Wenn es nach „den Medien“ geht, stehen in der Bundesliga schon nach vier Spieltagen die ersten Trainer zur Diskussion. Ein Unding, findet unter anderem Friedhelm Funkel. Warum das ein großer Irrtum ist.
Nochmal: Viel Zeit zum Aufbau hatte er während dieses Parforceritts keine. Dafür in diesem Sommer umso mehr. Der Verein hat keine Leistungsträger verloren, nicht mal Weltmeister Benjamin Pavard, und stattdessen erneut ordentlich investiert – für gut 35 Millionen Euro. Und auch wenn der Weltmeister in der Saisonvorbereitung ein paar Tage später zur Mannschaft stieß, auch wenn ein paar Spieler über Wochen fehlten – Korkut hatte sehr wohl die Zeit, etwas aufzubauen. Und zwar ein Konstrukt, das für die kommende Saison das bestmögliche Resultat erzielen soll. Gemessen an den Stuttgarter Verhältnissen.
Es muss und darf erlaubt sein, Korkuts Arbeit kritisch zu hinterfragen und auch zu fragen, ob er noch der richtige Trainer in Stuttgart ist. Warum denn auch nicht? Dasselbe Prinzip erheben Trainer schließlich auch bei ihren Spielern. Funktionieren sie nicht, werden sie ausgetauscht, im ungünstigsten Fall bis auf die Tribüne. Auch Funkel wird keinen Stürmer aufstellen, der zwar für den Moment kein Scheunentor trifft, aber in der Rückrunde noch verlässlich Tore erzielte. Es ist – im Gegensatz zur Wortmeldung Friedhelm Funkels – alles andere als absurd, Trainer in Frage zu stellen. Es ist sogar unbedingt notwendig, um den Prinzipien des Leistungssports gerecht zu werden.
Die weiterführende Frage ist nur: Auf welcher Grundlagen erfolgt die Bewertung, die Beantwortung der sich stellenden Fragen? Und auf welche Art und Weise werden sie beantwortet, werden die Diskussionen darüber geführt?
Bequeme Entschuldigung
Den boulevardesken Umgang mit Menschen kann und sollte man kritisch beäugen. Nicht nur im Fußball. Das heißt aber nicht, dass man Trainerleistungen nicht in Frage stellen darf oder gar sollte. Auch nach nur vier Spieltagen nicht. Es obliegt ja dann ohnehin den Verantwortlichen des Vereins, am Trainer festzuhalten oder eben nicht. Deren Entscheidungsfindung auf vermeintlichen öffentlichen Druck zurückzuführen ist im übrigen eine viel zu bequeme, vorauseilende Entschuldigung für deren mögliche Fehlentscheidung. Wer sagt, dass der Druck von außen zu groß geworden sei, um noch am Trainer festzuhalten, weißt Verantwortung von sich und instrumentalisiert die Umstände, die er womöglich selbst noch kurz zuvor getadelt hat.
Lassen sich Verantwortliche allerdings tatsächlich vom äußeren Druck in ihrer Entscheidung beeinflussen, leisten sie selbst zumeist keine besonders gute Arbeit. Zum Glück! Denn wenn stets alle Vereine das Richtige täten, wären die sportlichen Ergebnisse noch vorhersehbarer als ohnehin schon. So hingegen kann sich Fortuna Düsseldorf auf bisher beeindruckende Art und Weise in der Bundesliga behaupten. Auch weil Vereine wie Schalke, Stuttgart und Leverkusen zu viele falsche Entscheidungen getroffen haben. Nicht nur (oder überhaupt nicht – das soll hier gar nicht zur Diskussion stehen), aber auch in Sachen Personal, welches auch die Trainer mit einschließt.
Und weil sie bei Fortuna Düsseldorf seit zweieinhalb Jahren schaffen, wovon Friedhelm Funkel sagt, dass es das gar nicht mehr gibt: Sie geben ihrem Trainer Zeit zum Aufbau.