Beim 1:2 gegen Japan patzen Niklas Süle und Nico Schlotterbeck. Besonders hart fällt die Kritik am Aushilfs-Rechtsverteidiger aus. Ein Weltmeister von 2014 wird auf ihn angesprochen gar richtig wütend.
Jamal Musiala saß in Reichweite von Niklas Süle, aber dass er seinem Kollegen aus der Nationalmannschaft nur deswegen ein paar nette Worte widmete, ist natürlich auszuschließen. Der 19 Jahre alte Musiala meinte es wirklich ernst. „Es ist eklig, gegen ihn zu spielen“, sagte der junge Münchner über Süle, der bis zum Sommer noch mit ihm beim FC Bayern unter Vertrag gestanden hatte. „Er ist schnell, er ist stark.“
Anfang dieser Woche besetzten Süle und Musiala bei der Pressekonferenz der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gemeinsam das Podium. Man scherzte, die Stimmung war blendend. Erst ein paar Tage ist das her – und wirkt inzwischen doch wie aus einer anderen Zeit.
Niklas Süle, 27, war am Mittwochabend nicht nach Scherzen zumute, als er wortlos durch die Mixed-Zone des Khalifa International Stadiums in Al-Rayyan verschwand. Die gute Laune bei der Nationalmannschaft hatte sich nach der Auftaktniederlage gegen Japan ebenfalls verflüchtigt.
Und bei der Frage, wie es ist, gegen Süle zu spielen, dürften die Angreifer aus Japan zu einer gänzlich anderen Antwort gekommen sein als Jamal Musiala ein paar Tage zuvor. Sie hatten den kantigen Verteidiger der Deutschen eher als hilfsbereit und zuvorkommend empfunden.
Dass die Nationalmannschaft ihr Gruppenspiel gegen Japan trotz einer 1:0‑Führung noch 1:2 verloren hatte, hing eng mit Niklas Süle zusammen.
Der Dortmunder war an den beiden späten Toren der Japaner entscheidend beteiligt gewesen. Vor dem Ausgleich machte er dem Vorbereiter Takumi Minamino die Bahn in den deutschen Strafraum frei; vor dem Siegtreffer der Asiaten hob er das Abseits auf.
Bastian Schweinsteiger war angesichts dieses Fehlverhaltens außer sich. Der Experte der ARD ist bisher nicht dadurch aufgefallen, dass er in seiner Kritik allzu persönlich wird. Im Gegenteil. Oft kommt bei seinen Einsätzen fürs Fernsehen noch der frühere Spieler in ihm durch.
„Das ist ein klassischer, richtig schwerer Abwehrfehler“
Und mit Niklas Süle verbindet ihn sogar eine besondere Beziehung. Das letzte Länderspiel von Bastian Schweinsteiger im Sommer 2016 war zugleich das erste von Niklas Süle. Der Debütant wurde damals für den Routinier eingewechselt.
Trotzdem lederte Schweinsteiger am Mittwoch in der ARD los wie noch nie. „Das ist ein klassischer, richtig schwerer Abwehrfehler“, sagte er über Süles Verhalten vor dem 1:1. Und zu dessen Unachtsamkeit vor dem 1:2: „Der Fehler darf nie passieren.“
Bundestrainer Hansi Flick stand daneben und schwieg betreten. Zu einer Widerrede vermochte er sich nicht aufzuraffen.
_