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Seit Freitag spielen die Fans von Borussia Dort­mund mit ange­strengt in Falten gelegter Stirn Jürgen Klopp. An den Tresen der Bier­stadt werden auf den Bier­de­ckeln neue Spiel­sys­teme, expe­ri­men­telle Mann­schafts­auf­stel­lungen und sons­tige Filz­ro­chaden geprobt, denn irgendwie muss die ganze Sache doch einen Sinn haben. Emo­tional ist das kein Pro­blem, dass Nuri Sahin wieder da ist. Bewe­gend hat er klar gemacht, dass es in der großen weiten Welt (Real Madrid, FC Liver­pool) zwar fun­kelnd und auf­re­gend ist, zu Hause (BVB) aber eben doch am schönsten. Klar, so was wollen Fans hören, schon gar im zur Fuß­ball­sen­ti­men­ta­lität nei­genden Ruhr­ge­biet. Zumal es bei Sahin völlig glaub­würdig ist und er schließ­lich nicht irgendein Rück­kehrer, son­dern im Meis­ter­jahr 2011 der beste Spieler der Bun­des­liga war.

Blöd ist nur, dass beim Gekrakel auf den Bier­filzen, Sahin, Sebas­tian Kehl, Sven Bender, Ilkay Gün­dogan und Moritz Leitner eben doch eben zu viele Leute für zwei Posi­tionen im defen­siven Mit­tel­feld sind. Luxus­pro­blem“ raunt auch der Kicker“, was sich zwar einer­seits gut („Luxus“), aber eben auch ver­dammt tückisch („Pro­blem“) anhört.

Keine Ein­ge­wöh­nungs­zeit für das System Klopp

Wenn man aller­dings nicht nur auf die beiden Posi­tionen vor der Abwehr schaut, ergibt sich ein Bild mit ganz viel Luxus und ziem­lich wenig Pro­blem. Denn mit Sahin bekommt Borussia Dort­mund einen Spieler zurück, der zwar in den letzten 20 Monaten relativ wenig Spiel­praxis hatte, aber nicht die übliche Ein­ge­wöh­nungs­zeit ins System Klopp braucht. Gesund ist er auch und angeb­lich sind seine in der Ver­gan­gen­heit labilen Knie durch eif­riges Zusatz­trai­ning sogar noch sta­biler als früher. Wich­tiger aber ist, dass sich durch den Transfer eine Menge zusätz­li­cher Optionen ergeben und einige Pro­bleme lösen.

In der Hin­runde fehlten in etli­chen Spielen näm­lich ent­weder Sven Bender oder Sebas­tian Kehl ver­letzt, teil­weise auch beide. Bei Kehls langer Ver­let­zungs­ge­schichte ist es außerdem immer mög­lich, dass ihn eine Blessur end­gültig zurück­werfen könnte. Außerdem hat sich bei der Borussia eine stille und nicht unbe­dingt gesunde Abhän­gig­keit von Ilkay Gün­dogan ergeben. Von den vier Sai­son­spielen, in denen er nicht dabei war, gewann der BVB keines und verlor zwei. Mit ihm auf dem Platz gab es nur die kuriose Nie­der­lage gegen Wolfs­burg. Und Moritz Leitner ist wegen seiner Jugend noch keine Lösung von Dauer auf der schwie­rigen Posi­tion im Zen­trum. Ver­mut­lich wird er also erst einmal umge­schult und nimmt den Umweg über Ein­sätze auf den Außen­bahnen, die auch tak­tisch nicht so anspruchs­voll sind. Außerdem hat Klopp mit Sahin die Mög­lich­keit zu grö­ßeren Sys­tem­wech­seln. Eine davon wäre ein 4 – 1‑4 – 1‑System mit Bender oder Kehl als Abräumer vor der Abwehr und dem Duo Gündogan/​Sahin davor. Auch ein nach­weih­nacht­li­ches 4 – 3‑2 – 1‑System, ein Tan­nen­baum wie ihn Bayer Lever­kusen spielt, wäre mög­lich. Auch dann müsste von den vier Mann aus dem Mit­tel­feld nur einer auf die Bank rotieren, was ange­sichts der hohen Belas­tung sowieso not­wendig sein wird. Diese Vari­ante würde sogar über die Saison hinaus noch Spiel­räume ganz vorne eröffnen, wenn etwa Robert Lewan­dowski den Klub ver­lässt und Marco Reus für ihn in die vor­derste Spitze geht oder sogar Mario Götze in einer Inter­pre­ta­tion der Posi­tion, wie sie Lionel Messi gerade vor­macht.

Der nächste Schritt

Pro­bleme? 16 von 18 Bun­des­li­ga­trai­nern würden sich sofort in einer War­te­schlange anstellen, wenn sie die von Jürgen Klopp über­nehmen dürften. Nur Jupp Heyn­ckes nicht, der hat die glei­chen ja schon lange. Und wenn der BVB lang­fristig in die Sphären der ganz Großen auf­steigen will, dann muss er sie sich schaffen. Die gefühlig grun­dierte Rück­kehr des ver­lo­renen Sohns ist also nichts anderes als der nächste Schritt der Dort­munder Ambi­tionen mehr als ein Zaun­gast des inter­na­tio­nalen Spit­zen­fuß­balls zu werden.