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Seite 2: Die wirklich drängende Frage

Man könnte fragen, warum nun ange­führt wird, Emre Can wäre der Ein­la­dung zu dem Treffen nicht gefolgt. Und warum das ein Zei­chen dafür sei, wie es eben auch gehe. Weil man fragen könnte, wes­halb er der Ein­la­dung nicht gefolgt ist. Viel­leicht hatte er ja ein­fach nur etwas Pri­vates zu erle­digen? Man könnte fragen, was für eine Ver­an­stal­tung genau und wie absehbar das Auf­ein­an­der­treffen mit Erdogan war? Man könnte fragen, wes­halb Gün­dogan und Özil das Treffen mit dem tür­ki­schen Prä­si­denten nicht auch in den sozialen Netz­werken mit der Welt geteilt haben, wo sie dort doch sonst gefühlt jeden Schritt teilen.

Man könnte fragen, ob Özil und Gün­dogan, da sie nun schon einmal in der Situa­tion ver­haftet waren, da sie zu einem Foto mit Erdogan gebeten wurden, nicht doch besser hätten ver­zichten sollen. Oder ob ihnen das für den Moment noch unheil­voller erschien als das, was nun auf sie ein­pras­selt. Man könnte fragen, was Ilkay Gün­dogan geritten hat, diese wirk­lich merk­wür­dige Wid­mung zu signieren. Wo er doch heute mit sehr schlauen Worten Stel­lung bezog: Bei aller berech­tigten Kritik haben wir uns aus Respekt vor dem Amt des Prä­si­denten und unseren tür­ki­schen Wur­zeln – auch als deut­sche Staats­bürger – für die Geste der Höf­lich­keit ent­schieden.“

Die wirk­lich drän­gende Frage

Und wenn man all diese Fragen beant­wortet hätte, käme man womög­lich zu einem aus­ge­wo­genen Urteil in diesem Fall. Und dann bliebe noch immer der Tat­be­stand, dass da zwei junge Men­schen eine nicht ganz so glück­liche Figur abgeben. Aus Gründen, die viel­leicht die fal­schen sind, aber nach­voll­ziehbar. In einer Gemenge­lage, die ihre per­sön­liche Ver­ant­wor­tung weit über­steigt. Denn bei allem Respekt und jedem klugen Gedanken: Özil und Gün­dogan sind 29 und 27 Jahre alt und — Fuß­ball­spieler.

Es ist gut, dass diese Debatte geführt wird. Allein schon, weil sich andere Fuß­baller dem­nächst zweimal über­legen, wohin sie abends wann gehen und mit wem sie sich dort ablichten lassen. Weil Men­schen wie Erdogan sich dann nicht in ihrem Glanz sonnen können. 

Aber bei aller Liebe zum Dis­kurs sollte man bitte davon Abstand nehmen, Özil und Gün­dogan per­sön­lich in mora­li­sche Haf­tung zu nehmen. Und vor allem sollte man die rich­tigen Fragen beant­worten können, bevor man all­ge­meine Ablei­tungen her­stellt und Urteile fällt.

Und wenn dann noch Zeit bleibt, küm­mert sich viel­leicht end­lich jemand um die wirk­lich drän­gende Frage: Dieser Schnurr­bart, Herr Gündogan…welche Wette genau haben Sie da ver­loren?