Samuel Eto’o wird 40 Jahre alt. Wir verneigen uns vor einem der erfolgreichsten Stürmer aller Zeiten – und präsentieren die schönsten Bilder einer spektakulären Karriere. Aber Achtung: Die Galerie kann einen starken Drang nach Trikotausziehen-und-Losbrüllen auslösen.
Ob Samuel Eto’o sich über seinen 40. Geburtstag freut? Wir können es nur vermuten. Falls ja, dann allerdings ganz sicher mit weit von sich gestreckten Armen und einem breiten Lächeln. Eben so, wie er sich auch über seine knapp 11.623 Karrieretore (Trainingsspiele/Übungen/Warmschießen vorm Spiel mitgezählt) gefreut hat. Aber der Reihe nach.
Als 15-Jähriger zieht Samuel Eto’s aus seiner Heimat Kamerun nach Spanien, Real Madrid hatte das Ausnahmetalent zuvor gesichtet und für gut befunden. In Madrid selber kann sich der Teenager allerdings ob der monströsen Konkurrenz (Raul, Suker, Mijatovic, Morientes, Anelka) nicht durchsetzen, weswegen er es ab Januar 2000 bei Mallorca versucht. Eine gute Idee: Für den Verein erzielt er in viereinhalb Jahren knapp 70 Tore. Nico van Kerckhoven gefällt das nicht.
Zu dem Zeitpunkt hat Eto’o sich vor allem international schon einen Namen gemacht. Weil er für Kameruns A‑Nationalmannschaft schon als 15-Jähriger (!) debütiert. Weil er an der WM 1998 als 17-Jähriger teilnimmt. Weil er beim Afrika-Cup 2000 fünf Tore schießt und das Turnier mit seiner Mannschaft gewinnt. Und weil er 2000 mit seinen Kollegen der kamerunischen U23 das olympische Fußballturnier gewinnt.
Bescheidenheit ist eine Tugend. Aber eben nur für Leute, die mit Anfang 20 noch nicht die größten Fußballstars eines 25-Millionen-Einwohner-Landes sind.
Mit Kamerun nimmt Eto’o insgesamt an drei Weltmeisterschaften und sechs Afrika-Cups teil, letzteres Turnier gewinnt er zweimal, mit 18 Toren in 29 Einsätzen ist er bis heute Rekordtorschütze des Wettbewerbs. Am Ende kommt Eto’o in 118 Spielen für Kamerun auf 56 Tore, (circa) ebenso oft tritt er beleidigt zurück, nur um diese Entscheidung (meist vor großen Turnieren) doch wieder zu revidieren.
Der wohl größte Skandal seiner Länderspielkarriere: dieses Ärmellos-Trikot bei der WM 2002. Mit dem man gegen die deutsche Auswahl natürlich keine Chance hat, allein schon, weil sich bei einem Ärmellos-Trikot die Ärmel nicht hochkrempeln lassen, wenn man erstmal (etwa wegen Marco Bode) in Rückstand geraten ist. Und das bei der FIFA für mächtig Ärger und Diskussionen sorgt. Völlig logisch, immerhin geht es in dem Fall ja nicht um eine Lappalie wie gekaufte Stimmen oder andere Formen von Korruption.
Unterm Strich ist es so: Wann immer Eto’o im Nationaltrikot aufläuft, wird es spektakulär. Auch, weil er in schöner Regelmäßigkeit dafür sorgt, dass selbst humorlose Spieler wie Gattuso oder Montolivo zu Lachnummern werden.
Der vielleicht größte afrikanische Stürmer aller Zeiten. Und Samuel Eto’o.
2004 wechselt Eto’o für 27 Millionen Euro zum FC Barcelona, wo seine Karriere so richtig Fahrt aufnimmt. Gleich in seiner Debüt-Saison schießt er 29 Tore. Oder wie man ein paar Jahre später bei Lionel Messi sagen wird: ein guter Monat.
Gemeinsam mit Ronaldinho verzaubert er Fans auf der ganzen Welt. Der FC Barcelona spielt nicht nur erfolgreich, sondern auch spektakulär.
Wir wissen gar nicht, mit welchem der beiden wir in diesem Moment lieber tauschen würden.
2005 wird Eto’o bei der Wahl zum Weltfußballer Dritter. Hinter Frank Lampard und, na klar, seinem Teamkollegen Ronaldinho. Außerdem gewinnt er den inoffiziell von einem kleinen, deutschen Angebermagazin vergebenen Preis für den schönsten Frust-Jubel des Jahres.
Ein halbes Jahr später krönen sich die Superstars des FC Barcelona selbst. In einem hochspannenden Finale gegen Arsenal holen sie am 17.05.2006 den Champions-League-Titel. Eto’o sorgt zum einen für den frühen Lehmann-Platzverweis und erzielt außerdem, eine Viertelstunde vor Abpfiff, den 1:1‑Ausgleich. Exemplarisch für diese rauschhaften Jahre hier ein paar besonders ergreifende Jubelbilder.
Eto’o mit Yaya Toure.
Eto’o mit Henry.
Eto’o mit Messi.
Eto’o mit ohne Trikot.
Die Saison 2008/2009 wird seine letzte in Barcelona – und sie wird besonders gut. In der Liga erzielt er 30 Tore, so viele wie nie zuvor und nie danach, in der Champions League holt er schon wieder den Titel (sein insgesamt dritter, 2000 stand er offiziell im Real-Kader), wieder trifft er im Finale. Mit Barcelona holt er das Triple.
Zu dieser Zeit gelingt ihm quasi alles. Er trifft mit rechts und mit links, mit Gefühl und mit Gewalt, von nah und von fern.
Allerdings sorgt er auch immer häufiger abseits des Platzes für Aufregung – und wird (zusammen mit 47 Millionen Euro) nach 199 Spielen mit 170 direkten Torbeteiligungen von Barcelona gegen Inters Zlatan Ibrahimovic getauscht. Das Ende seiner Karriere?
Quatsch. In Mailand verdient er einerseits so viel Geld wie kein anderer Spieler in der Liga – und trifft außerdem einfach weiter. Deswegen stellvertretend für die kommenden, nicht weniger rauschhaften Jahre, hier ein paar besonders ergreifende Jubelbilder.
Eto’o mit Goran Pandev und schöner Beleuchtung.
Eto’o mit aller Zeit der Welt.
Eto’o mit Zeigefinger.
Eto’o schon wieder mit Zeigefinger.
Eto’o mit schlechtem Gewissen.
Eto’o mit Zunge raus.
Eto’o mit Hohlkreuz.
Eto’o mit Gefühlen, wo man schwer beschreiben kann.
Gleich in seiner ersten Saison geht es im Champions-League-Halbfinale gegen Barcelona. Das Rückspiel verliert Inter zwar mit 0:1 im Camp Nou, aber das Ergebnis reicht genau fürs Weiterkommen. Danach jubeln Mourinho und Eto’o aus Respekt vor ihrem Ex-Verein nur zurückhaltend und dezent.
Im Finale trifft Inter auf Bayern – das dritte Endspiel für Eto’o, zum ersten Mal gelingt ihm kein Tor. Dafür bereitet der Kameruner, der von Mourinho immer häufiger als Rechtsaußen eingesetzt wird, das 2:0 von Diego Milito vor. Auch nicht verkehrt.
Wahnsinn: Zum dritten Mal innerhalb von nur fünf Jahren gewinnt Eto’o den wichtigsten Wettbewerb im europäischen Vereinsfußball.
Er wird dadurch zum ersten Spieler der Fußballgeschichte überhaupt, der das große europäische Triple verteidigen kann. Denn mit Inter wird er nicht nur Champions-League-Sieger, sondern gewinnt auch die Meisterschaft und den Pokal, genau wie mit Barcelona im Jahr zuvor.
Immer eine gute Idee: Samuel Eto’o den Ball zuspielen, wenn er dieses Handzeichen gibt.
Wirkt nicht so, als sei es erst zehn Jahre her: Samuel Eto’o in einem Champions League-Spiel gegen die Bayern und Thomas Kraft.
Wirkt nicht so, als sei es jemals passiert: Samuel Eto’o in einem Champions League-Spiel gegen Schalke und Hans Sarpei. Das Inter auch noch mit 2:5 verliert!!!
Für Inter kommt Eto’o am Ende auf 52 Tore in 102 Einsätzen. In seinem vorletzten Spiel trifft er nochmals doppelt – und Inter holt gegen Palermo den italienischen Pokal.
Schieß mich tot! Will Anschi Machatschkala echt 20 Millionen im Jahr für den mittlerweile 30-Jährigen Eto’o zahlen???
Ja, Anschi Machatschkala will echt 20 Millionen im Jahr für den mittlerweile 30-Jährigen Eto’o zahlen! Der sich diese Gelegenheit nicht entgehen lässt und nach Russland wechselt. Da gerät er zwar etwas aus dem Fokus, schießt aber in drei Jahren trotzdem fast 50 Tore. Und darf immerhin nochmal gegen Hannover 96 ran!
Kommen wir zum Abschluss zur beliebten Sonderkategorie „Karrierestationen von Samuel Eto’o, die wir komplett vergessen hatten“: Samuel Eto’o bei Chelsea (35 Spiele, zwölf Tore).
Samuel Eto’o bei Everton (20 Spiele, vier Tore).
Samuel Eto’o bei Genua (18 Spiele, zwei Tore).
Samuel Eto’o bei Antalyaspor (77 Spiele, 44 Tore, siehe Foto) und bei Konyaspor (14 Spiele, sechs Tore).
Samuel Eto’o bei Qatar SC (18 Spiele, sechs Tore, Symbolbild).
How it started:
How it’s going.
Fest steht jedenfalls: Zum Ende seiner Karriere macht Eto’o es sich in seinem Körper ein bisschen gemütlicher.
Kommen wir nun zum Abschluss (diesmal wirklich) zur besonders beliebten Sonderkategorie (Achtung: special interest!) „Samuel Eto’o in der immer gleichen Mailänder Straße beim Shopping oder auf dem Weg zu einem Gerichtstermin ob ihm zur Last gelegter Steuerhinterziehung“. Voilà.
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2019 macht ein mit der eigenen Laufbahn zurecht hochzufriedener Eto’o nach über 700 Spielen und fast 400 Toren jedenfalls Schluss mit seiner aktiven Fußballkarriere.
Seitdem sieht man ihn in auf den ersten Blick schwer zu verstehenden TV-Shows…
… oder als ikonisch jubelnden Zuschauer bei Kamerun-Spielen. Wir sagen jedenfalls alles Gute, rechnen nochmal nach, wie lange wir arbeiten müssten für ein Eto’o-in-Machatschkala-Wochengehalt (Spoiler: 7532,78 Jahre) und gehen dann ins Bettchen, von wunderschönen Eto’o-mit-der-Pike-in-den-Winkel-Toren träumen. Macht’s gut!