Zweitligist Union Berlin hat ein Konzept zur Rettung des deutschen Fußballs vorgelegt. Hier sind die zehn wichtigsten Punkte.
Ausgerechnet am Tag der deutschen Einheit legte Zweitligist Union Berlin ein Konzeptpapier zur Verbesserung des deutschen Profifußballs vor. Ausgerechnet am Tag der deutschen Einheit probt ein Zweitligist den Aufstand. „Der Zeitpunkt für grundlegende Veränderungen ist günstig – wir sollten ihn nicht ungenutzt verstreichen lassen“, heißt es im Brief, der gestern Nachmittag veröffentlicht wurde und handfeste Vorschläge zur Veränderung enthält. Doch was wollen die Verantwortlichen von Union überhaupt?
Die Begeisterung sinkt dramatisch
Weil sich die DFL nach dem Rückzug von Präsident Reinhard Rauball in den kommenden Wochen strukturell verändern wird, glauben die Berliner, dass grundlegend über die Ausrichtung der Profiligen diskutiert werden sollte. Allen 35 Vereinen der ersten und zweiten Liga wurde der Brief deshalb als Diskussionsgrundlage zugesandt. Die wichtigste These: „Eine geringe Zahl von Klubs ist uneinholbar enteilt. (…) Wird der nationale Wettbewerb uninteressant, sinkt zuerst das Interesse der Menschen, danach das der Medien und schließlich das Interesse der Sponsoren. Ein schwacher nationaler Wettbewerb schwächt auch die internationale Wettbewerbsfähigkeit.“
Die zehn Punkte von Union Berlin
Um das zu verhindern, will Union Berlin den Profifußball in zehn Punkten verändern.
1. Die 3. Liga gehört fortan der Leitung der DFL an, die sich um eine ganzheitliche Vermarktung kümmern soll.
2. Die erste und zweite Liga werden jeweils auf 20 Vereine aufgestockt. Demnach würden 60 statt bisher 36 Vereine unter dem Dach der DFL spielen.
3. Alle Meister, auch die der Regionalligen, müssen aufsteigen. Dies hätte nicht nur eine Reform des Regionalligasystems zur Folge, sondern vermutlich auch mehr Spannung im Meisterschaftsrennen der 2. und 3. Liga. Denn die nachfolgenden Vereine sollen in Play-Off-Begegnungen die übrigen Aufstiegsplätze ausspielen.
4. Der deutsche Fußball soll der Entwicklung der Gehälter und des expandierenden Leihspielermarkts entgegentreten und Gehälter sowie Leihspieler begrenzen.
5. Die DFL soll die Vermarktung der drei Ligen stufenlos übernehmen und die Verteilung der Erlöse wettbewerbsfördernd vornehmen.
6. Vereine sollen für Spielerausbildungen drastisch besser belohnt werden, um den Kampf um Jugendspieler einzudämmen. Vereine, die aussichtsreiche Jugendspieler locken, sollen dafür kräftig bezahlen.
7. Das Schiedsrichterwesen (bisher gelten alle Referees als Amateursportler) und die Sportgerichtsbarkeit sollen professionalisiert werden.
Zusätzlich sollen die Philosophie und Struktur der DFL verändert werden, um die Faszination des Fußballs in Deutschland zu erhalten. Dazu sollen…
… mehr Interessengruppen, also auch Fans, als Vertreter in DFL-Gremien sitzen.
… der Fokus wieder auf dem Stadionerlebnis liegen. Union Berlin fordert fanfreundliche Anstoßzeiten, besonders bei weiten Entfernungen, und den Verzicht auf Montagsspiele.
… sich die DFL klar und deutlich für die Beibehaltung der 50+1‑Regel aussprechen und sich gegen Investoren im deutschen Profifußball aussprechen. Denn: „Die Vereine gehören moralisch den Menschen, die sie ausmachen.“
Die Vereinsverantwortlichen von Union Berlin schlagen deshalb vor, dass die Vereinsvertreter erneut in die Diskussionen gingen und nicht wie bisher vorgesehen bereits im Dezember über die Reformpläne der DFL abstimmen.