Dieter Hecking kritisiert den Umgang mit erfolgreichen Trainern. Warum er damit vollkommen falsch liegt.
„So darf es auf keinen Fall weitergehen“, sagte Dieter Hecking nach dem Spiel gegen Borussia Dortmund.
Es waren die Schlussworte einer zwei Minuten langen Rede über den Zustand des deutschen Trainerwesens. Hecking sagte:
„Gehen Sie in die vierte Liga, da ist jemand Tabellenerster bei Viktoria Köln und wird am 33. Spieltag entlassen. Gehen Sie in die zweite Liga, der Markus Anfang wird souverän Meister, wird entlassen. Niko Kovac steht in Frage, obwohl er vielleicht das Double holt. Mal unabhängig von meiner Personalie: Diese drei Beispiele zeigen doch: Wir Trainer, eigentlich können wir zu Hause bleiben, weil uns braucht keiner. Wenn man so mit uns umgeht, und meint, es ist alles richtig, selbst im Erfolgsfall, sich zu trennen, (…) dass man selbst im Erfolgsfall damit rechnen muss, gehen zu müssen, das ist eine neue Geschichte und ich glaube dass sie uns Trainern überhaupt nicht gut tut, weil damit wird das Hire & Fire noch mehr geschürt (…). Wenn das so weitergeht, dann fragt man sich das nächste Mal: Wo sind die Trainer, die kontinuierlich Erfolg haben? Sie können keinen Erfolg haben! Wenn man schon im Erfolgsfall entlassen wird. Und dann wird wieder die Diskussion kommen: Sind die deutschen Trainer so schlecht? Oder sind die Trainer, die in der Bundesliga arbeiten, so schlecht? Die Trainer sind gut! Nur, nochmal, bei Misserfolg wissen wir, was uns blüht. Im Erfolgsfall, haben wir gedacht: Es geht uns gut.“
Genau hier liegt Heckings Denkfehler. Denn der Erfolgsfall, er ist so schrecklich relativ. Und subjektiv. Und flüchtig.
Mainz als Gegenbeispiel
Rückblende in den August 2009. Mainz 05, frisch in die Bundesliga aufgestiegen, trennt sich von Erfolgstrainer Jörn Andersen. Für ihn übernimmt ein vollkommen unbekanntes Gesicht aus dem eigenen Nachwuchs. Sein Name: Thomas Tuchel. „Unser Ansatz und der von Jörn Andersen haben nicht mehr übereingestimmt, weil der Trainer sich in eine andere Richtung entwickelt hat“, begründete der damalige Manager Christian Heidel den Schritt.
Ein richtiger Schritt, wie die Geschichte zeigen sollte. Tuchel lässt begeisternden Fußball spielen, entwickelt die Mannschaft, Spieler, den ganzen Verein und ist inzwischen Trainer von Scheichs Gnaden beim Star-Ensemble von Paris St. Germain. Jörn Andersen war zuletzt eher erfolglos Nationaltrainer Nordkoreas und von Incheon United in Südkorea. Natürlich wird man niemals endgültig klären können, ob Andersen mit Mainz 05 nicht vielleicht noch viel erfolgreicher gewesen wäre. Wahrscheinlich ist das aber nicht.