Während Arsenals Anhang den Abgang von Klubeigner Stan Kroenke herbeiruft, plant ein anderer Milliardär schon die Übernahme: Spotify-Gründer Daniel Ek, so wird gestreut, sei vor allem ein Enthusiast. Wirklich?
Bei ihm ist es wohl angeboren, dieses Gespür für das richtige Projekt zur passenden Zeit: 2008 brachte Daniel Ek in Europa die App „Spotify“ an den Start. 2011 eroberte er damit auch die USA. Heute, zehn Jahre später, ist das Unternehmen rund 48 Milliarden Euro wert. Und Ek hat bereits ein neues Projekt vor Augen: Der schwedische Selfmade-Milliardär will seinen Lieblingsklub kaufen, den FC Arsenal. Eine Entscheidung des Herzens. So wird es zumindest aus dem Ek-Lager gestreut.
„In meiner Kindheit habe ich immer Arsenal unterstützt, so lange, wie ich zurückdenken kann“, beteuerte Daniel Ek vor wenigen Tagen auf Twitter. „Wenn KSE Arsenal verkaufen will, würde ich meinen Hut in den Ring werfen.“ KSE – das ist die Abkürzung für Kroenke Sports & Entertainment, das Investment-Unternehmen des US-Amerikaners Stan Kroenke (73), dem auch die Colorado Rapids (MLS), die Denver Nuggets (NBA), die Colorado Avelanche (NHL) sowie Anteile an den Los Angeles Rams (NFL) gehören. Und eben der FC Arsenal. Jener 135 Jahre alte Klub, den Kroenke in eine Europäische Super League überführen und zur Gelddruckmaschine umfunktionieren wollte. Ein Vorhaben, das nicht zuletzt am erbitterten Widerstand der Fans zerschellte. Vorerst zumindest.
Seither vergeht kein Tag, ohne dass die „Gooners“ (Slangwort für den Arsenal-Anhang) lautstark für den baldigen Abgang Kroenkes eintreten. Am vergangenen Freitag fielen die Proteste so heftig aus, dass ein Fan einen Beinbruch und Kopfverletzungen erlitt, weil er vom Dach des Arsenal-Ticketshops stürzte. Ein paar Meter weiter baumelte eine Kroenke-Puppe im kühlen Londoner Frühlingswind, erhängt an einem Laternenmast. „Kroenke out!“, skandierten Tausende, unüberhörbar wütend. Und so könnte das Timing für Daniel Eks Übernahme-Pläne passender nicht sein.
Zwischen 1,8 und 2,5 Milliarden Euro soll Ek, der angeblich wegen seines Landsmanns Anders Limpar (spielte von 1990 bis 1994 in Highbury) zum Arsenal-Fan wurde, zu zahlen bereit sein. Ein gigantischer Batzen Geld, auch für einen, dessen Gesamtvermögen auf drei bis vier Milliarden geschätzt wird. Gleichzeitig wäre ein Deal mit Ek die Chance für Kroenke, sich erhobenen Hauptes aus Nord-London zu verabschieden – mit einer fetten Rendite in der Tasche. Denn nur darauf hatte es der Mann aus Missouri vermutlich abgesehen, als er 2011 die Mehrheit am FC Arsenal übernahm. Bei den Spielen der „Gunners“ jedenfalls glänzte Kroenke schon vor Corona meist durch Abwesenheit.
„Dieser Klub gehört den Fans“, erklärte Arsenal-Legende Thierry Henry am vergangenen Wochenende im Daily Telegraph. „Und was dort passiert ist, mit dem Versuch, einer geschlossenen Liga beizutreten, macht für mich keinen Sinn. Sie (die Kroenkes; d. Red.) führen den Klub wie ein Unternehmen, nicht wie einen Fußballverein, und sie haben ihr wahres Gesicht offenbart. Vielleicht fehlt das Verständnis für die echten Werte des Fußballs und vielleicht war das Geld eine zu große Verlockung. Was auch immer: Sie haben es falsch gemacht. Verdammt falsch.“
Dazu sollte man vielleicht wissen: Henry, einer der legendären „Invincibles“, die den FC Arsenal in der Saison 2003/04 zum ungeschlagenen Meister machten, ist der Chef-Lobbyist von Daniel Ek. Der französische Welt- und Europameister wirbt schon seit Tagen vor Kameras und hinter den Kulissen für einen zeitnahen Einstieg des Schweden beim Hauptstadt-Klub. Ob Henry dafür bezahlt wird, ist nicht bekannt – es wäre jedenfalls nicht ungewöhnlich.