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Seite 2: "Eltern sind die wichtigsten Begleiter"

Wie wichtig ist ein geord­netes fami­liäres Umfeld?
Nach meiner per­sön­li­chen Wahr­neh­mung und Mei­nung, sind Eltern sogar die wich­tigsten Begleiter. Die Eltern sind immer da. Die kennen das Kind am aller­besten. Eltern dürfen aber nicht die eigene Kar­riere in dem Kind erleben wollen, son­dern müssen ihr Kind immer als Kind wahr­nehmen.

Man kennt aber auch die Eltern, die sich an der Sei­ten­linie auf­spielen.
Das ist wahr­schein­lich der Grund, warum immer diese unsicht­bare Distanz zwi­schen Ver­einen, Trai­nern und Eltern besteht. Man sieht immer nur diese wenigen Eltern, die sich nicht ver­nünftig benehmen können. Das ist aber nicht die Mehr­zahl. Diesen Eltern ist nicht klar, dass ihr Kind auch mal Durst­stre­cken über­winden muss. Und wenn es mal nicht läuft, geht es halt zum nächsten NLZ und so weiter. Es ist nicht anders als im echten Leben: Man muss bereit sein, harte Phasen durch­zu­stehen, braucht aber auch ein ehr­li­ches Feed­back von Trainer und Ver­eins­seite, warum es gerade nicht so läuft.

Es gibt noch viel zu wenig Psy­cho­logen und Men­tal­coa­ches in den Ver­einen“

Achim Frommann

Wie sollte das Ver­hältnis von Trai­nern zu Eltern aus­sehen?
Trainer sind die Spe­zia­listen, wenn es um die sport­liche Ent­wick­lung geht. Da sollten sich Eltern raus­halten. Trainer wech­seln aber jedes Jahr. Die ein­zige Kon­stante, die ein Jugend­spieler hat, sind die Eltern. Des­halb macht es Sinn, dass Eltern und NLZ enger mit­ein­ander kom­mu­ni­zieren und koope­rieren. Da ist noch sehr viel Luft nach oben. Des­halb habe ich unsere Geschichte auf­ge­schrieben. Ich wollte einen Impuls und Anstoß geben.

Wo sehen Sie wei­teren Ver­bes­se­rungs­po­ten­tial in den NLZs?
Es gibt noch viel zu wenig Psy­cho­logen und Men­tal­coa­ches in den Ver­einen. Durch die Lizen­zie­rung muss zwar jedes NLZ einen Psy­cho­logen haben. Dieser Psy­cho­loge ist aber oft keine Voll­zeit­kraft. Dann habe ich schon von Psy­cho­logen gehört, dass die Wert­schät­zung ihrer Arbeit nicht auf Augen­höhe mit der Arbeit der Trainer erfolgt. Und nicht zu ver­gessen: In einem NLZ sind im Schnitt um die 200 Spieler. Eine Halb­tags­kraft kann unmög­lich die not­wen­dige Arbeit umsetzen. Außerdem ist die Wei­ter­bil­dung der Jugend­trainer im psy­cho­lo­gi­schen, men­talen und päd­ago­gi­schen Bereich dünn. Das sind Aspekte, die in Zukunft hof­fent­lich mehr Einzug in die Trai­ner­aus­bil­dung halten. Um die Jungs nicht nur sport­lich, son­dern auch mental zu begleiten. Ihnen zu helfen, wenn es mal durch Ver­let­zungen knall­hart wird. Da ist noch sehr viel Luft nach oben.

Wie ist Ihr Sohn mit der psy­chi­schen Belas­tung umge­gangen?

Zu Con­stan­tins Zeit im NLZ gab es bereits einen Psy­cho­logen, der war aller­dings noch sehr frisch. Er hatte zudem das Glück, dass es für ihn in Frei­burg immer gut lief. Inso­fern gab es rein sport­lich für ihn wenig Rück­schläge. Einmal ist er län­ger­fristig mit Pro­blemen an der Patel­la­sehne aus­ge­fallen. Die Behand­lung in Frei­burg war schlep­pend. Irgend­wann habe ich darum gebeten, eine Zweit­mei­nung ein­holen zu dürfen. Der andere Arzt hat ihn dann unter­sucht und fest­ge­stellt, dass Con­stantin defi­nitiv wieder gesund wird. Das war wie Balsam für seine Seele. Er hat wieder Kraft geschöpft. Solche Aspekte sind Kopf­sache und Men­tal­coa­ches können da tolle Arbeit bei jungen Men­schen leisten.

In wel­chem Moment haben Sie gemerkt, dass Con­stantin es zum Profi schaffen kann?
In Frei­burg hat Con­stantin alle Ent­wick­lungs­schritte bis zur U23-Mann­schaft in der Regio­nal­liga mit­ge­macht. Vom Verein haben wir ab da signa­li­siert bekommen, dass Con­stantin lang­fristig in Frei­burg Pro­fit­or­hüter werden soll. Er war mit 19 Jahren ja schon Stamm­tor­hüter in der Regio­nal­liga-Mann­schaft und hat dort dann zwei Jahre gespielt. Er war ange­kommen im Senio­ren­fuß­ball. Man darf ja nie ver­gessen, dass gerade für einen Tor­hüter der Sprung aus der U19 in den Senio­ren­fuß­ball wahn­sinnig groß ist.

Das war eine schwere Erfah­rung, weil es auch keine sport­li­chen Gründe gab“

Achim Frommann

Trotzdem konnte sich Con­stantin weder in Frei­burg noch bei seiner Leihe zur SG Son­nenhof Groß­as­pach in der 3. Liga durch­setzen.
Er war in Frei­burg hinter Alex­ander Schwolow und Mark Flekken der dritte Tor­hüter im Pro­fi­kader. Er hatte damals das Glück, in der Regio­nal­liga spielen zu können. Die ein­jäh­rige Leihe zur SG Son­nenhof Groß­as­pach 2019 ver­lief für ihn richtig bitter. Er wollte Spiel­praxis sam­meln, aber dort ent­schieden die Trainer und Tor­wart­trainer anders. Er hat gar nicht gespielt und saß nur auf der Bank. Das war eine schwere Erfah­rung, weil es auch keine sport­li­chen Gründe gab. Er hat zum ersten Mal gemerkt, dass es manchmal schwer in diesem Geschäft ist und er Durch­hal­te­ver­mögen braucht.

Gerade Tor­hüter haben es schwer, Spiel­praxis zu sam­meln, wenn sie nicht die Nummer 1 sind.
Auf seiner Posi­tion läuft vieles ganz anders ab als bei einem Feld­spieler. Auch das Thema men­tale Stärke bekommt eine ganz andere Bedeu­tung. Im Jugend­fuß­ball war er in fast jedem Jahr die Nummer 1, aber im Senio­ren­fuß­ball musste er sich erstmal hinten anstellen. Diese neue Erfah­rung musste er machen.