Stell dir vor, du schießt das Tor deines Lebens, und es wird aberkannt, weil der Ball zuvor den Rücken des Schiedsrichters getroffen hat. Würdest du ausrasten? Aber sicher doch.
Warum der Schiedsrichter vom sogenannten VAR darauf aufmerksam gemacht werden muss, dass ihm der Ball im Vorfeld des Stenderaschen Kunstschusses satt am Kreuz getroffen hat, bleibt einstweilen dessen Geheimnis. Vielleicht war es ihm auch einfach nur peinlich und er hat es in Rekordzeit verdrängt. Weniger rätselhaft hingegen, dass für den verhinderten Helden Stendera danach die Partie gelaufen ist. Um es mit den Worten von Jürgen Klinsmann zu sagen: „Das sind Gefühle, wo man schwer beschreiben kann.“
Und so ist die bittere Pointe, dass der Mann, der ihm das vielleicht schönste Tor seiner Karriere geklaut hat, dem armen Marc Stendera kurz danach auch noch die Gelb-Rote Karte zeigt. Dabei hat der Delinquent weder akademikerfeindliche Sprüche geklopft noch sich an Dr. Thomsens vermaledeitem Rücken vergangen, sondern lediglich, nun ja, einer Eckfahne einen Totalschaden zugefügt.
Tor-des-Monats-Plakette ehrenhalber
Ein Moment, eigentlich wie geschaffen für das oft geforderte Fingerspitzengefühl der Unparteiischen. „Spieler Stendera, ich weiß, ich habe Ihnen heute schon den Abend versaut, deshalb lassen wir die Sache mit der Eckfahne jetzt mal auf sich beruhen!“ Zumal das Strafrecht durchaus den Begriff der verminderten Schuldfähigkeit kennt, der uns, auf den Fußballsport übertragen, hier durchaus anwendbar scheint.
Stattdessen: Platzverweis – und natürlich Sperre im nächsten Spiel. Somit der erste dokumentierte Fall einer Dreifachbestrafung. Was zu viel ist, ist zu viel, deshalb: Freiheit für Marc Stendera! Und eine Tor-des-Monats-Plakette ehrenhalber.