Jörg Bach hielt jahrelang als Verteidiger in der ersten und zweiten Bundesliga seine Knochen hin. Bis ihn eine schwere Verletzung vorzeitig ausbremste. Bach schulte um und arbeitet heute für eine Kölner Brauerei. Ein Fachgespräch über Fußball und Alkohol.
Jörg Bach, Sie mussten Ihre Karriere als Bundesliga-Spieler im Jahr 2000 frühzeitig wegen einer Verletzung beenden, heute arbeiten Sie für eine Kölsch-Brauerei – diesen zweiten Bildungsweg müssen Sie uns erklären!
Ich hatte auch die Option, im Profifußball zu bleiben. Stattdessen entschied ich mich für eine zweijährige Ausbildung zum Industriekaufmann und heuerte bei einer Brauerei in Düsseldorf an.
Eine Altbier-Brauerei, nehmen wir an.
Korrekt. Als langjähriger Spieler von Fortuna Düsseldorf (Bach spielte von 1995 bis 1999 bei der Fortuna, d. Red.) hatte ich natürlich als Vertriebler für mein Düsseldorfer Produkt eine ganz gute Grundlage. Die Vergangenheit als Fußballer hat mir viele Türen geöffnet, die ich wohl sonst erst mühevoll hätte aufstemmen müssen.
Jetzt sind wir gespannt: Wie kam der Wechsel zu einer Kölsch-Brauerei zustande?
(lacht) Ich weiß, das wäre so, als wenn man zwischen dem 1. FC Köln und der Fortuna hin und her wechseln würde. Aber als meine Privatbrauerei 2004 an einen Großkonzern verkauft wurde, suchte ich mir einen neuen Arbeitgeber und fand ihn bei einer anderen Privatbrauerei in Köln.
Sie müssen es ja wissen: Gehören Fußball und Bier unwiederbringlich zusammen?
Ich finde ja. Und die Verbindung hat ja auch eine lange Tradition, die es weiterhin zu pflegen gilt.
Hand aufs Herz: Wie viel Alkohol wurde während Ihrer aktiven Zeit konsumiert?
Da dürfen Sie sich keine romantische Vorstellungen machen: Auch in den neunziger Jahren waren wir Vollprofis, die sehr auf sich geachtet haben und nur in Ausnahmefällen mal einen über den Durst tranken.
Ein paar Gläser Bier nach erfolgreichen Spieltagen waren also drin?
Selbstverständlich. Und das ist sicherlich auch heute noch so. Die allermeisten Spieler waren und sind verantwortungsbewusst genug, dass es dann auch bei ein paar Gläsern bleibt.
Und wann fanden die von Ihnen genannten Ausnahmen statt?
1990 etwa, nach dem Bundesliga-Aufstieg mit Wattenscheid 09. Wir waren ein krasser Außenseiter und schafften doch die Sensation. Mit einem 5:1‑Sieg gegen Hertha BSC am drittletzten Spieltag machten wir den Aufstieg perfekt, ich schoss sogar das 1:0. Nach dem Schlusspfiff gab es kein Halten mehr. Uwe Neuhaus und ich feierten drei Tage und drei Nächte durch. Trainer Hannes Bongartz hatte uns zu verstehen gegeben, dass wir drei Tage nach dem Hertha-Spiel nicht in der Startaufstellung gegen Preußen Münster stehen würden.
Was passierte?
Vor dem Anstoß nahm uns Bongartz zur Seite und sagte: „Ihr beide spielt übrigens trotzdem, da müsst ihr jetzt durch.“
Konnten Sie das mit Ihrem Kater vereinbaren?
Wissen Sie, als Leistungssportler steckt man das ja gut weg (lacht). Im Ernst: Wir hatten zwar durchgefeiert, uns aber nicht jeden Abend die Lichter ausgeknipst. Trotzdem waren wir natürlich ziemlich im Eimer. Aber wir bissen die Zähne zusammen und hielten 90 Minuten lang durch. Mit Erfolg: Wir verloren lediglich mit 0:1.
Wissen Sie noch, welcher Alkohol damals verkostet wurde?
Bier. Aber fragen Sie mich nicht, welches. Ehrlich gesagt: Das war mir im Rausch des Aufstiegs auch ziemlich egal (lacht).
Welchen Ihrer ehemaligen Mit- oder Gegenspieler würden Sie als größten Genußtrinker bezeichnen? Wer hat wirklich Ahnung von gutem Bier?
Bernhard Winkler weiß schon, wie ein anständiges Weißbier zu schmecken hat. Er kommt wie ich aus Süddeutschland (Winkler wurde in Würzburg, Bach in Koblenz geboren, d. Red.), da ist die Dichte an Bierkennern meiner Meinung nach eh deutlich höher als im Norden.
Jörg Bach, Sie sagen, dass Fußball und Alkohol zusammen gehören – haben Sie auch die Schattenseiten dieser Verbindung kennengelernt?
Einer meiner Mitspieler beim Hamburger SV (Bach spielte von 1994 bis 1995 beim HSV, d. Red.) war Andreas Sassen, der alkoholkrank war und 2004 viel zu früh starb. Natürlich hat mich sein Schicksal mitgenommen und nachdenklich gemacht.