Trainer-Routinier Rafa Benitez startet mit seinem neuen Klub FC Everton in die Liga. Doch von Aufbruchstimmung keine Spur – denn die Fans laufen Sturm gegen den früheren Liverpool-Coach.
Sternchen in Zitaten sind meist sichere Hinweise auf eine, nun ja, etwas derbere Ausdrucksweise. So auch vor einigen Wochen im Daily Mirror. Die englische Tageszeitung gab die Aufschrift eines Transparents vor dem Goodison Park folgendermaßen wieder: „F*** off Benitez, you fat Kopite c***!“ Eine Botschaft, die in ihren Grundzügen klar zu verstehen ist und doch einiger Erklärungen bedarf. „Kopite“ (abgeleitet von The Kop, der legendären Tribüne des FC Liverpool) gilt unter Everton-Anhängern als passables Schimpfwort für einen Fan des ungeliebten Stadtrivalen. Das Wort „c***“ wiederum ist eine sehr unflätige Bezeichnung für Vagina.
Dabei war die Verpflichtung von Star-Trainer Rafa Benitez (61) durch den FC Everton auf den ersten Blick vor allem eines: ein genialer Schachzug. Der Mann war ablösefrei zu haben. Er kennt die englische Premier League aus dem Eff-Eff. Benitez hatte sogar seinen Wohnsitz noch in Liverpool, wo er sich im Jahr 2005 sogar mit dem Champions-League-Pokal in der Hand bejubeln lassen durfte – wenn auch als Trainer des falschen Vereins, des FC Liverpool. Über diese „Verfehlung“ hätten die meisten Everton-Fans vielleicht noch hinweg gesehen. Eines aber hat man Benitez im Lager der „Toffees“ nie vergessen. Und schon gar nicht verziehen. Auch wenn das schon mehr als 14 Jahre her ist.
Es begab sich am 3. Februar 2007, einem nasskalten Samstag. Der damalige Liverpool-Coach Rafa Benitez, sichtlich sauer über ein 0:0 gegen den FC Everton, packte in der anschließenden Pressekonferenz die verbale Blutgrätsche aus: „Ich bin wirklich enttäuscht, denn die eine Mannschaft wollte das Spiel gewinnen, die andere Mannschaft wollte es bloß nicht verlieren. Everton hat acht oder neun Mann hinter den Ball gestellt und tief verteidigt, aber das ist es eben, was kleine Klubs tun.“ Auf die ungläubige Nachfrage eines lokalen Reporters bekräftigte Benitez sein abschätziges Urteil: „Wenn eine Mannschaft nach Anfield kommt und nur einen Punkt haben will – wie kann man sie sonst nennen, wenn nicht einen kleinen Klub?“
Erst im vergangenen Jahr ruderte der Spanier leicht zurück. In der Talksendung von Jamie Carragher (einem anfänglichen Everton-Fan, der später 17 Jahre für Liverpool spielte) räumte Benitez ein: „Ich habe einen Fehler gemacht, als ich sagte, Everton sei ein kleiner Verein. Was ich sagen wollte, war, dass sie eine kleine Mannschaft sind, weil sie im Spiel, wie ich mich erinnere, nur eine Torchance hatten. Die Liverpool-Fans waren glücklich über die Aussage, die ‚Evertonians‘ waren verärgert. Aber ich wollte nicht sagen, dass sie ein kleiner Verein sind. Ich wollte nur sagen, dass sie eine kleine Mannschaft waren.“