2000 Fans, Livestream, Ticker – das Sechstligaspiel zwischen Tennis-Borussia und Tasmania Berlin war ein großes Spektakel. Sogar in Bolivien und Nordirland.
Immer wieder kramt Tom sein Handy aus der Tasche und blickt kurz auf die Nachrichten. TeBe-Fans schreiben da, die in einem Pub in Belfast am Stream hängen, ein Anhänger aus China, einer in Bolivien, sie alle jubeln, wie toll sie die Idee finden und wie gut sie ihn hören. Zur Erinnerung: Es ist die sechste Liga.
„Lovely ball“
Tom muss lachen, kratzt seinen Bart und schüttelt den Kopf. Stuart kichert kurz mit und hält sich die Hand vor das Mikrofon. Dann kommentiert er weiter: „Oh! Lovely ball there“, lassen sie die digitale Welt über einen TeBe-Pass im Mittelefeld wissen. 350 Zuschauer werden es am Ende sein, die sich den Stream angesehen haben. Gehofft hat TeBe auf 100. Am Ende sind die beiden so berühmt, dass auch ein Kamerateam vom RBB nach einem Interview fragt.
Stuart hat es sich mit der Wahl seines deutschen Vereins nicht leicht gemacht. In England hält er zu York City, dritte englische Liga. Seit vier Jahren lebt er in Berlin und hat sich fast alle lokalen Vereine angeguckt. „TeBe war am freundlichsten“, sagt er. Das Stadion habe ihn an die englischen Spielstätten erinnert. „Niemand sagt dir bei TeBe, was du wann singen sollst, es passiert einfach so. Spontan, witzig und dem Spiel angepasst.“ Orte wie Hellersdorf oder Altglienicke kennt er nur deswegen, weil er auch Auswärtsspiele besucht. „That is fucking great, isn’t it?“ TeBe zieht viele Engländer an, einer im Fanblock trägt heute eine Schirmmütze mit dem Union Jack, der britischen Flagge.
Kamerleute sind die Fans
Geboren wurde die Idee mit dem Livestream an einem bierseligen Abend. Die Fanszene von TeBe ist als kreativ und unkonventionell bekannt. Also warum nicht einen Livestream für das Topspiel organisieren? Einer kannte einen in Frankfurt, der sonst Vorträge streamt, und schon nahm die verrückte Idee Konturen an. Das Geld für den Frankfurter Streaming-Experten spendeten die Fans. Während in der Bundesliga jeder Bierbecher eines Stadions von den Kameras gefilmt wird, stehen bei TeBe heute drei Stative auf der Haupttribüne, bedient von Fans, die einen violetten TeBe-Schal tragen.
Tasmania-Fans sind auch da, etwa 300. Auch das sind ungewöhnlich viele, und auch sie wirken glücklich. Sie schielen zumindest noch ein bisschen auf den Aufstieg. Da sind etwa die Blogger von neukoellner.net, die das Spiel via Twitter tickern. Und im Fanblock stehen wie jedes Mal vier Generationen der Eckerts, Opa, Vater, Bruder und die Töchter von Norman Eckert. Sie haben eine eigene Fahne am Zaun hängen. „Mindestens einer von uns ist immer da“, sagt Norman und streicht über die Haare der Tochter. Für das Spiel heute haben sie den Urlaub an der Ostsee verkürzt.