Der erste Spieltag der neuen Saison – was haben wir sehnsuchtsvoll gewartet! Bleibt zu hoffen, dass die Saison 2013/14 ähnlich spektakulär begann, wie einst diese ausgesuchten Beispiele…
1.
Saison 1965/66: Die beste Auftakt-Mannschaft
Bundesliga-Neuling Tasmania Berlin wollte am ersten Spieltag den Grundstein für eine Erfolgsgeschichte legen. Da Hertha BSC wegen unlauterer Prämien-Zahlungen aus der Bundesliga verbannt worden war und die potenziellen Berliner Nachrücker Tennis Borussia und Spandauer SV in der Aufstiegsrunde scheiterten oder den Aufstieg aus finanziellen Gründen ablehnten, entschied sich der DFB den Drittplatzierten der Westberliner Regionalliga mit ins Boot zu holen. Und die Überraschungsaufsteiger aus der Hauptstadt starteten furios: Der Karlsruher SC wurde vor 81.524 Zuschauern im Olympiastadion mit 2:0 bezwungen, ein Traum schien wahr zu werden. Leider erwies sich der Kader insgesamt als zu schwach, um in der Bundesliga zu bestehen, am Ende der Saison stand nur ein weiterer Sieg zu Buche. Tasmania musste mit einer Hand voll Minusrekorden zurück in die Zweitklassigkeit. Zumindest ist Tasmania bis heute die einzige Mannschaft, die in allen Auftaktspielen ohne Gegentor und Punktverlust blieb.
2.
Saison 1968/69: Wenn der Meister strauchelt
Wenn die neue Saison startet, gucken alle auf den Meister. So war es auch beim teilweise neu formierten „Club“ aus Nürnberg. Alemannia Aachen hoffte am ersten Spieltag der Saison 1968/69, dem FCN zumindest ein Unentschieden abringen zu können. Es kam anders. Während die Nürnberger noch in meisterlichen Erinnerungen schwelgten, rannten sich die Aachener die Seele aus dem Leib. Heinz-Gerd Klostermann schnürte einen Dreierpack (mehr Tore nach einem ersten Spieltag hatte mit vier Treffern nur Klaus Fischer 1971 auf dem Konto) und machte damit die Sensation perfekt, 1:4. Der „Club“ war trotz guter Leistung angeschlagen. Auch schien das Spiel wegweisend: Die Nürnberger stiegen als bisher einziger amtierender Meister ab.
3.
Saison 1970/71: Acht Tore zum Start
Mit einem der torreichsten Auftaktspiele der Geschichte startete Hertha BSC gegen den 1. FC Kaiserslautern (5:3) in die achte Bundesligasaison. Nur Bayern gegen Leverkusen 1981 (6:2) und Bremen gegen Nürnberg 1986 konnten da mithalten. Und es ging hin und her im Olmypiastadion: Dreimal lagen die Berliner zurück, dreimal kamen sie wieder. Am Ende der Saison wurden beinahe alle beteiligten Hertha-Akteure im Zuge des Bundesligaskandals für mehrere Jahre gesperrt.
4.
Saison 1974/75: Der höchste Sieg
Die Bayern schienen den Abschied von Paul Breitner zu Real Madrid noch nicht so recht verkraftet zu haben. Als frisch gebackener Sieger im Landesmeister-Pokal und mit Weltmeistern wie Franz Beckenbauer, Sepp Maier und Gerd Müller gespickt, trat die Startruppe an, um die Bundesliga 1974/75 erneut das Fürchten zu lehren. Kickers Offenbach schien das nicht zu stören. Die Mannschaft von Trainer Otto Rehhagel zerlegte den FCB zum Saisonstart glatt mit 6:0, der bis heute höchste Auftaktsieg. Siggi Held, Erwin Kostedde und Co. verpassten dem Meister damit direkt die Rote Laterne. Am Ende der Spielzeit stand der 10. Tabellenplatz. Den Pokal der Landesmeister verteidigten die Münchner dennoch. Als Titelverteidiger waren sie damit ebenfalls für das nächste Turnier der Besten qualifiziert, wo sie 1976 den dritten Triumph in Folge feierten.
5.
Saison 1982/83: Das verpatzte Debüt
Was sagte der Trainer noch in der E‑Jugend? „Wenn ihr nicht wisst wohin mit dem Ball, dann ab ins Tor!“ Richtig! Uwe Reinders erinnerte sich im Auftaktspiel gegen den FC Bayern an das etwas stumpfe Erfolgsrezept. Kurz vor der ersten Halbzeitpause der Saison 1982/83 stand der Bremer etwas ratlos beim Einwurf an der Seitenlinie, schließlich nahm er sich ein Herz und warf. Der Ball wurde länger und länger, und Bayern-Torhüter Jean-Marie Pfaff unterlief den Ball, berührte ihn zugleich unglücklich und verschuldete in seinem ersten Bundesliga-Spiel eines der kuriosesten Tore der Bundesliga-Geschichte. Besonders bitter: Hätte Pfaff den Ball nicht berührt und einfach durchgelassen, hätte das Tor nicht gezählt.
6.
Saison 1986/87: Die meisten Tore
Erste Spieltage sind tückisch. Niemand möchte den Saisonstart verpatzen, die Auswirkungen einer Auftaktniederlage können sich durch die ganze Saison ziehen. Wohl auch deshalb fallen die Spiele zum Start generell eher torarm aus. Nicht so in der Saison 1986/87. 5:0, 4:2, 1:4 und 5:3 hießen die spektakulärsten Ergebnisse. Insgesamt brachten die Mannschaften zum Auftakt 42 Tore zustande – Auftakt-Rekord!
7.
Saison 1991/92: Aus dem Osten an die Spitze
„Auf Jahre hinaus wird unsere Nationalmannschaft unschlagbar sein.“ Die Worte Franz Beckenbauers direkt nach dem WM-Titel 1990 mit Blick auf die Wiedervereinigung waren auch als Lobpreisung ostdeutscher Fußballspieler gemeint. Nachdem Stars wie Matthias Sammer oder Andreas Thom bereits in die Bundesliga gewechselt waren, wollten sich nun auch die Rostocker einen Namen machen. 1991 traten sie gemeinsam mit Dynamo Dresden erstmals im gesamtdeutschen Oberhaus an – und besiegten den 1. FC Nürnberg mit 4:0: Tabellenführung am ersten Spieltag! Leider hatten die folgenden Lobeshymnen wie auch Franz Beckenbauers These wenig Bestand. Die so verheißungsvoll gestartete Saison endete mit dem Abstieg.
8.
Saison 1997/98: König Otto ist zurück
Im Sommer 1996 war Otto Rehhagel in München geschasst worden, ein Jahr später kehrte er mit dem FCK ins Olympiastadion zurück – und feierte eine der größten Auftaktüberraschungen aller Zeiten. Während Mario Basler, Giovane Elber und Ruggiero Rizzitelli vergeblich versuchten, eine Blamage zu verhindern, reichte dem Aufsteiger wie so häufig eine Standardsituation, um die Sensation perfekt zu machen. Auf Vorlage von Ciriaco Sforza hämmerte Michael Schjönberg den Ball in der 80. Minute per Kopf an Oliver Kahn vorbei ins Netz. Endstand: 0:1. Otto Rehhagel setzte nach dem Spiel zum Jubelsprint über den ganzen Platz an und äußerte sich diplomatisch zu seiner Zeit in München: „Das war doch interessant, was ich in München erlebt habe, ich hab einige Menschen kennengelernt.“ Der Rest der Geschichte ist bekannt: Kaiserslautern wurde als bis heute einziger Aufsteiger direkt Deutscher Meister.
9.
Saison 2003/04: Aggro-Asamoah
Ein Derby zum Start, was will man mehr? Borussia Dortmund trat zu Beginn der 40. Saison beim FC Schalke an. Hamit Altintop traf doppelt, ein schiedlich friedliches 2:2‑Unentschieden schien die neue Saison zu eröffnen. Eine Besonderheit gab es allerdings: In der 92. Minute geriet Gerald Asamoah mit Dortmunds Marcio Amoroso aneinander – und kassierte Rot. Er ist somit der einzige Spieler der Bundesligageschichte, der am ersten Spieltag zwei Platzverweise kassiert hat. Zwei Jahre zuvor, in der Saison 2001/02 hatte er am ersten Spieltag die Gelb-Rote Karte bekommen. Dieses Jahr geht es für den Ur-Schalker im Dress von Greuther Fürth in einem weiteren Auftakt-Derby gegen die Bayern.
10.
Saison 2004/05: Ein Start ohne Spannung
Bei Bauarbeiten in der Nähe des Weserstadions hatte ein Baggerfahrer pünktlich zum Auftakt 2004 versehentlich eine Hauptleitung durchtrennt. Und so gingen drei Minuten vor Anpfiff der Partie Werder Bremen gegen Schalke 04 die Lichter aus. Fernsehzuschauer wurden mit Standbildern und Ausweichprogramm bei der Stange gehalten. Neben Bildern von der Bremer Meisterfeier kamen auch Schlagerstars wie Vicky Leandros und Jürgen Marcus zum Zuge. Währenddessen war ein Großteil der Überwachungssysteme ausgefallen, das Flutlicht funktionierte allerdings vorerst. Trotz „La Ola“ und „Fußball geht auch ohne Strom“-Sprechchören wurde das Spiel jedoch nicht angepfiffen. Als es dann doch losgehen sollte, fielen drei der vier Flutlichtmasten aus. Die Saison startete in Bremen schließlich mit einstündiger Verspätung. Gerhard Delling kommentierte die Partie mit einem Sound á la WM-Finale 1954 über das Telefon. Werder Bremen siegte am Ende mit 1:0.