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Mal ange­nommen, Her­thas-Finanz­chef Ingo Schiller, würde sich am Montag einen Kon­to­auszug des Ber­liner Fuß­ball­un­ter­neh­mens ziehen, dann würde er dort kein dickes Minus mehr sehen, son­dern ein hüb­sches Sümm­chen auf der Haben­seite. Natür­lich wird Schiller das nicht machen, diese Form der Ver­ge­wis­se­rung hat der 48 Jahre alte Betriebs­wirt nicht nötig. Die gut 60 Mil­lionen Euro sind bereits geflossen. Zu sorgsam und zu intensiv ist an diesem Deal mit dem Finanz­un­ter­nehmen Kohl­berg Kravis Roberts & Co (KKR) gebas­telt worden.

Nun sei die Arbeits­last von ihm abge­fallen; einmal kurz ange­stoßen im Kreise der engsten Mit­ar­beiter – das war es auch schon. Am Sonntag wird Schiller im Olym­pia­sta­dion sitzen und der Mann­schaft die Daumen gegen Nürn­berg drü­cken. Darum geht es ja eigent­lich.

Wir haben den idealen Partner gefunden“

Doch die Geschäfts­grund­lage hat sich dra­ma­tisch ver­än­dert. Vor­boten der Part­ner­schaft rei­chen gut zwei Jahre zurück. Zusammen mit der Schweizer Invest­ment­firma IM1872 sei Hertha in steten Über­le­gungen gewesen, wie und was man zusammen auf die Beine stellen könne. Nach Her­thas Wie­der­auf­stieg in die Bun­des­liga im ver­gan­genen Jahr sei die Arbeit noch einmal inten­si­viert worden, erzählt Schiller. Schließ­lich stellte die Invest­ment­firma IM1872, die ihren Fokus auf dem euro­päi­schen Sport­sektor hat, den ent­schei­denden Kon­takt zu KKR her. Wir haben den idealen Partner gefunden“, sagt Schiller. Hertha setzte hierbei vor allem auf Nach­hal­tig­keit.

Die Lauf­zeit der stra­te­gi­schen Part­ner­schaft ist auf sieben Jahre fixiert worden. Und Pla­nungs­si­cher­heit ist gerade auch im schnell­le­bigen Fuß­ball­ge­schäft ein hohes Gut. Neben dem Kapi­tal­zu­fluss ver­spricht sich Hertha, vom Know-how und dem inter­na­tio­nalen Netz­werk der welt­weit agie­renden Ame­ri­kaner pro­fi­tieren zu können. Viel­leicht lässt sich das eine oder andere Unter­nehmen für ein künf­tiges Spon­so­ring inter­es­sieren. Der Investor selbst setzt in erster Linie auf einen Wert­zu­wachs des Fuß­ball­un­ter­neh­mens. Vor allem sieht KKR ein deut­li­ches Poten­zial darin, den Verein national und inter­na­tional stärker zu eta­blieren“, wie KKR-Euro­pa­chef Johannes Huth sagt. Für sein Unter­nehmen zieht wohl ins­be­son­dere das Berlin-Moment an Hertha und die wach­sende inter­na­tio­nale Wahr­neh­mung der Bun­des­liga durch das deut­sche Cham­pions-League-Finale.

Nun wird Hertha den Fuß­ball nicht gleich neu erfinden, geschweige denn aus den Angeln heben. Sport­lich ändert sich erst einmal nicht so viel, eher auf Sicht. Tat­säch­lich ver­schafft der Ein­stieg des Inves­tors Ein­spa­rungen eines hohen ein­stel­ligen Mil­lio­nen­be­trages jähr­lich. Mit dem heu­tigen Tag haben wir uns ungleich mehr Spiel­räume erar­beitet“, sagt Michael Preetz. Der Sport-Geschäfts­führer macht aber zugleich deut­lich, dass sich unsere Stra­tegie über­haupt nicht ändert“. Hertha werde weiter mit viel Augenmaß“ die Mann­schaft ver­bes­sern und wei­ter­ent­wi­ckeln. Wirt­schaft­lich aber ändert sich viel, wenn nicht gar alles, wie es Schiller sagt. Er denkt dabei an Stich­worte wie Ent­schul­dung, Kos­ten­er­sparnis, posi­tives Eigen­ka­pital und Lang­fris­tig­keit.

34 Mil­lionen Euro – als Vor­fi­nan­zie­rung

Die gut 60 Mil­lionen Euro teilen sich wie folgt auf. Für rund 20 Mil­lionen Euro hat der Investor 9,7 Pro­zent Anteile an der Hertha BSC GmbH und Co. Kom­man­dit­ge­sell­schaft auf Aktien, kurz KGaA, erworben. Die rest­li­chen 90,3 Pro­zent hält der Hertha BSC Stamm­verein. KKR erhält zudem einen Sitz im Auf­sichtsrat der KG und meine Mobil­nummer“, wie Schiller sagt. Dar­über hinaus ist ein hoher ein­stel­liger Mil­lio­nen­be­trag als Ein­mal­zah­lung geleistet worden, ver­gleichbar einer Sig­ning fee. Der größte Posten, rund 34 Mil­lionen Euro, fließen Hertha als eine Art Vor­fi­nan­zie­rung künf­tiger Ein­nahmen zu. Hierfür wird Hertha jähr­lich eine fest ver­ein­barte Rück­zah­lung an den Investor leisten. Diese Belas­tung sei aller­dings deut­lichst“ (Schiller) nied­riger ist, als die Zins­be­las­tung, die Hertha bisher für Kre­dite etwa bei Banken bezahlt hat. Diese Kre­dite bei ver­schie­denen Banken stammen bekannt­lich aus Zeiten der Hoch­zins­phase. Die nun ver­ein­barten Zah­lungen machen weniger als die Hälfte ehe­ma­liger Belas­tungen aus.

Ver­wendet wird das Geld in erster Linie zur Rück­füh­rung der Schulden. Zum 30. Juni 2013 wies Hertha einen Schul­den­stand von knapp 37 Mil­lionen Euro aus. Schiller spricht davon, dass Hertha nun alle zinstra­genden Ver­bind­lich­keiten“ ablöst, was gleich­wohl nicht bedeutet, dass Hertha mit einem Schlag schul­den­frei sei. Dieser Punkt ist Schiller wichtig. Zudem wird Hertha einst ver­äu­ßerte Rechte zurück­er­werben, wie etwa die am Sta­di­on­ca­te­ring für die Zeit von 2014 bis 2020 im Wert von zehn bis zwölf Mil­lionen Euro. Daneben kauft Hertha TV- und Mar­ke­ting­rechte zurück. Hiervon ist ins­be­son­dere der Ver­trag mit Her­thas Ver­markter Sport­five betroffen, der bei­spiels­weise künf­tige TV-Ein­nahmen des Klubs vor­fi­nan­ziert hatte. Das alles wird die künf­tige Ein­nah­me­si­tua­tion des Ver­eins ver­bes­sern. Zudem wird aus dem Fehl­be­trag beim Eigen­ka­pital von rund 8,3 Mil­lionen Euro (Bilanz­stichtag 30. Juni 2013) ein posi­tiver zwei­stel­liger Mil­lio­nen­be­trag.

Unbe­rührt von den neuen finan­zi­ellen Gege­ben­heiten bleibt der Umgang mit der Fan-Anleihe, die Hertha 2010 aus­ge­geben hatte. Die läuft plan­mäßig bis 2016 und wird jähr­lich ver­zinst.

Ein Quan­ten­sprung für Hertha?

Ingo Schiller ist zufrieden mit dem Abschluss, der für Hertha einem Quan­ten­sprung“ gleich­komme, wie es Preetz aus­drückt. Schiller, der seit 1998 Her­thas Finanzen ver­waltet, ist sich sicher, dass die Deut­sche Fuß­ball-Liga (DFL) keine Ein­wände erheben wird. Der Abschluss sei sta­tu­ten­kon­form. Selbst für den Fall eines erneuten Abstiegs würde sich an der Part­ner­schaft nichts ändern.

Wir haben für beide Seiten ver­sucht, das Risiko so gut es geht aus­zu­schließen“, sagt Schiller und wider­spricht zugleich, dass Hertha jene 34 Mil­lionen Euro aus der Vor­fi­nan­zie­rung in sieben Jahren zurück­zu­zahlen hat. Hertha könne das tun, müsse es aber nicht. Als wahr­schein­li­cher gilt wohl, dass der Investor diese Summe in wei­tere Anteile an der KGaA umwan­delt. Eine Auf­sto­ckung seiner Anteile bis zu 33,3 Pro­zent ist ver­trag­lich zulässig. Ebenso, dass der Investor seine Anteile ver­äu­ßern darf. Für diesen Fall aber besitzt Hertha ein Vor­kaufs­recht. Bis dahin ist der Investor über seine KG-Betei­li­gung an mög­li­chen Gewinnen Her­thas betei­ligt. Doch selbst für den Fall, dass Hertha jähr­liche Gewinne erwirt­schaftet, hat die Gesell­schaf­ter­ver­samm­lung dar­über zu befinden, ob eine Divi­dende aus­ge­zahlt wird oder aber der Gewinn im Unter­nehmen ver­bleibt, was wie­derum einer Wert­stei­ge­rung des Unter­neh­mens gleich­käme. Und das ist das erste Inter­esse des Inves­tors.