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Seite 2: Bequeme Entschuldigung

Nochmal: Viel Zeit zum Aufbau hatte er wäh­rend dieses Par­force­ritts keine. Dafür in diesem Sommer umso mehr. Der Verein hat keine Leis­tungs­träger ver­loren, nicht mal Welt­meister Ben­jamin Pavard, und statt­dessen erneut ordent­lich inves­tiert – für gut 35 Mil­lionen Euro. Und auch wenn der Welt­meister in der Sai­son­vor­be­rei­tung ein paar Tage später zur Mann­schaft stieß, auch wenn ein paar Spieler über Wochen fehlten – Korkut hatte sehr wohl die Zeit, etwas auf­zu­bauen. Und zwar ein Kon­strukt, das für die kom­mende Saison das best­mög­liche Resultat erzielen soll. Gemessen an den Stutt­garter Ver­hält­nissen. 

Es muss und darf erlaubt sein, Kor­kuts Arbeit kri­tisch zu hin­ter­fragen und auch zu fragen, ob er noch der rich­tige Trainer in Stutt­gart ist. Warum denn auch nicht? Das­selbe Prinzip erheben Trainer schließ­lich auch bei ihren Spie­lern. Funk­tio­nieren sie nicht, werden sie aus­ge­tauscht, im ungüns­tigsten Fall bis auf die Tri­büne. Auch Funkel wird keinen Stürmer auf­stellen, der zwar für den Moment kein Scheu­nentor trifft, aber in der Rück­runde noch ver­läss­lich Tore erzielte. Es ist – im Gegen­satz zur Wort­mel­dung Fried­helm Fun­kels – alles andere als absurd, Trainer in Frage zu stellen. Es ist sogar unbe­dingt not­wendig, um den Prin­zi­pien des Leis­tungs­sports gerecht zu werden.

Die wei­ter­füh­rende Frage ist nur: Auf wel­cher Grund­lagen erfolgt die Bewer­tung, die Beant­wor­tung der sich stel­lenden Fragen? Und auf welche Art und Weise werden sie beant­wortet, werden die Dis­kus­sionen dar­über geführt?

Bequeme Ent­schul­di­gung

Den bou­le­var­desken Umgang mit Men­schen kann und sollte man kri­tisch beäugen. Nicht nur im Fuß­ball. Das heißt aber nicht, dass man Trai­ner­leis­tungen nicht in Frage stellen darf oder gar sollte. Auch nach nur vier Spiel­tagen nicht. Es obliegt ja dann ohnehin den Ver­ant­wort­li­chen des Ver­eins, am Trainer fest­zu­halten oder eben nicht. Deren Ent­schei­dungs­fin­dung auf ver­meint­li­chen öffent­li­chen Druck zurück­zu­führen ist im übrigen eine viel zu bequeme, vor­aus­ei­lende Ent­schul­di­gung für deren mög­liche Fehl­ent­schei­dung. Wer sagt, dass der Druck von außen zu groß geworden sei, um noch am Trainer fest­zu­halten, weißt Ver­ant­wor­tung von sich und instru­men­ta­li­siert die Umstände, die er womög­lich selbst noch kurz zuvor geta­delt hat. 

Lassen sich Ver­ant­wort­liche aller­dings tat­säch­lich vom äußeren Druck in ihrer Ent­schei­dung beein­flussen, leisten sie selbst zumeist keine beson­ders gute Arbeit. Zum Glück! Denn wenn stets alle Ver­eine das Rich­tige täten, wären die sport­li­chen Ergeb­nisse noch vor­her­seh­barer als ohnehin schon. So hin­gegen kann sich For­tuna Düs­sel­dorf auf bisher beein­dru­ckende Art und Weise in der Bun­des­liga behaupten. Auch weil Ver­eine wie Schalke, Stutt­gart und Lever­kusen zu viele fal­sche Ent­schei­dungen getroffen haben. Nicht nur (oder über­haupt nicht – das soll hier gar nicht zur Dis­kus­sion stehen), aber auch in Sachen Per­sonal, wel­ches auch die Trainer mit ein­schließt. 

Und weil sie bei For­tuna Düs­sel­dorf seit zwei­ein­halb Jahren schaffen, wovon Fried­helm Funkel sagt, dass es das gar nicht mehr gibt: Sie geben ihrem Trainer Zeit zum Aufbau.