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So viel kol­lek­tive Glück­se­lig­keit war selten in der Bun­des­liga. Nie­mand in Fuß­ball-Deutsch­land – was man hört nicht einmal in Gel­sen­kir­chen – miss­gönnt Borussia Dort­mund den Gewinn der Deut­schen Meis­ter­schaft. Im Gegen­teil: Alle bli­cken nei­disch auf diesen Verein, diese Mann­schaft, diese Stadt, in der so viel guter Fuß­ball gespielt wurde in dieser Saison. Und in der so viel Fuß­ball-Romantik gelebt wird.

Im modernen Kicker­be­trieb wird oft die Söld­ner­men­ta­lität beklagt, mit der Spieler mal das gelbe, kurz darauf das rote und dann wieder das gelbe Trikot küssen. Oder Trainer, die heute bei Blau auf­hören, morgen bei Grün anfangen und dabei ver­gessen, bei Face­book das Foto zu ändern. Dort­mund, so scheint es, ist gegen all das immun. Dort­mund gibt die Trutz­burg im hek­ti­schen Betrieb.

Trutz­burg-Vor­steher ist Jürgen Klopp. Der hat sich ein Team nach seinem Bilde erschaffen. Von dem Kader, den er im Sommer 2008 über­nahm, durften nur fünf Profis bis heute bleiben. Klopp legt Wert auf Respekt, auf Lei­den­schaft, auf totale Iden­ti­fi­ka­tion mit der Sache. Er lässt seine Mann­schaft einen sehr auf­wän­digen, anstren­genden Stil spielen, der vor allem auf Bal­ler­obe­rung und schnelles Umschalten abzielt. Wer nicht mit­zieht, der fliegt.

Klopp holte binnen zwei Jahren eine Reihe junger, lern­wil­liger Spieler mit starkem Cha­rakter. Einige wenige kos­teten ein paar Mil­lionen wie Lucas Bar­rios, Neven Subotic oder Mats Hum­mels. Die meisten stellten sich im Preis-Leis­tungs­ver­hältnis als ful­mi­nante Schnäpp­chen heraus: Der Defen­siv­stra­tege Sven Bender kam im Tausch mit einem gewissen Antonio Ruka­vina von 1860 Mün­chen, Shinji Kagawa für 350.000 Euro aus Japans zweiter Liga.

Ver­gessen werden gerne die drei wich­tigen Polen Lukas Piszczek, Jakub Blaszc­zy­kowski und Robert Lewan­dowski. Marcel Schmelzer und Kevin Groß­kreutz bil­dete der Verein selbst aus, zudem ereilte den Klub das Glück, einen 18-Jäh­rigen Mario Götze in der Jugend zu haben.

Viele hoffen ins­ge­heim, Teil einer sol­chen Gruppe sein zu dürfen

Viele haben sich in Klopps Milieu ful­mi­nant ent­wi­ckelt. Borussia Dort­mund 2010/2011 schreibt vor allem die Geschichte, wie ein­zelne in einer funk­tio­nie­renden Gruppe auf­blühen können. Wie ein­zelne in einer positiv-ehr­gei­zigen Atmo­sphäre zu Leis­tungen imstande sind, die sie selbst nicht für mög­lich gehalten haben.

Die Borussia ist ein Vor­bild für alle Gruppen von Men­schen, die an einer Sache arbeiten. Egal, ob das nun im Sport ist, im Büro oder in der Werk­statt. Viele hoffen ins­ge­heim, einmal Teil einer sol­chen Gruppe sein zu dürfen. Des­halb werden diese Dort­munder so bewun­dert, des­halb hofften alle, dass diese Geschichte gut aus­gehen wird.

Es heißt, die Spieler bleiben zusammen

Dass nun keiner der jungen Meister nach Mün­chen, Madrid oder London geht, um ein paar Mil­lionen mehr zu ver­dienen, macht die Geschichte fast sur­real. Es heißt, die Spieler hätten sich ver­spro­chen, zusam­men­zu­bleiben. Einige mussten ihre Berater ein­fangen, die bereits die Preis­schilder an ihre Spieler hängten.

Ewig wird auch dieses kleine Mär­chen von den Dort­munder Freunden nicht dauern. In der nächsten Saison warten neue, große Her­aus­for­de­rungen: die Cham­pions League oder ein eini­ger­maßen wütender FC Bayern Mün­chen. Und irgend­wann wird der erste Spieler die Borussia ver­lassen, die Welt­klubs klopfen bereits an.

Im Früh­ling 2011 aber freut sich das Land über die roman­ti­sche Fuß­ball-Geschichte aus Dort­mund.