Als Tick, Trick & Track des VfB Stuttgart mischten Giovane Elber, Krassimir Balakow und Fredi Bobic zwei jahre die Liga auf. Hier erklärt einer von ihnen, wie die Magie ins Dreieck kam.
Er hat sich zuerst gar nicht getraut, uns von dieser Entscheidung zu erzählen. Als es dann raus war, unternahm er sogar noch den Versuch, die Sache rückgängig zu machen. Aber es war zu spät. Am Ende der Saison gewannen wir gegen Energie Cottbus mit 2:0 den DFB-Pokal in Berlin. Giovane schoss beide Tore und war der spielentscheidende Mann. Als wir abends feierten, stellte ich fest, dass er gar nicht da war. Ich ging auf unser Zimmer und fand ihn dort. Er war todtraurig, dass seine Zeit in Stuttgart zu Ende ging, und traute sich nun nicht nach unten. Ich überredete ihn. Sagte ihm, dass alle auf ihn warten würden – und wir erlebten noch eine großartige Feier.
Übrigens, als er dann weg war, bezog ich für den Rest meiner Profizeit nur noch Einzelzimmer. Ich konnte mir nicht vorstellen, jemals noch einen angenehmeren Zimmerkameraden zu finden als Giovane Elber. Nicht nur für Krassi und mich war der Transfer ein herber Verlust, auch für den Klub. Noch heute bin ich überzeugt, dass es für die Entwicklung des VfB in der zweiten Hälfte der Neunziger das Beste gewesen wäre, Giovane – und damit auch unser Dreieck – um jeden Preis zu erhalten. Nicht von ungefähr wurde er in München der erfolgreichste ausländische Torschütze, der jemals in der Bundesliga gespielt hat.
Das „magische Dreieck“ war Geschichte – aber ich hatte das zweifelhafte Glück, parallel auch Teil eines anderen Trios zu werden: des „tragischen Dreiecks“. Es war die große Zeit der Fantastischen Vier, Hip-Hop war total angesagt, und ein Bekannter, der bei einer großen Plattenfirma arbeitete, bot mir an, eine Single aufzunehmen. Mit Gerhard Poschner und Marco Haber veranstaltete ich damals regelmäßig spanische Abende mit südländischen Klängen, Tapas und Rotwein.
David Hanselmann schrieb uns eine fluffige Dancenummer mit einem maritimen Flair. Im Studio von „Pur“-Sänger Hartmut Engler in Bietigheim trafen Poschi, Marco und ich uns irgendwann im Herbst 1996, um den Song „Steh auf (eo amama eo)“ einzurappen. Engler sang im Refrain sogar im Background – aber ich weiß nicht genau, ob er das heute noch so gerne hört. Oha, das war schon ein komisches Gefühl, als ich meine Stimme da so laut auf dem Kopfhörer vernahm und im Rhythmus rappen musste.
Aber so schlecht kann es auch nicht gewesen sein, jedenfalls bekam ich eines Tages einen Anruf von einem Thüringer Radio, dessen Hörer unseren Song auf Platz zwei in den Sendercharts gewählt hatten. Im Dezember 1996 performten wir die Nummer dann erstmals in der Sendung „Ranissimo“ – zum Glück als Playback, damit wir uns nicht unnötig lächerlich machten. Nach der Show fuhren wir zurück nach Stuttgart zur VfB-Weihnachtsfeier – und da gab es kein Entrinnen mehr. Wir mussten den Song noch mal live zum Besten geben. Aber mit zwei Bier war auch das kein Problem mehr.
Es waren einfach zügellose Zeiten. Wie gut wir uns damals in Stuttgart verstanden und wie selten solche Freundschaften im Fußball sind, ist mir erst bei meinen späteren Stationen bewusst geworden. Der Respekt gegenüber dem jeweils anderen und die Spielfreude, die wir gemeinsam erzeugen konnten, machten uns zu Freunden. Bis heute. Wenn ich auf die gemeinsame Zeit zurückblicke, die Krassi, Giovane und ich beim VfB hatten, kommt es mir vor, als hätten wir fünf, sechs Jahre zusammengespielt. Dabei waren es gerade mal zwei Spielzeiten, in denen wir die Liga aufmischten. Aber ich werde immer noch auf diese Zeit angesprochen, und es macht mich stolz, dass unser Spiel den Menschen so viel Spaß gemacht hat, dass sie sich bis heute daran erinnern.