pan­demie gestartet. Was ist Ihre Moti­va­tion?
Peters: Leider merken Moritz und ich in den letzten Jahren etwas den Ver­druss. Der Sport macht weniger Spaß und man kann Fuß­ball nicht mehr so befreit gucken und genießen.
Eckert: Man muss die Stich­worte ja nur nennen: Katar und die Arbeits­be­din­gungen der Gast­ar­beiter, Super League, Messis Gehalt, DFB-Flieger von Stutt­gart nach Basel und so weiter. Man hat das Gefühl, dass da eine Par­al­lel­welt, eine Blase ent­standen ist. Da sind wir ja wirk­lich nicht die ersten, die das bemerkt haben. Es geht viel­fach wirk­lich nur noch um Unter­hal­tung und Kohle.

Und früher war das anders?
Eckert: Wir behaupten nicht, dass früher alles besser war. Wie sind keine Fuß­ball-Nost­al­giker. Manche Dinge waren früher sicher­lich besser, aber nicht alle. Damals gab es viel­leicht auch weniger Mög­lich­keiten, Geld zu ver­dienen. Aber die Ent­wick­lung zu immer mehr Kom­merz und den Trend, Fans und Mit­glieder als reine Kon­su­menten zu betrachten, finde ich schon erschre­ckend.
Peters:
Gleich­zeitig wird im Falle von Corona behauptet, dass der Fuß­ball so eine große gesell­schaft­liche Funk­tion habe, wes­halb der Spiel­be­trieb auf­recht erhalten werden muss. Wir würden dem ja gerne zustimmen, aber es wird eben nur dann ins Feld geführt, wenn es zu Gunsten des Busi­ness ist. Das ist ein­fach hart. Trotzdem hängen wir an dem Sport und wollen, dass er uns erhalten bleibt. Es ent­steht eine Dis­kre­panz zwi­schen Fan-Iden­tität und dem gegen­wär­tigen Fuß­ball-Busi­ness und man über­legt, was man dagegen tun kann.

Welche Reak­tionen erwarten Sie auf die Tabelle?
Peters: Wir sind auf die Reak­tionen der Ver­eine gespannt, ob wir beachtet oder igno­riert werden. Hängt wohl auch davon ab, ob wir damit ein biss­chen Wellen schlagen können.

Können sich Fans am Pro­jekt betei­ligen?
Eckert: Unbe­dingt. Das soll kein Pro­jekt von uns beiden bleiben, son­dern wir freuen uns auf Betei­li­gung von Fans: welche Daten gibt es da draußen noch, um die Tabelle noch dichter, sowie sinn- und wir­kungs­voller zu machen?
Peters:
Es ist ein Aufruf in beide Rich­tungen. Fans sollen sich damit aus­ein­an­der­setzen, was für sie einen guten Verein aus­macht. Bei unseren Anfragen an die Ver­eine haben wir häufig nichts zurück­be­kommen. Die haben wenig Inter­esse, mit uns zu spre­chen. Wir würden gerne ein biss­chen Druck auf die Ver­eine aus­üben und dabei die Fans mit­nehmen: Wie können wir zusammen die Ver­eine noch mehr zu einer posi­tiven Ent­wick­lung bewegen?

Wo soll es hin­gehen mit der Web­site und der Guten Tabelle?
Peters: Wir möchten uns auch andere Ligen anschauen und ana­ly­sieren, wie die Situa­tion dort ist.
Eckert:
Aber das erste Ziel ist es jetzt, Öffent­lich­keit zu schaffen und das Bewusst­sein für das Thema weiter zu stärken. Dann wollen wir eine Anlauf­stelle werden für gute Daten, die die (posi­tive) Ent­wick­lung des Fuß­balls in die Zukunft begleitet und nach­ver­folgt. Gleich­zeitig wollen wir spä­tes­tens nächstes Jahr wei­tere digi­tale Tools ent­wi­ckeln, die den Fuß­ball zukunfts­fä­higer machen können.