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Seite 2: Fanboy, Grillmeister, Krawallbruder und Schiri

Der Fanboy
Für den Fanboy steht außer Frage, wer das nächste ganz große Ding im Nach­wuchs­fuß­ball wird: Der eigene Sohn! Natür­lich! Dass der Welt­star in spe jedoch weitaus mehr Schien­beine als Bälle trifft und auch sonst eher durch kunst­volle Ver­ren­kungen des eigenen Kör­pers als durch gekonnte Ball­be­hand­lung auf­fällt, tut der väter­li­chen Begeis­te­rung keinen Abbruch. Im Gegen­teil: Der Fanboy steht mit gezücktem Smart­phone am Spiel­feld­rand, um jede Aktion des Sohns für die Nach­welt fest­zu­halten. Zu hören ist auf den ver­wa­ckelten Videos jedoch vor­nehm­lich er selbst – wie er seinen Spross uner­müd­lich anfeuert. Oder ihn laut­stark beju­belt, obwohl der Gefei­erte selbst gerade mal wieder ein sen­sa­tio­nelles Loch in die Luft geschlagen hat. Denn vom Fuß­ball hat der Fanboy über­haupt gar keine Ahnung. Vieles bleibt dann eben doch in der Familie.

Der Grill­meister
In Sachen Enga­ge­ment für den Jugend­fuß­ball steht der Grill­meister dem Alles­fahrer in nichts nach. Doch sein Revier sind die Heim­spiele. Der Grill­meister kann sich nichts Schö­neres vor­stellen, als den lieben langen Tag auf dem Sport­platz zu ver­bringen. Obwohl das eigene Kind erst um 14 Uhr spielt, ist er schon zum Anstoß der Mini-Kicker-Partie mor­gens um 11 Uhr auf der Anlage. Schließ­lich wollen Süßig­keiten ver­kauft, Würst­chen gewendet und Kaffee ein­ge­schenkt werden. Im wei­teren Ver­lauf des Tages, spä­tes­tens jedoch ab 11.30 Uhr, wird dann die 0,3‑Flasche der orts­an­säs­sigen Brauerei zum umsatz­stärksten Pro­dukt der Ver­kaufs­bude. Der Grill­meister selbst hat hieran keinen ganz unwe­sent­li­chen Anteil, prostet er doch jedem Bekannten auf der Anlage fröh­lich zu – und das sind eine ganze Menge. Hat schließ­lich früher jah­re­lang hier gespielt. Papa, ich will nach Hause“, quen­gelt der Soh­ne­mann, nachdem die Sonne sich schon hinter die Quer­latte des Tores ver­ab­schiedet hat. Geh‘ schonmal vor“, erwi­dert der Vater. Ich muss noch den Grill sauber machen.“

Der Kra­wall­bruder
Wegen Vätern vom Schlage des Kra­wall­bru­ders haben einige Fuß­ball­kreise um die Spiel­felder der Mini-Kicker und F‑Jugend eine weit­räu­mige Schutz­zone gezogen, in der sich Eltern wäh­rend des Spiels nicht auf­halten dürfen. Denn sobald der Schieds­richter anpfeift, beginnt das Adre­nalin im Körper des Kra­wall­bru­ders zu bro­deln. Schließ­lich geht es beim Fuß­ball in erster Linie immer noch ums Gewinnen, da ist er sich mit dem Schleifer einig. Mit pul­sie­render Hals­schlag­ader steht er am Sei­ten­rand, bepö­belt die Kinder der geg­ne­ri­schen Mann­schaft, legt sich mit dem geg­ne­ri­schen Trainer an und macht den ohnehin schon ver­un­si­cherten Schieds­richter zur Sau. Ist ja ein schönes Kon­zept dieses Fair Play, aber hat damit schon einmal jemand auch nur einen Blu­men­topf gewonnen? Na, also!

Der Schieds­richter
Einer muss es ja machen. Der Coach muss coa­chen. Der Grill­meister muss grillen. Der Fanboy muss anfeuern. Der Schleifer muss schleifen. Aber weil der Kreis nun einmal ein­fach nicht genug Schieds­richter hat, um auch das E‑Ju­gend-Spiel zwi­schen Wal­des­rand Linden II und dem SV Stein­kuhl III in der Kreis­liga C unter pro­fes­sio­nelle Lei­tung zu stellen, muss eben auch einer pfeifen. Also schlurft Micha, 43, in seinen Stra­ßen­schuhen auf den Platz und tut das, was er glaubt, was ein Schieds­richter tun muss. Seine Pfiffe kommen meist etwas ver­spätet und auch die Frage, wer denn jetzt Ein­wurf hat, beant­wortet er eher spontan. Aber weil der Micha ein gutes Herz hat, ver­sucht er manchmal, der unter­le­genen Mann­schaft mit der ein oder anderen wohl­wol­lend aus­ge­legten Ent­schei­dung doch noch zu einem Erfolgs­er­lebnis zu ver­helfen. Wirk­lich streng ins Gericht geht er nur mit dem eigenen Sohn, der jetzt des­wegen vor Wut heu­lend neben dem Platz sitzt. Soll schließ­lich keiner auf die Idee kommen, der Schieds­richter würde hier jemanden bevor­zugen.