Am Mittwochabend gewann Atalanta Bergamo mit 4:1 gegen Valencia und steht nun mit einem Bein im Champions-League-Viertelfinale. Blöd, wenn man nicht dabei war. Ein Glück, wer hingegen solche Eltern hat.
Dass Giorgio Gori nicht wüsste, wie Medien funktionieren, kann man wirklich nicht sagen: Immerhin war der Bürgermeister von Bergamo in den Neunzigern der erste Direktor von „Canale 5”. Der Hauptsender von Silvio Berlusconis Medienkonglomerat wusste seit jeher seine Zuschauer zu unterhalten. Und trotzdem: Diese Geschichte ist zu schön, als dass sie erfunden sein sollte.
Denn Gori postete am Mittwochmittag den anonymen Brief einer Mutter aus Bergamo. Der Inhalt: Die Entschuldigung für ihren Sohn, der am Unterricht nun wirklich nicht teilnehmen könne. Die Begründung: Atalanta.
„Ich schreibe, um Sie zu informieren, dass Eduardo an diesem Nachmittag aufgrund historisch-kultureller Verpflichtungen abwesend sein wird.”
Welcher Lehrer sich nun fragte, um welches Event es sich da wohl handeln könnte, wurde sogleich im Nachsatz belehrt:
„Er schreibt mit seinem Vater eine Seite in der Geschichte von Bergamo. FORZA ATALANTA!“
Um 11.48 Uhr, neun Stunden vor Anpfiff in Mailand, hatte Giorgio Gori den Brief via twitter.com geteilt. Unterlegt mit dem kämpferischen Gruß: „Ci siamo! (Hier gehen wir, d. Red.) #GoAtalantaGo.“ Seine Follower feierten die Entschuldigung frenetisch, andere zeigten sich hingegen vor allem begeistert von der überaus feinen Handschrift der Mutter.
Und auch wenn der Bürgermeister später einem Journalisten schrieb, dass er keine Nachweise über die Herkunft des Schriftstücks besäße – ein Freund hätte es im Internet gefunden – so dürfte bereits vor Spielbeginn klar gewesen sein: Bergamos Oberhaupt billigte die Abwesenheit Eduardos. Der durfte am Abend beruhigt den berauschenden 4:1‑Sieg der „La Dea” verfolgen. Fortsetzung der Geschichtsschreibung nicht ausgeschlossen.