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Her­bert Laumen, wir möchten mit Ihnen über die gol­dene Ära von Borussia Mön­chen­glad­bach und ein Spiel in der Saison 1966/67 spre­chen.
Sie meinen das 11:0 gegen Schalke 04?

Es war der zwei­höchste Sieg der Bun­des­li­ga­his­torie. Wie kam es dazu?
Es klingt banal, doch wir waren ein­fach unglaub­lich gut vor­be­reitet.

Das war alles?
Die Straßen waren Anfang Januar 1967 seit Tagen ver­eist, die Plätze mit Schnee bedeckt. Hennes Wei­se­weiler ließ uns also eine Woche lang auf einem beschneiten Platz trai­nieren, ohne den Schnee bei­seite zu schiffen. Er ahnte, dass wir auch bei jenem Spiel auf einer Schnee­decke spielen würden.

Haben die Schalker mit fal­schen Schuhen gespielt?
Ich erin­nere mich, dass Günter Herr­mann, dieser Edel­tech­niker, tat­säch­lich mit Nop­pen­schuhen spielte. Defi­nitiv die schlech­teste Wahl auf dem rut­schigen Unter­grund.

Erin­nern Sie sich noch an die Tore?
Eines habe ich noch im Kopf. Ich setzte einen Ball per Fall­rück­zieher vom Sech­zehner an die Unter­kante der Latte, Schalkes Keeper Josef Elting flog durchs Tor und Bernd Rupp ver­wer­tete den Nach­schuss.

Wie­viel Mit­leid hat ein Fuß­baller in sol­chen Situa­tionen?
Zwi­schen­zeit­lich dachte ich wirk­lich, dass wir die Gegner der Lächer­lich­keit preis­geben könnten. Doch was willst du machen: Es ist Bun­des­liga-Fuß­ball, kein gemüt­li­cher Spie­le­abend im Wohn­zimmer. Und als Friedel Rausch irgend­wann flehte Her­bert, hört doch bitte auf“, ant­wor­tete ich: Tut mir leid, Friedel, es geht wirk­lich nicht darum, euch vor­zu­führen, es geht ein­fach um Tore.“

Zur Halb­zeit stand es 4:0. Bäumten sich die Schalker in der zweiten Hälfte noch einmal auf?
Der Wider­stand war gebro­chen, als Günter Netzer zwei Minuten nach Wie­der­an­pfiff das 5:0 machte. Die Schalker sind kaum noch gelaufen. Und ganz ehr­lich: Wir waren auch baff, wie pro­blemlos wir durch die Schalker Defen­sive spa­zieren konnten. Das war wie im Trai­ning.

Auf der Bank der Schalker saß mit Fritz Langner ein alter Bekannter. Er war bis 1964 Trainer bei Borussia Mön­chen­glad­bach. Spornte das an?
Total. Langner soll bei seinem Abschied aus Glad­bach gesagt haben: Ich kann aus Acker­gäulen keine Renn­pferde machen.“ So war es jeden­falls in der Presse zu lesen. Das 11:0 machte nun deut­lich: Die Glad­ba­cher Acker­gäule waren viel­leicht keine Renn­pferde, doch sie waren Fohlen.

Heute müsste ein Trainer nach einer 0:11-Peitsche mit großer Wahr­schein­lich­keit seine Sachen packen. Ist es nicht erstaun­lich, dass Langner bleiben durfte?
Zu seiner Ehren­ret­tung muss ich sagen, dass Schalke eine Woche später gegen uns im Pokal gewann. Wir gingen auch dort wieder in Füh­rung, und dachten ver­mut­lich, das mun­tere Schei­ben­schießen geht weiter. Doch Schalke reha­bi­li­tierte sich anständig.

Ein Jahr später unterlag Glad­bach zu Hause sogar 1:6 gegen Schalke.
Dieses Auf und Ab spie­gelt ganz gut die sech­ziger Jahre der frühen Fohlen-Elf wider. Wir traten oft sehr naiv auf. Wir hatten eine fan­tas­ti­sche Offen­sive, vier Stürmer, die jede Saison 15 Tore oder mehr machten. Sehen Sie sich nur die Tor­schützen bei dem 11:0 gegen Schalke an: Bernd Rupp, Jupp Heyn­ckes und ich trafen jeweils dreimal, Günter Netzer setzte noch einen drauf. Das war’s.

Zu-Null-Spiele waren in jenen Jahren nicht gerade häufig.
Genau. Das Spiel gegen Schalke ist somit nicht exem­pla­risch für jene Zeit. Ich erin­nere mich etwa an eine 4:5‑Niederlage gegen Dort­mund aus der Saison 1965/66. Eine auf­re­gende Partie, ein toller Sturm­lauf von uns. Und mit vier Toren soll­test du ja durchaus ein Spiel gewinnen können – wenn man eben nicht fünf Dinger ein­ge­schenkt bekommt.

Waren die Sech­ziger somit auch Lehr­jahre für Hennes Weis­weiler?
Weis­weiler gewann lieber 5:4 als 1:0. Um auf Dauer kon­kur­renz­fähig zu werden, um die Meis­ter­schaft nach Glad­bach zu holen, musste er aber umdenken. Also stärkte er die Defen­sive. Der Schlüssel zum Erfolg waren die beiden Ver­tei­diger Ludwig Müller und Klaus-Dieter Sieloff. Beide kamen 1969. 1970 und 1971 wurden wir Deut­scher Meister.