Einst galt der Kölner Patrick Helmes als bester Stürmer des Landes. Jetzt weiß niemand, ob er überhaupt wieder Fußball spielen kann.
Zwei Kreuzbandrisse, ein Mittelfußbruch, etliche weitere Bänder- oder auch Muskelfaserrisse, dazu jetzt der Knorpelschaden – nur eine Auswahl der Rückschläge, die Helmes seit dem Start seiner Profikarriere im Sommer 2005 zu verkraften hatte. Dabei hatte alles so vielversprechend begonnen: In seinen Anfangstagen war er einfach drauflos gestürmt, sein Torinstinkt war außergewöhnlich, seine Schusstechnik herausragend. Er ist ein Typ Stürmer, wie es sie heute kaum noch gibt. Ohne Schnörkel. Ballannahme, Abschluss.
„Enorme Qualitäten“ als Torjäger
Mit 30 hat einer wie er gerade einmal 98 Bundesliga-Spiele (45 Tore) absolviert und ist nur 13 Mal (2 Tore) für die DFB-Elf aufgelaufen. Dabei genoss er beim Bundestrainer durchaus hohes Ansehen. Noch vor der Europameisterschaft 2012 machte Joachim Löw dem Stürmer Hoffnung auf eine Teilnahme am Turnier und sagte: „Wir haben immer gewusst, dass Helmes als Torjäger enorme Qualitäten hat.“
Zuvor hatte Helmes endlich eine Rückrunde verletzungsfrei überstanden, er hatte die zwischenzeitliche Degradierung in die Regionalliga-Mannschaft des VfL Wolfsburg hinter sich gelassen und 12 Tore in 16 Saisonspielen für die Profis erzielt. Sogar sein damaliger Trainer Felix Magath, zu dem Helmes ein eher kompliziertes Verhältnis hatte, sagte: „Aus meiner Sicht führt für Löw kein Weg an Helmes vorbei.“ Wieder einmal hatte sich der gebürtige Kölner zurückgekämpft. Doch bei der Nominierung sagte Löw bloß, er sei „natürlich besonders erfreut“ über Helmes’ Entwicklung – berief stattdessen aber Cacau, Mario Gomez und Miroslav Klose in den vorläufigen Kader.
Wie es so häufig war in Helmes‘ bisheriger Karriere: Dachte man, es geht endlich aufwärts, folgte die nächste Katastrophe.
Mittlerweile glaubt kaum mehr jemand an eine positive Wendung. Helmes ist zwar Teil des FC-Mannschaftsrats, sitzt bei jedem Heimspiel gleich neben der Ersatzbank und zeigt sich oft am Geißbockheim. Doch sein Krankheitsbild gibt nach wie vor Rätsel auf. „Die Belastung soll im Zuge der Therapie gesteigert werden und man wird sehen, wie Patricks Körper darauf reagiert“, sagt Mannschaftsarzt Dr. Peter Schäferhoff. Aber: „Eine Prognose zum Heilungsverlauf können wir nicht abgeben, weil bei dieser Form der Verletzung jeder Fall sehr individuell ist.“
Verliert er diesen Kampf?
Neben aller tragischer Aspekte ist es aus sportlicher Sicht besonders bitter für den FC, dass sein prominentester Spieler derzeit nur noch ein der Mannschaft nahestehender Fan ist. Acht Stürmertore weisen die Kölner nach der Hinrunde lediglich auf, sechs davon hat Anthony Ujah erzielt. Außer dem Nigerianer erreichte keiner der Offensivmänner eine ordentliche Form. Zoller und Osako spielten vor der Winterpause kaum noch eine Rolle. Nur logisch, dass der FC darüber nachdenkt, noch im Januar einen weiteren Spieler zu verpflichten.
Und Helmes selbst? Seit Monaten hält er sich mit offiziellen Statements zurück, Interviewanfragen blockt der Verein ab. In einer Mitteilung wurde er jüngst mit den Worten zitiert: „Ich werde alles tun, um gesund zu werden und wieder für den 1. FC Köln in der Bundesliga zu spielen.“ Doch trotz aller Rückschläge, die er bereits hinter sich gelassen hat – den Kampf gegen den eigenen Körper wird Patrick Helmes am Ende möglicherweise doch verlieren.