Früher fuhr er mit dem Rad zum Training und arbeitete für Spiegel Online. Jetzt soll er den SSV Jahn Regensburg retten. Christian Brand über schöne Stunden mit Felix Magath und eine neue Berufung.
Welcher Trainer hat Sie in Ihrer Profizeit mit seinen Ansprachen begeistert?
(überlegt) Hm, das ist mittlerweile über fünfzehn Jahre her, damals war vieles anders. Heutzutage sind sowohl die Trainer als auch die Spieler offener, sie kommunizieren intensiver miteinander als früher. Die Jungs sind einfach anders sozialisiert worden, sie wissen, wie man mit den Medien umgeht und vermeiden jegliche Fettnäpfchen. Früher gab es außerdem selten Momente, in denen ein Spieler zu seinem Trainer ging und kritisch nachfragte.
Fällt Ihnen wirklich kein Name ein?
Doch, Felix Magath. Mit ihm habe ich auch außerhalb des Platzes sehr, sehr gute Gespräche geführt. Ein spannender Mensch.
Sie zerstören gerade Felix Magaths Image!
(lacht) Auch dem Platz war er immer sehr eigen, seine Trainingsmethoden waren nicht immer lustig. Aber im Anschluss konnte ich mich stets wunderbar mit ihm unterhalten. Ich erinnere mich an ein Trainingslager mit Werder Bremen, Ende der Neunziger, wir sind damals über eine Stunde spazieren gegangen und haben uns über Gott und die Welt unterhalten. Ein offenes und unheimlich interessantes Gespräch.
Felix Magath wird oft als unnahbar beschrieben.
Wenn man offen auf ihn zugeht, sich auf seine Art einlässt und normal mit ihm spricht, dann kann man wunderbare Momente erleben. Glauben Sie mir, Felix Magath ist kein Monster. Man kann mit ihm eine Menge Spaß haben, der Mann hat Humor.
Tauschen Sie sich gelegentlich aus?
Nein. Wir haben uns nach meiner Spielerkarriere einige Male getroffen. Leider habe ich ihn lange nicht mehr gesehen. Es wäre schön, wenn ich ihn mal wieder treffen könnte.
Felix Magath war bei Werder Bremen Ihr Trainer, Viktor Skripnik Ihr Mitspieler. Haben Sie ihm eigentlich schon zu seiner Beförderung beglückwünscht?
Nein, ich habe ja noch nicht mal seine Telefonnummer! Ich werde das aber auf jeden Fall nachholen, wenn ich das nächste Mal in Bremen bin. Viktor ist ein feiner Mensch. Ich wünsche ihm das Beste. Das kann er übrigens gut gebrauchen, schließlich hat er – wie ich – eine extrem schwierige Aufgabe vor der Brust.
Was verbindet Sie noch mit Werder?
Eine Menge. Nachdem ich in Regensburg unterschrieben hatte, meldeten sich viele ehemalige Kollegen bei mir. Ich habe den Eindruck, die freuen sich mit mir – und zwar aufrichtig. Das ist echt beeindruckend, zumal inzwischen 16 Jahre vergangen sind. Offensichtlich ist da etwas hängen geblieben, das finde ich natürlich schön.
Sie haben auch mit dem jetzigen Aufsichtsratschef Marco Bode sowie Co-Trainer Thorsten Frings zusammengespielt, wurden 1999 gemeinsam DFB-Pokal-Sieger. Spüren Sie – trotz der Niederlage gegen Frankfurt – eine Aufbruchstimmung in Bremen?
Obwohl ich das alles nur aus der Entfernung beobachte, kann ich sagen: Ja, da tut sich ‚was. Nichtsdestotrotz ist es für Werder eine ganz, ganz harte Saison.
Was meinen Sie, schafft Werder den Klassenerhalt?
Das kann ich nicht beantworten. Ich bin, wie gesagt, weit weg. Nur weil ich drei, vier Verantwortliche kenne, heißt das noch lange nicht, dass ich den Durchblick habe. Selbstverständlich hoffe ich, dass Werder drin bleibt, keine Frage. Ein Abstieg wäre unheimlich bitter.
Sprechen Sie gelegentlich mit Marco Bode?
Ja, wir haben noch Kontakt. Zuletzt getroffen haben wir uns im Sommer. Es ist immer wieder lustig, wie schnell man auf die alten Themen kommt, wenn man mit ehemaligen Weggefährten spricht. Man ist sofort auf einer Ebene und quatscht über all die gemeinsamen Erinnerungen. Ich schätze das sehr.
Was würden Sie Marco Bode antworten, wenn er Sie nach der laufenden Runde fragen würde, ob Sie Teil des Werder-Teams sein wollen?
(überlegt) Okay: Marco, du kennst ja den Betrag, den ich fordere und weißt, wir können uns über alles unterhalten. Im Ernst: Wir sind Profis und das Business ist knallhart. Meine Kraft gilt jetzt allein Jahn Regensburg.