Viermal in Folge spielte die Nationalmannschaft Unentschieden, nun kommt Italien. Und die Stimmung klemmt irgendwo zwischen verpuffter Aufbruchstimmung und Vorfreude auf den Urlaub.
Gegen England hatte es Hansi Flick mit Kai Havertz als unechtem Mittelstürmer probiert, gegen Ungarn durfte wieder Timo Werner ran. Ein weiteres Mal der Versuch, einen Konterstürmer in eine Ballbesitzmannschaft zu integrieren. Für Werner stehen 21 Ballkontakten und drei Abseitsstellungen zu Buche, jeweils die schwächsten Werte aller Startelfspieler. Ein Sinnbild für die deutsche Offensive, die in einer kollektiver Trägheit zu verkommen schien und nur einen von sechs Schüssen aufs Tor brachte, sechs weniger als der vermeintliche Außenseiter.
Einziger Lichtblick: Jonas Hofmann. Er gehört zu den Gewinnern der Nations League bislang. Hofmann war an den letzten drei Toren von Deutschland entscheidend beteiligt, schoss zwei davon selbst. Der Gladbacher war auch gegen Ungarn viel unterwegs, mal half er als emsiger Rechtsverteidiger defensiv aus, dann tauchte er plötzlich im Sturmzentrum auf.
Wenn nun einer der wenigen Lichtblicke in der deutschen Offensive ein Mittelfeldspieler ohne Turniererfahrung ist, muss auch ein Schluss zulässig sein: Deutschland hat ein Stürmer-Problem, und wenn Timo Werner nicht plötzlich seinen inneren Miroslav Klose beschwört, bleibt das auch bis zur Weltmeisterschaft so.
Nach den unmissverständlichen Rückschritt-Aussagen gibt es keinen Zweifel daran, dass Hansi Flick gegen Italien auf Wiedergutmachung sinnt: „Das wird auch nicht einfach. Aber trotzdem erwarten wir von der Mannschaft, dass sie da alles reinlegt und sich dann mit einem Sieg in den Urlaub verabschiedet.“
Und ausgerechnet der Wettbewerbscharakter der Nations League gibt zumindest Anlass zur Hoffnung. Gewinnt die Mannschaft gegen Italien, klettert sie auf den ersten Platz in der Gruppe A. Auf dem Papier bzw. am Tabellenrechner wäre also alles in Ordnung. Mit einer Niederlage allerdings droht eine Sommerpause auf einem Abstiegsrang. Noch wichtiger wäre der Sieg daher für die Moral der Mannschaft, schließlich soll in diesem Jahr noch eine Weltmeisterschaft stattfinden.