Borussia Mönchengladbach befreit sich mit einem 1:0‑Sieg gegen Mainz aus der Krise – und das, obwohl sie schwächer auftraten als zuletzt. Und sich in einer Sache von fast allen Bundesliga-Teams unterscheiden.
3. Gladbach fehlt das Selbstverständnis
In der Hinrunde bestach Gladbach mit hoher Spielfreude und Geduld. Sie ließen den Ball in den eigenen Reihen laufen und warteten auf ihre Chance. Im Mittelfeld versuchten sie, zwischen die gegnerischen Linien zu gelangen. Flach spielen, hoch gewinnen – so lautete das Motto. Selbst bei Rückständen hielten sie an ihrem geduldigen Ballbesitzspiel fest, ohne hektisch zu agieren oder auf lange Bälle auszuweichen.
Dieses Selbstverständnis fehlt ihnen aktuell. Gerade die Räume zwischen den Linien besetzt Gladbach weniger sauber. Das wog gegen Mainz umso schwerer, als dass sich hier durch das hohe 4 – 4‑2-Pressing immer wieder Lücken öffneten. Es fehlte aber die Selbstsicherheit, um den Ball in diesen Räumen zu fordern und um ihn auch zu behaupten. Stattdessen spielte Gladbach ungewohnt viele Quer- und Rückpässe, ohne Raumgewinn zu erzielen. Nachdem Gladbach in der ersten Minute gleich dreimal am Mainzer Keeper Florian Müller scheiterte, hatten sie praktisch keine Großchancen mehr.
4. Die Mainzer Probleme liegen im letzten Drittel
Auch Mainz kam nicht gefährlich vor das Tor. Die Mannschaft tut sich schon in der gesamten Saison schwer damit, im letzten Drittel den Gegner auszuspielen. Es mangelt nicht an Spielern, die in die Tiefe starten. Allerdings fehlen zum Einen die Pässe aus dem Mittelfeld. Zum Anderen läuft die Dynamik ins Leere, wenn der Gegner tief am eigenen Strafraum verteidigt; schließlich gibt es keine Räume, in die Mainz Mittelfeldspieler sprinten könnten.
Gegen Gladbach wog dies umso schwerer, als dass die Gladbacher über weite Strecken der Partie tief verteidigten. Sie beschränkten sich darauf, die Passwege in den Sturm zu schließen. So kam Mainz zu einigen Schussgelegenheiten um den Strafraum, selten aber in den Sechzehner. Neun ihrer 14 Schüsse gaben sie von außerhalb des Strafraums ab, die restlichen fünf allesamt aus mindestens zwölf Metern Entfernung.
5. Wenn nichts geht, gibt es immer noch Standards
Eigentlich war die Partie ein klassisches 0:0‑Spiel. Und doch ist der Fußball selten gerecht oder berechenbar. Am Ende entschied – wie soll es anders sein? – ein Standard die Partie. Nico Elvedi traf nach einer kurz ausgeführten Ecke (63.). Es war bereits der neunte Mainzer Gegentreffer nach einem ruhenden Ball. Nur Leverkusen, Augsburg und Hannover kassierten mehr Gegentore nach Standards.
Es war der kleine, aber feine Unterschied in einer Partie, die eigentlich keinen Sieger verdient gehabt hätte. Aber was heißt das schon im Fußball.