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Ich kann mich noch gut daran erin­nern, wie 1997 ein junger Kerl von Ale­mannia Aachen bei uns in Bremen auf­tauchte. 20 Jahre alt und kein biss­chen leise – das war Torsten Frings. Ich merkte gleich, dass er eine groß­ar­tige Technik hatte, der Ball gehorchte ihm und mit sol­chen Fuß­bal­lern spielt man halt gerne in einer Mann­schaft zusammen. Außerdem hat mir impo­niert, wie er schon bei der ersten Trai­nings­ein­heit kein Blatt vor den Mund nahm: Grät­sche ihm jemand in die Hacken oder spielte ihm den Ball schlecht zu, dann setzte er gleich das ver­bale Tack­ling an: Ey, du Lut­scher“ – das war seine liebste Belei­di­gung. Lut­scher Bode, Lut­scher Lab­badia, Lut­scher Herzog – für ihn waren wir alle Lut­scher“. Klar, dass damit sein Spitz­name vor­pro­gam­miert war. Den hab ich ihm gerne ver­passt.

Trotz seiner großen Klappe konnte man ihm nicht böse sein. Ich hatte schon befürchtet, dass ihm Dieter Eilts irgend­wann im Trai­ning die Beine bre­chen würde, aber die Angst war unbe­gründet. Torsten hat zwar auf alles gepfiffen“, wie wir in Öster­reich sagen, aber er tat das auf eine Art, die uns immer fast zum Lachen brachte. Wenn er in seinem Lut­scher-Modus war, musste ich meis­tens inner­lich schmun­zeln. Das war sein großes Plus, sonst hätte er ver­mut­lich wirk­lich mal einen hinter die Ohren bekommen!

Ich hätte ihn gerne in meinem Rücken gewusst

Ganz ent­schei­dend waren aller­dings seine Fähig­keiten auf dem Platz: Man merkte sofort, dass er ein Spieler war, der uns wei­ter­helfen würde. Aus Aachen kam er als gelernter Stürmer, Thomas Schaaf ließ ihn aller­dings schon bald als Außen­ver­tei­diger spielen. Das machte er so gut, dass er ein­fach in der Defen­sive blieb. Seine jet­zige Stamm­po­si­tion, der klas­si­sche Sechser in der Mit­tel­feld­raute, über­nahm er aller­dings erst nach seiner Rück­kehr nach Bremen 2005. Da war ich schon längst nicht mehr bei Werder. Schade, ihn hätte ich gerne als Absi­che­rung in meinem Rücken gewusst.

Dass Werder ihm seinen Ver­trag nun nicht mehr ver­län­gert hat, finde ich sehr bedau­er­lich. Torsten ist ein großer Spieler. Er stand im WM-Finale 2002, im EM-Finale 2008 – als Öster­rei­cher kann ich von sol­chen Spielen ja nur träumen! Ich wün­sche ihm, dass er so lange weiter Fuß­ball spielt, wie es sein Körper zulässt, denn die Zeit als aktiver Profi ist die schönste im Leben eines Fuß­bal­lers. Das weiß ich aus eigener Erfah­rung. Viel­leicht macht er es ja wie ich und geht zum Abschluss seiner Lauf­bahn in die USA. Meine Zeit bei den Los Angeles Galaxy war auf jeden Fall sehr inter­es­sant.

Wo auch immer du landen wirst, Lut­scher, ich wün­sche dir viel Erfolg!