Wir vermuten einen kosmischen Plan hinter dem Tor von Fabian Klos, das Schalke endgültig in die Zweite Liga geschickt hat. Außerdem einen 44er-Bizeps bei Bo Svensson und eine Roger-Murtaugh-Attitüde bei Lukas Piszczek. Die 11 des 30. Spieltags.
Jonas Hector
Jonas Hector schraubt weiter an seinem Prinzen-Status in Köln. Und das, obwohl er weit entfernt davon ist, hoheitsvoll durch die Welt zu stolzieren. Hector ist eher so Typ 14. Semester Sport, Zweier-Jungs-WG mit Beerpongtisch, Ikea-Mobiliar und unverschämt riesigem Flachbildfernseher. Nur schweren Herzens musste er diesmal den Tonic-Tuesday mit Raffi und Mo bei Matze in der WG absagen, denn Abstiegskampf stand an. Doch es sollte sich lohnen. Hector schoss gegen Leipzig zwei Tore, die den FC zurück an die Beatmungsgeräte geschlossen haben. Und wenn er, mittlerweile seit elf Jahren im Verein, so weitermacht, ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis er ins Gastronomie-Gewerbe eintaucht und in Köln Eisdielen, Dönerbuden und Brauhäuser eröffnet. Student müsste man sein.
Hertha BSC
No jokes about names! Vor allem nicht solche names, die exakt einen Tag lang lustig waren und sich dann schon abgenutzt haben. Daher lassen wir die Big-City-Nummer mal sein. Abgesehen davon spielt die Hertha momentan sowieso nicht und kommt beim Blick auf den Spielplan („Abges.“) auch eher daher wie die Fünfte vom SV Sparta Lichtenberg, die dem Rest der Liga Woche für Woche einen spielfreien Sonntag beschert, weil sie wieder mal nur sieben Mann zusammengekratzt bekommt. Naja, eigentlich auch gar nicht zum Lachen. Womit wir wieder bei Jokes wären: HaHoHe Charité!
Fabian Klos
Der Zufall wäre einfach zu groß, als dahinter keinen kosmischen Plan zu vermuten. Denn wer sonst als Fabian Klos hätte es sein können, der Schalke in die Zweite Liga schießt? Es musste eben jener 79-Zweitliga-Tore-Klos sein, der mutmaßlich an einem regnerischen Montagabend in Dieter-Schatzschneider-Trikot per Abstauber das Licht der Welt erblickte. Nun hat er seine Mission erfüllt. Plötzlich ergibt alles einen Sinn. Sogar ein Leben in Bielefeld. Alles für diesen Linksschuss aus 25 Metern ins Mark der Schalker. Fabian Klos ist erlöst. Schalke auch.
Gerald Asamoah
Dabei kann man beschissener kaum absteigen. Und das wäre doch das Mindeste gewesen, was man den Schalker Fans noch gegönnt hätte: ein würdevolles Abtreten. Eins mit Rauchbomben und Tränen im Auswärtsblock, um sich im Anschluss mit Hektolitern von Bier die feuchten Augen auszuspülen. Stattdessen lieferte die Mannschaft ein Spiel samt Abgang ab, das so empfindungslos war, wie wir uns Florentino Perez mit zwölf frisch geschlüpften supersüßen Hundewelpen auf dem Schoß vorstellen. Einzig Gerald Asamoah ließ durchblicken, was Schalke eigentlich bedeutet und was dieser Abstieg für eine Katastrophe ist. Das hatte schon masochistische Züge, dass Schalke-Fan und Sky-Moderator Ulli Potofski ihn interviewte. Beide mit zittriger Stimme und um Fassung bemüht. Und so wirkte Gerald Asamoah wie jemand aus einer vergangenen Zeit. Einer, der den Fußball erlebt hat, als er noch groß war und der sich erinnert, was Schalke eigentlich ist. Denn Asamoah hat es schon ganz richtig gesagt: „Die Frage stellt sich, ob alle überhaupt verstanden haben, für was für einen Verein sie spielen.“ Kleiner Reminder unsererseits: für einen Zweitligisten.
Koen Casteels
Stell dir vor, du bist Weltklasse und keiner merkt’s. Koen Casteels ist einer der besten Torhüter auf dem Markt. Doch irgendwie weiß das nicht jeder. Gut, das könnte daran liegen, dass er für die Betriebsmannschaft von Volkswagen spielt. Und dass es mit Thibaut Courtois einen belgischen Schnapper gibt, der noch ein Stückchen besser ist. Aber hey, was ist Real Madrid schon wert, wenn du dir gerade einen Platz in der Volkswagen Hall of Fame neben Simon Jentzsch, André Lenz und Claus Reitmaier sicherst!?
Martin Hinteregger
Stellte in Berufskiller-Manier erst mit offener Sohle seinen Gegenspieler Marco Richter kalt, schaltete dann mit einem gezielten Kopftreffer die komplette Augsburger Mannschaft aus. Zur Halbzeit verließ er den Tatort, ehe Detective Robert Schröder ihn per Rot außer Gefecht setzen konnte. Gerüchten zufolge hat sich Martin H. inzwischen Richtung Champions League abgesetzt.
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David Alaba
Sein Wechsel zu Real Madrid ist offenbar fix. Unbeeindruckt lieferte Alaba eine Leistung gegen Leverkusen ab, sodass sie ihn in München schmerzlich vermissen werden. Was der Österreicher nicht wusste, ist, wie gnadenlos sein geldgieriger Piranha-Berater Pini Zahavi zuvor mit Florentino Perez um sein künftiges Gehalt gefeilscht hatte.
Perez: Was schwebt Ihnen vor, Herr Zahavi?
Zahavi: Sagen wir 20 Millionen plus Tip?
Perez: Ich schlage 18 vor. So freundlich waren die hier auch gar nicht. Außerdem war der Dom Perignon aromatisch noch nicht ausgereift und der Beluga Kaviar hat mir zu präsent auf der Zunge geperlt.
Zahavi: Sie haben Recht. Sagen wir 19 und nächste Mal geht das Mittagessen auf mich.
Perez: Abgemacht! Dann lass uns mal über Alabas Gehalt schnacken.
Bo Svensson
Der Mainzer Trainer scheint das Alpha-Mentoring-Programm von Kollegah durchgemacht zu haben, so wie er es geschafft hat seine Mannschaft zu motivieren. Mainz 05 hat nun endgültig die Transformation vom Lauch zum Boss geschafft. Immer und immer wieder hat Svensson seinen Jungs eingebläut, dass jeder von ihnen ein Alpha sein kann. Vor dem Spiel laufen die Zuhältertapes in Dauerschleife und ohne 44er-Bizeps muss sich eigentlich keiner mehr blicken lassen. Und Werder? Diese Fridolins mit 22er-Bizeps stecken so tief im Abstiegskampf, dass nicht mal Jürgen Höller noch was deichseln könnte.
Adam Szalai
Schalai, Schilai, Scholoi, Schalli, Schale, Schalke: Die Bundesliga braucht diese Männer, deren Namen für Kommentatoren schier unlösbare Artikulationsprobleme darstellen. Dabei wähnten sich sämtliche Fußballkommentatoren bereits in Sicherheit, als Adam Szalai letztes Jahr suspendiert worden war und den Verein eigentlich verlassen sollte. Mit Trainer Bo Svensson kam aber auch Szalai zurück. Inzwischen ist er unverzichtbar, trifft sogar wieder und sorgt für ausgebuchte Logopädie-Termine, wie sie es seit Grafite (bzw. Grafitsch, Grafitsche, Graffit, Graf Ite, Grfsch) nicht mehr gegeben hat.
Andrej Kramaric
Ein absolutes Phänomen, wie Hoffenheim es geschafft hat, dass Andrej Kramaric noch immer dort spielt. Was erzählen sie ihm da Jahr für Jahr, dass er einfach nicht den Sprung zu einem größeren Klub macht? Ist es die Teilzeitstelle bei SAP, von der Kramaric schon immer geträumt hat? Ein Impfangebot, sobald Hopp 2041 seinen Stoff auf dem Markt hat? Oder sind es seine vergoldeten Äpfel? Vielleicht ist es aber auch mehr als das. Vielleicht ist Andrej Kramaric der letzte richtige Fußballfan.
Lukasz Piszczek
Auf einmal spielt der 35-Jährige wieder. Längst hat Lukasz Piszczek die „Ich bin zu alt für den Scheiß“-Attitüde eines Roger Murtaugh angelegt – um dann doch wieder und wieder ein Jahr dranzuhängen. Diese Saison soll nun wirklich seine letzte sein, der Vertrag läuft aus und wirklich viel spricht nicht dafür, weiter zu machen. Wäre da nicht dieser Gedanke, dass das Alter eben auch nur eine Zahl ist. Vielleicht merkt er während seines unbezahlten Praktikums in der Sommerpause schließlich, dass er sich zu Hause angekommen noch immer viel zu sehr mit seinen Eltern streitet, nach wie vor einen Kickflip steht, über American Pie abroflt und diese Baggy Pants echt noch „übel fetzen“. Und Piszczek plötzlich im Stimmbruch: „Scheiß drauf, ich bleibe! Lass mal Cool Up rüberwachsen, Dicka.“
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