Medien auf der ganzen Welt verkündeten am Mittwoch, Mino Raiola sei gestorben. Eine Falschmeldung, wie sich kurz darauf herausstellte – die sich leicht hätte vermeiden lassen.
Mino Raiola ist – und das lässt sich so sagen – der bekannteste Spielerberater der Welt. Er berät unter anderem Zlatan Ibrahimovic, Gianluigi Donnarumma, Paul Pogba und Erling Haaland. Dementsprechend groß war die Aufmerksamkeit, als mehrere italienische Medien am Mittwochnachmittag übereinstimmend den Tod des Niederländers verkündeten – eine Falschmeldung, wie sich später herausstellte.
Besonders bizarr: Die Gazzetta dello Sport hatte kurz nach den ersten Meldungen bereits einen vorbereiteten Nachruf veröffentlicht, Real Madrid gar via Twitter Anteilnahme gezeigt. Die britische Tageszeitung Mirror titelte „Mino Raiola, 54 Jahre alt, stirbt an den Folgen einer Krankheit“. Es schien, als hätte sich niemand die Zeit genommen, um zu überprüfen, ob es tatsächlich stimmte.
Denn in Wahrheit war Raiola nämlich gar nicht gestorben. Eine halbe Stunde nach ersten Veröffentlichungen – den Anfang hatte der italienische BeinSports-Journalist Tancredi Palmeri gemacht – meldete sich der 54-Jährige selbst via Twitter zu Wort: „Aktueller Gesundheitszustand für alle, die sich wundern: angepisst, dass sie mich zum zweiten Mal innerhalb von vier Monaten töten“, twitterte er. Er scheine wiederauferstehen zu können, fügte er sarkastisch hinzu.
Ein Twitter-Post verdeutlicht, wie einfach sich die Meldung hätte verhindern lassen können. Thomas Nowag von der deutschen Nachrichtenagentur SID schrieb: „Ruft man bei Mino Raiolas Firma in Monaco an, geht eine Dame dran. ‚It’s a lie, it’s invented. It’s not true. Bye-bye.’“ Auf Nowags simple Idee der Überprüfung waren die Nachrichtenportale nicht gekommen. Auch deutsche Medien wie der Kicker fielen auf die Fake News herein.
Was allerdings stimmt, ist, dass Raiola krank ist – aber wie krank? Bereits im vergangenen Januar war der Holländer mit italienischen Wurzeln im Mailänder Krankenhaus San Raffaello operiert worden, stand unter ständiger Beobachtung der Ärzte. Alberto Zangrillo, der die Intensivstation des Krankenhauses als Chefarzt leitet, zeigte sich im Zuge der Falschmeldung empört über „Pseudo-Journalisten, die über einen Mann spekulieren, der um sein Leben kämpft.“ So berichtete es die italienische Nachrichtenagentur Ansa. Immer wieder kamen in Fußballkreisen Gerüchte auf, dass Raiola an einer lebensgefährlichen Krankheit leide.
José Fortes Rodriguez, der als engster Mitarbeiter Raiolas gilt, sagte der niederländischen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt NOS: „Es sieht nicht gut aus, aber er ist noch nicht gestorben.“ Nach italienischen Medienberichten soll es am 20. Januar sogar eine Not-OP an Raiolas Lunge gegeben haben. Der Niederländer wäre auf der Intensivstation. Das Büro des Spielerberaters dementierte das. Nur eine Routineuntersuchung, hieß es.
Die dazugehörige Twitter-Meldung hatte folgenden Wortlaut: „Mino Raiola unterzog sich den üblichen medizinischen Untersuchungen, die eine Anästhesie erforderten. Es handelte sich um geplante Kontrollen, es gab keinen Notfalleinsatz.“
Auch einige seiner Klienten zeigten sofortige Anteilnahme. So soll Zlatan Ibrahimovic ihn am Tag der Falschmeldung im Krankenhaus besucht haben, wie das italienische Sportmedium Sportmediaset berichtete. Mario Ballotelli postete indes auf Instagram ein „Ich habe dich lieb“ mit gemeinsamem Foto.
Raiola hat sich seit den Achtziger Jahren einen Namen als einer der härtesten Verhandler des Weltfußballs gemacht. Er war es, der den 105- Millionen-Euro-Deal einfädelte, der Paul Pogba zu Manchester United führte. Er war es auch, der die Wechsel von Dennis Bergkamp 1993 zu Inter Mailand und Pavel Nedved 1996 zu Lazio Rom in die Wege leitete.
Aufgrund der Transferposse um BVB-Stürmer Erling Haaland ist Raiola auch in der Bundesliga ein Thema. Erst kürzlich trennte sich zudem Gladbach-Spieler Marcus Thuram, der vom Niederländer vertreten wurde, von Raiola und schloss sich der Sportagentur Sport Cover an. Über die Gründe ist nichts Weiteres bekannt. Dafür ist die Nachricht wahr.