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Tobias Sippel
Ersatz­tor­hüter sind so eine Per­so­nalie. Eher dreht sich die Kader­pla­nung vor der Saison ja um den hoch­ver­an­lagten zwölf­jäh­rigen Fran­zosen, der künftig die linke Außen­bahn rocken soll, den Stürmer, der künst­lich im Reagenz­glas einer Sper­mi­en­mixtur des UEFA Team of the Year ent­sprungen ist oder um den von Mino Raiola betreuten Sechser, der den Verein nur per Aus­stiegs­klausel von 20 Gramm Plu­to­nium, drei Ölbohr­in­seln und zwei Son­nen­sys­temen ver­lassen darf. Aber Ersatz­tor­hüter? Um die schert sich in der Regel keiner. Das sind ent­weder Schnapper in ihren Drei­ßi­gern, die bei 300 Zweit­li­ga­spielen für Erz­ge­birge Aue, SV Sand­hausen und Greu­ther Fürth stehen oder Teen­ager aus der Talent­schmiede, die zwei Sai­sons bei den Profis mit­trai­nieren, ehe sie den Sprung zum SV Röding­hausen wagen. Und wirk­lich happy ist letzt­end­lich keiner mit der Situa­tion. Anders aber in Glad­bach: Dort ordnet sich Tobias Sippel bei­nahe sto­isch hinter Yann Sommer ein, stand in sechs Jahren zehnmal in der Bun­des­liga im Tor und ver­kün­dete nun, noch drei, vier Jahre so wei­ter­ma­chen zu wollen. Auf die Frage, ob mit Neu-Trainer Adi Hütter auch eine neue Chance für ihn als Stamm­tor­wart der Borussia kommen würde, ant­wor­tete Sippel in einer Glück­se­lig­keit mit Ne“, als hätte Markus Lin­de­mann ihn gerade gefragt, ob sich der Bier­stand nicht mal langsam dem Ende neige, ob er dieses Jahr nochmal arbeiten müsse oder ob die Pal­men­blätter auf seiner Veranda die Sonne am Nach­mittag nicht etwas zu sehr ver­de­cken würden. Keep calm and sippl tea.

Union Berlin
Die Köpe­ni­cker machen vor, was die Euro­päi­sche Union nicht hin­be­kommt: Sie zeigen Geschlos­sen­heit, ver­sinken nicht im Büro­kra­tie­wahn, haben eine zukunfts­wei­sende Vision und nehmen sogar Men­schen mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund auf. Nach dem Sieg gegen den VfB Stutt­gart sind sie auch noch auf dem besten Wege nächstes Jahr inter­na­tional schlag­fertig zu bleiben. So geht Euro­päi­sche Union.

Gri­scha Prömel
Zuge­geben, in erster Linie ist es der Name: Gri­scha Prömel. Das klingt irgendwie aus­ge­dacht, wie ein Cha­rakter aus Max Kruses (hehe) Kin­der­buch Urmel aus dem Eis“. Da gibt es den Pro­fessor Habakuk Tiba­tong, Tim Tin­ten­klecks, das Haus­schwein Wutz, den Waran Wawa. Und da würde Gri­scha Prömel doch gar nicht weiter auf­fallen. Auch zuge­geben, ihn auf seinen Namen zu redu­zieren hat mit ansatz­weise seriösem Sport­jour­na­lismus wenig zu tun. Daher lasst uns sagen: Gri­scha Prömel kann auch ziem­lich ordent­lich kicken. Am Samstag hat er es mal wieder bewiesen und gegen die Stutt­garter getroffen. Womög­lich schlüpft er mit Union dem­nächst aus irgend­einer Los­kugel. In Ras­grad oder so.

Chris­tian Günter
Mit zwei feinen Toren am Wochen­ende. Auch wenn’s gegen Schalke war, darf dar­über dis­ku­tiert werden, ob Frei­burgs Links­ver­tei­diger Chris­tian Günter nicht mal langsam einer für Jogi Löw ist. Dürften span­nende Tele­fo­nate zwi­schen Chris­tian Streich und dem Bun­des­trainer werden.

Löw: Grüß dich Chris­tian, euren Links­ver­tei­diger finde ich ganz gut.“
Streich: Günter?“
Löw: Ne, Joa­chim.“
Streich: Kenn ich nicht.“
Löw: Der Bun­des­trainer.“
Streich: Ja schon klar. Du willst den Chris­tian spre­chen!?“
Löw: Mit wem spreche ich denn gerade?“
Streich: Ja, Chris­tian!“
Löw: Hä?“
Streich: Hä?“
Löw: Ach egal, den Heintz find ich auch ganz gut.“
Streich: Domi­nique?“
Löw: HEINTZ!“

Das Lip­pen­be­kenntnis
Ich bleibe“, sagte Ein­trachts Adi Hütter vor wenigen Wochen, um kurz darauf bei Borussia Mön­chen­glad­bach zu unter­schreiben. Fried­helm Funkel sagte Anfang 2020: Meine Kar­riere ist beendet“ und sitzt knapp ein Jahr später wieder in der Bun­des­liga auf der Bank. Wo kommen wir denn dahin, wenn wir uns nicht mal mehr auf das gute alte Lip­pen­be­kenntnis ver­lassen können? Hat das sei­ner­zeit also auch nicht gestimmt, als Walter Ulb­richt meinte, nie­mand habe vor, eine Mauer zu bauen? Wir bleiben da dran.

Leon Bailey und Moussa Diaby
Fried­helm Funkel ist also zurück. Und pfef­ferte seinem PR-Berater nach Abpfiff gleich mal einen ganzen Akten­ordner voll Empö­rungs­schreiben und Ent­las­sungs­for­de­rungen auf den Schreib­tisch. Weil er im Sky-Inter­view die Gründe für die 0:3‑Niederlage in der Schnel­lig­keit der Lever­ku­sener Flü­gel­zange sah und sich, sagen wir, unge­schickter anstellte, als seine Ver­tei­di­gungs­kette gegen eben jene. Zitat: Ja, den einen oder anderen Aus­druck darf man ja jetzt nicht mehr sagen – durch ihre Spieler, die halt so schnell sind.“ Damit meinte er mut­maß­lich Leon Bailey und Moussa Diaby. Und puh, wir können hier wirk­lich nur von Glück spre­chen, dass er sich da rhe­to­risch so galant her­aus­winden konnte. Fum­mel­kutten“, Drib­bel­flöhe“, Geil-auf­dad­delnde-Flü­gel­zange“, wäre alles echt nicht okay gewesen.

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VfL Wolfs­burg
Trotz der 2:3‑Niederlage gegen Bayern, die wegen des Flick-Rück­tritts etwas in Ver­ges­sen­heit geraten ist und so gut wie gleich­be­deu­tend mit einer wei­teren Bayern-Meis­ter­schaft ist, die wegen voll­kommen-egal in Ver­ges­sen­heit geraten wird, spielen die Wolfs­burger eine ziem­lich gute Saison. Offenbar so gut, dass sie jetzt Tri­kot­sponsor des ame­ri­ka­ni­schen Dritt­li­gisten FC Chat­ta­nooga sind. Kein Witz. Wäre auch ein schlechter. Wie Cle­mens Tön­nies.

Jamal Musiala
Wenn die Eltern sich scheiden lassen, sind häufig die Kinder leid­tra­gend. Sie müssen sich künftig ent­scheiden, auf welche Seite sie sich schlagen, wo sie leben wollen und ver­stehen meist nicht mal so recht, warum. Bay­erns Jamal Musiala ist zum Glück noch nicht alt genug, um in Gänze zu ver­stehen, was da eigent­lich zwi­schen Hansi und Brazzo vor­ge­fallen ist. Daher spielte er am Samstag auch unbe­küm­mert auf, schoss zwei herr­liche Tore, konnte sich sicher sein, Mama, Papa, Hansi und Brazzo sind stolz. Egal was ist. Haupt­sache Jamal geht’s gut. Der Moment war per­fekt. Wenn er wüsste, was in naher Zukunft auf ihn zukommen wird, er hätte sich ihn ein­frieren lassen. Schneller als seine flinken Beine ihn die Linie ent­lang­schi­cken, wird er näm­lich in einer Patch­work-Familie ste­cken. Er wird sich für Bayern und Brazzo ent­scheiden und dort her­an­wachsen, Hansi wird er nur noch alle zwei Monate sehen – mit seinem Neuen, dem DFB. Die Vor­züge sind klar. Bei Hansi gibt es Cola, Chips, Play­sta­tion, irgend­wann das erste Bier, Gespräche über Mäd­chen. Bei Brazzo ist es spießig. Vor allem Brazzos Neuer, Nagels­mann, ist unaus­steh­lich. Der nennt ihn ständig Champ“. Immer wieder wird Hansi ihn subtil aus­fragen, wie es bei Bayern mit dem Neuen läuft. Musiala liebt es bei Hansi, hier kann er sein wie er ist. Schließ­lich nimmt er seinen Mut zusammen, wird beim Früh­stück an der Säbener Straße vor­stellig: Brazzo, Kalle, Oli. Ich werde zukünftig bei Hansi leben.“

Mat­thias Ginter
Hat in dieser Saison ins­ge­samt schon 50 Spiele gemacht. Und jedes davon 90 Minuten lang durch­ge­spielt. Meine Güte! Das ist alle vier Tage ein Fuß­ball­spiel. Es soll 11FREUNDE-Redak­teure geben, die nicht mal alle vier Tage duschen. Also hört man so. Jetzt hat Ginter am Wochen­ende auch noch getroffen. Und hatte bei seinem Kopf­balltor so viel Platz, wie, nun ja, 11FREUNDE-Redak­teure, die sich nach vier Tagen Nicht­du­schen vor die Tür wagen.

Dort­munds Tri­kots
Der BVB lässt scheinbar nichts unver­sucht, sich doch noch irgendwie für die Cham­pions League zu qua­li­fi­zieren. Am Sonntag sogar mit schwarz-neon­gelbem 97er-Nost­algie-Fetzen gegen Werder. Und zack, nach dem 4:1‑Sieg sind es tat­säch­lich nur noch vier Punkte auf die viert­plat­zierte Ein­tracht. Ein dop­pelter Karl-Heinz Air­ling“ Haa­land, Terzic im beigen Trench­coat und Kokser Hum­mels wären auch für Juve zu viel gewesen, für Bremen allemal.

Das Zwosch“ des Tor­netzes
Es gibt ein Geräusch, das noch schöner ist, als das Stol­lenkla­ckern auf hartem Unter­grund. Und das ist dieses Zwosch“, wie Ruud van Nis­tel­rooy es mal genannt hat, wenn der Ball ins Netz fliegt. Per­fekt wird der Sound, wenn oben­drein der kurz­zeitig hoch­klap­pende Alub­o­den­rahmen des Tores hin­zu­kommt. Dieses Geräusch klingt im Hoch­glanz­pro­dukt Bun­des­liga für eine Mil­li­se­kunde eben doch noch nach Asche­platz in Dort­mund-Sölde, Frank­furt-Born­heim und Gel­sen­kir­chen-Buer. Wo tro­ckener Husten noch nicht mit einem töd­li­chen Virus asso­zi­iert wurde, son­dern mit ganz all­täg­li­chem Aus­wurf von Platz­wart Delle“ Detlef, der inmitten einer Asche­wolke fil­ter­losen Rot­händle paf­fend den Krei­de­wagen über den Platz schiebt. Fuß­ball ist immer noch wichtig!

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