Jack Grealish steht für einen Fußball, den es kaum noch gibt. Und auch weil Manchester City genau das Gegenteil davon ist, war der Klub bereit, für ihn zu zahlen.
Was Grealish außerdem besonders macht: Er spielte seit er sechs Jahre alt war bei Aston Villa. Er wurde in Birmingham geboren, durchlief alle Nachwuchsmannschaften, stieg mit Villa ab und drei Jahre später wieder auf. Er hat also fast so viele Spiele in der zweiten (89) wie in der ersten Liga (96) absolviert. „Erst als wir abgestiegen waren, hatte ich ein größeres Ziel vor Augen“, sagt Grealish zum Abschied bei Villa. Erst dann habe er seine eigenen Ziele – in das erste Team zu kommen, ein Tor zu schießen, das Siegtor zu machen – zurückgestellt und verstanden, dass es etwas Größeres gibt, als der wichtigste Spieler auf dem Platz zu sein.
Das ist wohl neben seinen Fähigkeiten auf dem Platz einer der Gründe, weshalb Manchester City ihn wollte: alles an ihm scheint einfach echt zu sein. Und vor allem: man nimmt es ihm ab. In seinem Abschiedstweet an die Villa-Fans schrieb er: „Jedes Mal, wenn ich das Villa-Trikot anzog, spielte ich mit meinem Herz in der Hand“, und es klang aus irgendeinem Grund nicht nach einer Phrase, sondern nach einem ernst gemeinten Good Bye. Nach fast 20 Jahren wechselt er nun, weil er bei Manchester City in der Champions League spielen kann. Und niemand bei Villa scheint Grealish wirklich böse zu sein, dass er seine eigenen Ziele dieses Mal vorzieht.
Bei seiner Ankunft bei Manchester City verglich Grealish sich mit Lionel Messi, der unter Tränen seinen Abschied beim FC Barcelona bekannt gab. Grealish sagte: „Genauso habe ich mich auch gefühlt.“ Und dieser eine Satz verrät viel über diesen Spieler, er bringt eventuell sogar seine Essenz auf den Punkt. Grealish scheut sich nicht, sich mit Messi zu vergleichen, und betont , dass er für seinen alten Verein brannte. Dass er sein Herz auf der Zunge und in den Beinen trug. Ein bisschen größenwahnsinnig vielleicht und mit einer beinah jugendlichen Begeisterung für den Fußball, trotz der 25 Jahre auf dem Buckel. Vielleicht genau die richtige Mischung für einen Spieler, der geliebt werden soll – auch bei City. Ob der hohe Preis, den Manchester City bereit war, für ihn zu zahlen, ihn unter Druck setze, wurde Grealish bei der Vorstellung bei seinem neuen Klubs gefragt. „Nein, ich denke nicht, dass mit diesem Preis Druck einhergeht“, sagte er. Stattdessen tanke er dadurch Selbstvertrauen und es sei doch eigentlich ein schönes Kompliment.
Nach Grealishs Debüt am Samstagabend gegen Leicester City, bei dem er erst in der 65. Minute eingewechselt wurde, sagte Guardiola: „Er ist nicht für 25 Minuten gekommen, sondern für fünf bis sechs Jahre.“ Ein Kauf für die Zukunft also, ein langfristig angelegtes Investment. Bei Aston Villa glaubt man Grealish, dass er seinen Traum verwirklichen will, dass es ihm um den nächsten großen Schritt im Fußball geht, den er bei Villa nicht machen könnte.
Grealish lässt durch seine raue Liebe zum Fußball eben diesen für einen kurzen Moment so erscheinen, wie sich viele Fans ihn noch stets erträumen. Manchester City will etwas abhaben von diesem Fußball, von diesem Charme, den er versprüht und bezahlt vermutlich auch deswegen mehr als 100 Millionen Pfund für diesen Spieler, weil er die Sehnsucht nach echtem Fußball zumindest ein wenig stillen kann.