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Spä­tes­tens jetzt ist klar: Wayne Shaw lebt unseren Traum. Du kennst Wayne Shaw nicht? Pah! Okay, Shaw ist kein wie­sel­flinker Nach­wuchs­stürmer bei Chelsea. Er ist nicht der nächste Beckham. Er ist nicht mal der nächste Heskey. Wayne Shaw ist 45 Jahre alt, wiegt knapp 150 Kilo, vor dem Gang in die Kabine trinkt er immer einen Liter Wasser – weil ihm beim Umziehen schnell warm wird. Und trotzdem spielt er in wenigen Tagen gegen den FC Arsenal. Wie gesagt, Wayne Shaw lebt unseren Traum.

Ich bin ein pas­sa­bler Tor­wart. Mein Vor­teil ist, dass ich fast das kom­plette Tor aus­fülle“, sagte der Koloss in einem Inter­view mit einem bri­ti­schen TV-Sender. Und viel­leicht ist er auch wegen Sätzen wie diesem einer der letzten Spieler, zu dem wir mit glü­henden Wangen auf­sehen können. Weil sich in ihm alle Träume ver­einen, die wir einst als kleine Jungs auf dem Bolz­platz hatten: Einmal gegen die ganz Großen spielen – auch wenn das eigene Talent beschränkt ist.

He’s fat, he’s round, he’s worth a mil­lion pound“, singen die Fans in der fünften Liga, wenn er den Rasen der Gander Green Lane zum Warm­ma­chen betritt. Dabei wäre Shaw am liebsten schon vor der Saison in Rente gegangen. Nach einer Lauf­bahn, die sich meist in der fünften Liga Eng­lands abspielte, war der alte Mann müde geworden. Doch dann klopfte sein Ex-Klub Sutton United an. Man suche einen Ersatz­keeper, hieß es, und es juckte noch in Shaws Fin­gern. Fünfte Liga, wenig spielen, regel­mäßig trai­nieren, abends auch mal ein Pint mehr. Das klang nach einem Angebot.

Als wäre Shaws Lauf­bahn ein­fach ein wei­teres Jahr länger gemäch­lich aus­ge­tru­delt. Doch dann setzte Sutton – in der Liga bes­ten­falls mit­tel­klassig – im FA Cup zum Husa­ren­ritt an und steht nach Siegen gegen Dart­ford, Chel­tenham, den AFC Wim­bledon und Leeds United das erste Mal in der Ver­eins­his­torie in der fünften Runde. Heute Abend. Gegen den FC Arsenal. Bei der Aus­lo­sung stand der Verein Kopf. Man konnte erahnen, was für eine Sen­sa­tion die momen­tane Situa­tion dar­stellt. 

Sollte Shaw in diesem Spiel auf­laufen, wäre es die süße Pointe eines Fuß­ball­mär­chens, das in Zeiten von Fuß­ball­in­ter­naten, Pokal­setz­listen und einer top­ge­drillten Eli­te­profis immer unmög­li­cher wird. Das Mär­chen vom Nie­mand der plötz­lich zwi­schen glo­balen Mega­star wie Özil, Giroud und San­chez auf dem Rasen steht. Das Mär­chen von 90 Minuten Chan­cen­gleich­heit. Von der Grund­idee dieses wun­der­baren Spiels: Das jeder mit­spielen kann. Mit 12 Mil­lionen Jah­res­ge­halt auf dem Konto, mit 150 Kilo auf den Rippen, mit einer Kugel im Kopf. 

Dumm nur: Damit Shaw tat­säch­lich im Tor steht, müsste sich Sut­tons Stamm­keeper Ross Worner ver­letzten oder vom Platz fliegen. Was man dem 27-Jäh­rigen natür­lich nicht wün­schen will.

Aber man wird in diesen kalten Zeiten ja wenigs­tens noch träumen dürfen.