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Seite 3: „Ich konnte mir keinen angenehmeren Zimmerkameraden vorstellen als Giovane"

Er hat sich zuerst gar nicht getraut, uns von dieser Ent­schei­dung zu erzählen. Als es dann raus war, unter­nahm er sogar noch den Ver­such, die Sache rück­gängig zu machen. Aber es war zu spät. Am Ende der Saison gewannen wir gegen Energie Cottbus mit 2:0 den DFB-Pokal in Berlin. Gio­vane schoss beide Tore und war der spiel­ent­schei­dende Mann. Als wir abends fei­erten, stellte ich fest, dass er gar nicht da war. Ich ging auf unser Zimmer und fand ihn dort. Er war tod­traurig, dass seine Zeit in Stutt­gart zu Ende ging, und traute sich nun nicht nach unten. Ich über­re­dete ihn. Sagte ihm, dass alle auf ihn warten würden – und wir erlebten noch eine groß­ar­tige Feier.

Übri­gens, als er dann weg war, bezog ich für den Rest meiner Pro­fi­zeit nur noch Ein­zel­zimmer. Ich konnte mir nicht vor­stellen, jemals noch einen ange­neh­meren Zim­mer­ka­me­raden zu finden als Gio­vane Elber. Nicht nur für Krassi und mich war der Transfer ein herber Ver­lust, auch für den Klub. Noch heute bin ich über­zeugt, dass es für die Ent­wick­lung des VfB in der zweiten Hälfte der Neun­ziger das Beste gewesen wäre, Gio­vane – und damit auch unser Dreieck – um jeden Preis zu erhalten. Nicht von unge­fähr wurde er in Mün­chen der erfolg­reichste aus­län­di­sche Tor­schütze, der jemals in der Bun­des­liga gespielt hat.

Vom magi­schen zum tra­gi­schen Dreieck

Das magi­sche Dreieck“ war Geschichte – aber ich hatte das zwei­fel­hafte Glück, par­allel auch Teil eines anderen Trios zu werden: des tra­gi­schen Drei­ecks“. Es war die große Zeit der Fan­tas­ti­schen Vier, Hip-Hop war total ange­sagt, und ein Bekannter, der bei einer großen Plat­ten­firma arbei­tete, bot mir an, eine Single auf­zu­nehmen. Mit Ger­hard Poschner und Marco Haber ver­an­stal­tete ich damals regel­mäßig spa­ni­sche Abende mit süd­län­di­schen Klängen, Tapas und Rot­wein. 

David Han­sel­mann schrieb uns eine fluf­fige Dancenummer mit einem mari­timen Flair. Im Studio von Pur“-Sänger Hartmut Engler in Bie­tig­heim trafen Poschi, Marco und ich uns irgend­wann im Herbst 1996, um den Song Steh auf (eo amama eo)“ ein­zu­rappen. Engler sang im Refrain sogar im Back­ground – aber ich weiß nicht genau, ob er das heute noch so gerne hört. Oha, das war schon ein komi­sches Gefühl, als ich meine Stimme da so laut auf dem Kopf­hörer ver­nahm und im Rhythmus rappen musste. 

Es waren zügel­lose Zeiten“

Aber so schlecht kann es auch nicht gewesen sein, jeden­falls bekam ich eines Tages einen Anruf von einem Thü­ringer Radio, dessen Hörer unseren Song auf Platz zwei in den Sen­der­charts gewählt hatten. Im Dezember 1996 per­formten wir die Nummer dann erst­mals in der Sen­dung Ranis­simo“ – zum Glück als Play­back, damit wir uns nicht unnötig lächer­lich machten. Nach der Show fuhren wir zurück nach Stutt­gart zur VfB-Weih­nachts­feier – und da gab es kein Ent­rinnen mehr. Wir mussten den Song noch mal live zum Besten geben. Aber mit zwei Bier war auch das kein Pro­blem mehr.

Es waren ein­fach zügel­lose Zeiten. Wie gut wir uns damals in Stutt­gart ver­standen und wie selten solche Freund­schaften im Fuß­ball sind, ist mir erst bei meinen spä­teren Sta­tionen bewusst geworden. Der Respekt gegen­über dem jeweils anderen und die Spiel­freude, die wir gemeinsam erzeugen konnten, machten uns zu Freunden. Bis heute. Wenn ich auf die gemein­same Zeit zurück­blicke, die Krassi, Gio­vane und ich beim VfB hatten, kommt es mir vor, als hätten wir fünf, sechs Jahre zusam­men­ge­spielt. Dabei waren es gerade mal zwei Spiel­zeiten, in denen wir die Liga auf­mischten. Aber ich werde immer noch auf diese Zeit ange­spro­chen, und es macht mich stolz, dass unser Spiel den Men­schen so viel Spaß gemacht hat, dass sie sich bis heute daran erin­nern.