Die Türkei verkündet den Austritt aus der Istanbul Konvention. Dafür hagelt es international Kritik. Dieser hat sich nun auch Spitzenklub Fenerbahce angeschlossen. Ein wichtiges Zeichen im politisierten Fußballgeschäft der Türkei.
Der türkische Präsident hat in den vergangenen Jahren schon die ein oder andere Arena – pardon: das ein oder andere Stadion eröffnet. (2017 veranlasste Erdogan, dass die Namen von Fußballtempel künftig nicht mehr das Wort „Arena“, sondern „Stadion“ enthalten sollen. Exemplarisch könnte man das Recep Tayyip Erdoğan Stadı anführen, Heimstätte des regierungstreuen Vereins Kasımpaşa Istanbul. Aber zurück zu den Stadioneröffnungen.)
Vor fünf Jahren wurde das neue Stadion von Besiktas Istanbul eingeweiht. Natürlich von Erdogan persönlich. Auf der Tribüne fanden sich zahlreiche Politiker und Prominente wieder. Ein Fest im kleinen Rahmen, denn die Anhänger von Besiktas waren gar nicht dabei. Diese waren erst am Tag nach der offiziellen Einweihung im Stadion, als Besiktas sein erstes Heimspiel in der neuen Spielstätte austrug. Die Einweihung des Stadions war ursprünglich für das Spiel vorgesehen. Erdogan verschob den feierlichen Moment kurzerhand auf den Vortag. Das sorgte am Spieltag bei den als linksgerichtet eingestuften Anhängern von Besiktas für Unmut, wogegen die Polizei mit Tränengas und Wasserwerfern vorging.
Eine andere Stadioneröffnung nutze der türkische Präsident, um sich knall orange in Szene zu setzen. Beim Einweihungsspiel der neuen Heimspielstätte von Başakşehir im Jahr 2014 spazierte Erdogan persönlich über einen kleinen Fußballplatz. Er avancierte beim Kick mit einem Dreierpack zum Matchwinner. Die Tore, bei denen sich Erdogans Gegenspieler in Slow-Motion bewegen, sind auf YouTube zu sehen. Den Auftritt bei der Stadioneröffnung kann man als Kuriosität eines selbstverliebten Autokraten verbuchen, den Stadionbau wiederum als Beispiel für Vetternwirtschaft.
Verantwortlich für den Bau des Basaksehir-Fatih-Terim-Stadion war die Kalyon Group, die zugleich für den neuen Istanbuler Flughafen zuständig war. Auch für den Umbau des Taksim-Gezi-Parks wurde der Konzern beauftragt. Was sich an diesem Platz bis heute nicht geändert hat, ist, dass dieser weiterhin Schauplatz der Auseinandersetzung ist. Am 21. März besuchte Präsident Erdogan die Baustelle einer Moschee auf dem Taksim-Gezi-Park. Wenige Stunden, nachdem die die Türkei den Austritt aus der Istanbul Konvention verkündet hatte. Keine zwei Wochen zuvor, am internationalen Weltfrauentag, gingen Frauen und Vertreter der LGBTI+-Gemeinschaft auf die Straße, um für ihre Rechte zu demonstrieren. Seit dem Austritt der Türkei dauern diese Proteste nun an. Mit Fenerbahce Istanbul wissen die Demonstrierenden nun auch ein sportliches Schwergewicht offiziell auf ihrer Seite.