Fifa ist etwas für Jugendliche, dachte unser Autor. Dann fing er trotzdem an zu zocken. Und hat jetzt nur noch einen einzigen Wunsch.
Und es ging voran, die Ergebnisse wurden knapper. Ich lernte, mit welchen Teams ich schlechter (Inter Mailand, Bayern München, Real Madrid) und mit welchen Teams ich besser spielte (Atalanta Bergamo, Bayer Leverkusen, Arsenal). Und doch verlor ich weiter. Und lernte zu hassen. Mein Alter. Und die Jugend.
Ich hasste mich dafür, derart beschränkt zu sein in der Wahl meiner Mittel. Dafür, mich selbst wahrzunehmen als jemand, der von einer für ihn nicht zu beherrschenden Maschine überfordert war. Ich war zu einem Menschen geworden, dessen Stimme klang, wie ein Rollator aussieht: Was muss ich drücken?
Ich hasste die Jugend, weil sie schneller und besser war als ich. Weil ihr die Dinge leicht fielen. L2 plus R2 plus Schuss und dabei beide Sticks zum Rhythmus vom Toosie Slide in Richtung Erlangen? Kein Problem.
Vor allem aber hasste ich ihre Arroganz. Wenn sie anfingen, den Ball hoch haltend durch meine Reihen zu schlendern, als sei meine Truppe eine Betriebsmannschaft aus dem Wachsfigurenkabinett. Wenn sie mit ihrem Torwart zu messiesken Solis ansetzten, die meine wütender und wütender werdenden Verzweiflungsgrätschen noch trauriger wirken ließen. Oder wenn sie einfach gar nichts taten, wenn sie einfach warteten, bis ich mich mühsam in Ballnähe manövriert hatte. Nur um dann über meine verdatterten Köpfe hinweg Flanken-Volley zu spielen.
„Ich. Ziehe. Es. Durch“
Am meisten aber hasste ich sie dafür, dass sie einfach so aufgaben, wenn ich doch mal in Führung lag. Fußball, das habe ich schon früh gelernt, damals, als man Kindern noch Vornamen wie Uwe gab, Fußball ist ein Spiegel des Lebens. Mal verliert man und mal gewinnen die anderen. Aber man gibt nicht einfach auf, rennt davon und drückt auf Neustart. Du kannst ein arroganter, kleiner Wicht sein, dessen Fifa-Vortrag aussieht wie die Worst-Of-Compilation von Sealife, aber verdammt nochmal: Zieh es durch.
Ich schwöre bei meiner Autogrammkarte von Hans-Jörg Criens, dass ich noch kein einziges Spiel abgebrochen habe. Was auch daran liegt, dass ich gar nicht weiß, wie das geht. Es würde mir aber auch nicht einfallen. Auch beim Stand von 0:6 nach 50 gespielten Minuten ziehe ich meinen Stiefel durch. Dann fühle ich mich zwar wie ein Solo-Pianist, dessen Beethoven-Konzertabend aus den immer vier gleichen Tönen des Anfangsmotivs der 5. Symphonie besteht, aber: Ich. Ziehe. Es. Durch. Und gestehe mir ein, dass es nicht nur immer jemanden gibt, der besser ist als ich, sondern ziemlich viele. Und dass sie verdient haben, ihre Leistung auszukosten.
Und wieviel süßer dann Jahrhundertereignisse wirken. Ein 4:2 zum Beispiel. Mit Atalanta gegen Arsenal. Der entscheidende Konter in der 85. Minute. Endlich ein Sieg. Und dann: „Verbindung unterbrochen“.
Für mich ist die Sache damit klar. EA Sports muss reagieren. Es braucht einen Filter. Ich stelle mir einen großen, gut lesbaren Button vor, in einem Untermenü vielleicht, dass „Filter Gegnerauswahl“ heißt. Und auf ihm steht, in goldener Schrift: „Ü40“.