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Natür­lich wollte Martin Hof­bauer auch gewinnen. Aber in erster Linie spielte er Fuß­ball, um Fuß­ball zu spielen. Es ist der Flow-Zustand, der min­der­be­gabte Ama­teure und maschi­nen­hafte Voll­profis eint: das Spielen um des Spieles Willen. Jeder Fuß­baller kennt das Trance-Gefühl, das einen Ball im Feld zwi­schen zwei Toren zum Mit­tel­punkt des eigenen Daseins erklärt. Alles ist unwichtig, denn ein über­ra­schender Pass in die Tiefe oder das auf­op­fernde Lauf­duell hin­terher werden zu gefühlt ewiger Gegen­wart. Martin Hof­bauer lief bedin­gungslos jedem Ball hin­terher. Er hat mit unbän­digem Willen für diese ewigen Momente gespielt. Und er hat lange darum gekämpft, für sie spielen zu dürfen. Dem ehe­ma­ligen Spieler des UFC Mie­sen­bach, einem Klub in der untersten öster­rei­chi­schen Ama­teur-Liga, wurde im März 2012 wegen eines Tumors das rechte Bein teil­am­pu­tiert.

Harmlos wie ein Schien­bein­schoner

Als er im Oktober wieder im Verein zu trai­nieren begann, geneh­migte ihm der Öster­rei­chi­sche Fuß­ball­ver­band zunächst nicht, mit Pro­these bei einem Liga­spiel auf­zu­laufen. Der Kas­sier des Klubs wandte sich mit der Geschichte an lokale Medien und der ÖFB stellte beim Welt­ver­band einen Antrag. Nach zöger­li­chen Wochen teilte die FIFA dann im Mai 2013 mit, dass Hof­bauer an sämt­li­chen Punkt­spielen“ teil­nehmen darf. Ein Prä­ze­denz­fall: Das Bein aus Carbon, Kunst­stoff und einer Feder sei nicht gefähr­li­cher als ein her­kömm­li­cher Schien­bein­schoner. Martin Hof­bauer war damit der erste Fuß­baller, der mit Pro­these an Punkt­spielen teil­nehmen durfte. Seine Reak­tion: Sau­geil!“

Der damals 20-Jäh­rige konnte seine Lei­den­schaft wieder leben. Ein kräf­tiger Antrieb im Kampf gegen den wie­der­erstarkten Krebs, dem sich Hof­bauer stets radikal opti­mis­tisch stellte. Ich habe noch immer alles geschafft. Und das wird mit dem Krebs nicht anders sein“, sagte er in einem Inter­view mit der Neuen Zür­cher Zei­tung. Er sagte das trotz zahl­rei­cher Rück­schläge. Einen setzte es in der Zeit, als er auf die Spiel­be­rech­ti­gung war­tete. Meta­stasen machten eine Lungen-Ope­ra­tion not­wendig. Doch Hof­bauer kämpfte sich so bedin­gungslos zurück wie er dem Ball am Platz hin­ter­her­lief. An einem Juni-Samstag 2013 wurde er in der 60. Minute in einem Liga­spiel ein­ge­wech­selt. 300 Leute waren zu dem Spiel in der 742-Ein­wohner-Gemeinde gekommen und feu­erten Hofi“ mit der Nummer Sieben an.